Tomorrowland: Nach kleinem Crash findet Topic mit Eisbaden seine Balance
•
Lesezeit: 9 Minuten
Boom. Nach seinem Tomorrowland-Auftritt spricht Topic über seinen internationalen Erfolg, seine “Musik-Krise“ und seine größte persönliche Challenge.
Der in Solingen aufgewachsene DJ und Musikproduzent Topic reitet international weiter auf der Erfolgsspur. Jetzt ist der 31-Jährige an den Ort zurückgekehrt, wo sich vor einem Jahr einen seiner größten Träume erfüllt hat: das Festival Tomorrowland in Belgien. Einst war er Gast im Publikum und träumte davon, als Künstler auf der Mainstage aufzulegen - dieses Punkte konnte er 2022 von seiner Bucket List streichen.
Bei Tomorrowland 2023 ging es für ihn auf die Library-Stage. Sie ist eine der optisch schönsten Bühnen in dem Musik-Märchenland - eines der Bücher erinnert unter anderem an den verstorbenen Künstler Tim Bergling alias Avicii.
Kurz nach seinem Auftritt traf die Redaktion auf einen gut gelaunten Topic, der im Interview über seinen DJ-Gig mit seinem Freund Nico Santos im Publikum und das Phänomen Tomorrowland aber auch ganz offen über seine aktuelle "musikalische Krise" sprach und wie er nach einem kleinen Crash im vergangenen Jahr sein Leben umgestellt hat - inklusive Sport und Eisbaden als Stärkung für Körper und Geist.
Was sagst du zu deinem Auftritt auf der Library-Bühne des Festivals Tomorrowland – warst du zufrieden?
Topic: „Es war sehr gut – ich hätte nicht damit gerechnet, dass es so gut wird!“
Dann entwickelte sich die Situation aber doch etwas anders…
Topic: „Mein Tour-Manager kam kurz vorher zu mir und sagte, dass das Duo vor mir Local Heroes aus Belgien wären und es gleich richtig leer werde…, da dachte ich, das wird wieder wie beim letzten Mal.“
Es dauerte dann ein paar Minuten bis sich der Innenraum vor der Bühne neu sortiert hatte und es blieben diejenigen, die gezielt wegen deines Auftritts da waren…
Topic: „Ja und es war viel voller als beim letzten Mal und die Stimmung war richtig gut – mit Nico Santos im Publikum“. (lacht) „Da spiele ich gerne jedes Jahr für den Rest meines Lebens."
Topic: „Es ist hier zwar unfassbar, aber trotzdem war ich heute gar nicht aufgeregt und total relaxt, als wir zur Bühne gefahren sind. Das habe ich bei vielen Dingen in meinem Leben – wenn ich die Erfahrung einmal gemacht habe, bin ich beim nächsten Mal viel entspannter. Ich wollte früher Formel-1-Fahrer werden. Dann bin ich über Kontakte tatsächlich mal in eine Box bei der Formel-1 gekommen, habe alles gesehen, die Fahrer getroffen und festgestellt, dass das alles auch nur Menschen sind.“
Du warst auch Mittelpunkt einer Dokumentation über das Festival und hast ein Lied auf dem Label von Tomorrowland veröffentlicht - welche Bedeutung hat Tomorrowland mittlerweile für dich?
Topic: „Ich habe sogar die Gründer des Festivals kennengelernt – das sind sehr coole, auf dem Boden gebliebene Leute. Ich fühle mich da sehr geehrt, dass ich Teil dieser Tomorrowland-Familie bin und regelmäßig auf einem Festival spiele, wovon ich vor zehn Jahren nur geträumt habe.“
Lesen Sie weitere Texte über das Festival Tomorrowland:
Du zählst international bei immer mehr Festivals zu den großen Namen im Line up. Hat dir diese Nähe zu Tomorrowland im Laufe des letzten Jahres einen zusätzlichen Karriere-Push gegeben?
Topic: „Das stimmt, obwohl ich in den letzten zwölf Monaten keinen globalen Hit hatte. Trotzdem habe ich international noch einmal einen richtigen Sprung gemacht – das liegt sicher auch an meiner Verbindung zu Tomorrowland.“
Du hast dich allerdings auch in deinen DJ-Sets sehr weiterentwickelt. Sie klingen noch internationaler und vor allem variabler in der Musik-Auswahl…
Topic: „Das ist interessant, denn das Internationale wird mir seit meinem ersten Song 2014 nachgesagt. Aber ich weiß überhaupt nicht warum… oder was ich mache, dass es so klingt.“ (lacht)
Du hast kürzlich zwei neue Singles veröffentlicht mit „Lucid Dream“ und „Sleepless“, die beide einen etwas anderen Musik-Stil und in der Geschwindigkeit zugelegt haben im Vergleich zu früheren Produktionen – wohin geht bei dir die Reise musikalisch?
Topic: „Ich hab‘ ehrlich gesagt gerade ne‘ Krise“, (lacht dabei) „weil ich tatsächlich musikalisch nicht so genau weiß, wo ich hin will. Es wird gerade alles schneller, aber ich bin dagegen einen Hype mitzugehen. Ich hasse das eigentlich. Dann habe ich wiederum mal schnellere Songs gespielt und dabei gemerkt, dass ich das voll mag. Jetzt muss ich schauen, dass ich schnellere Musik mache, die aber nicht wie von anderen Leuten geklaut klingt. Bei „Lucid Dream“ habe ich mich zum Beispiel ohne konkretes Vorbild an den 90er-Trance orientiert.“
Topic: „Auf jeden Fall. Das liegt in meinem Charakter. Vor zwei Jahren wurde bei mir ADHS diagnostiziert und eine Begleiterscheinung davon ist, dass man immer wieder etwas Neues braucht. Ich könnte niemals noch einmal einen Song wie ,Breaking Me‘ machen. Ich muss mich einfach immer wieder verändern.”
Du hast jetzt mit Parookaville, das du als bestes Festival Deutschlands bezeichnet hast, und Tomorrowland zwei dir so wichtige Festivals an zwei Wochenenden in Folge – ist das der Höhepunkt des Jahres für dich und wie hälst du in den nächsten Wochen das Energie-Level?
Topic: „Ich hatte letztes Jahr Ende des Sommers tatsächlich erstmals so einen kleinen Crash. Sonst bin ich mental immer top, aber da war ich auf einmal down, als ein Auftritt vorbei war. Jedes Wochenende im Sommer bist du mit Freunden unterwegs, heute ist hier sogar Nico Santos – das ist manchmal wie eine Hausparty oder Klassenfahrt. Und wenn man dann im Winter wieder zuhause einfach nur rumhängt, dann fehlen einem die intensiven Eindrücke. Das ist dann die eigentliche Challenge für mich.“
Hast du denn in diesem Sommer etwas verändert?
Topic: „Ja, ich habe angefangen krass Sport zu machen - also ins Fitnessstudio gehen und Basketballspielen, aber auch Eisbaden und Meditieren gehören für mich dazu.“
Eisbaden?
Topic: „Wanne kalt machen und Eis rein. Das Wasser muss so fünf/sechs Grad haben und dann für drei Minuten reingehen... Ich weiß, das ist hart, aber das tut richtig gut – körperlich als auch mental.“
Topic sieht Tomorrowland und Parookaville vorn in Europa
Du hast Parookaville als das beste Festival in Deutschland bezeichnet – was sagst du nach deinem Auftritt letzte Woche?
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.