Boom.. Das Festival Tomorrowland in Belgien hat nichts von seinem Reiz verloren: DJ-Stars, Liebe zum Detail und eine imposante Mainstage als Prunkstück.
Der Traum vom Tomorrowland - für täglich gut 66.000 Gäste ist er an zwei Festival-Wochenenden im Juli wieder wahr geworden. Millionen Menschen versuchen jährlich ein Ticket für das Festival in Belgien zu ergattern - die meisten gehen leer aus. Auch deshalb hat das Musik-Märchenland mit dem Motto "Lebe heute, liebe morgen - vereint für immer" seinen Reiz bei der 17. Ausgabe nicht verloren. Was es so besonders macht, ist die Kreativität der Festival-Planer des liebevoll gestalteten Events als auch die clevere Marketing-Strategie, die aus dem Tomorrowland ein begehrenswertes Ziel für Musik-Fans gemacht hat.
Das Festival Tomorrowland in Belgien ist ein globales Phänomen, das Menschen aus aller Herren Länder jedes Jahr für zwei Wochenenden auf das Gelände eines Freizeitparks in die Stadt Boom nahe Antwerpen führt. Speziell gebuchte Tomorrowland-Reisen aus 30 Ländern werden jedes Jahr organisiert. Dort begeben sie sich in eine perfekt inszenierte Märchenwelt, die gleichermaßen ein visuelles als auch akustisches Erlebnis bildet. 15 Bühnen stehen über den Freizeitpark verteilt - die einen groß und imposant, andere klein und verspielt in der Optik.
Mainstage ist bei Tomorrowland 2023 das Prunkstück
Knapp 67.000 Gäste am Tag - davon 38.000 Camper - sind die maximale Besucher-Kapazität. Ein ausgegklügeltes Wege. und ein Einbahnstraßen-System auf dem Gelände sorgt dafür, dass die Ströme von Bühne zu Bühne meist fließen und es Gedränge nur bei den ganz großen Stars gibt. So ist die Arena vor Mainstage am Abend meist mit bis zu 40.000 Festival-Fans gefüllt.
Für viele Besucher ist die Hauptbühne das Highlight des Festivals: 160 Meter breit und 43 Meter hoch ist das Prunkstück, das vom Tomorrowland-Atelier jedes Jahr aufs Neue entworfen und gebaut wird. Passend zum Thema "Reise nach Adscendo" sieht sie wie ein Fantasy-Schloss aus, das auch als Hauptrattraktion im Disneyland stehen könnte.
Liebevoll gestaltetes Festival-Gelände in Boom
Tagsüber können die Gäste viele Feinheiten entdecken – es gibt stets Bewegung auf der Bühne, sei es durch Wasserfälle, sich drehende Räder oder die überdimensionalen Video-Screens. Abends entfaltet die Mainstage dann ihre virtuelle Kraft und präsentiert sich in einem atemberaubenden Lichtermeer samt Pyro-Effekten. Mehrfach am Tag kommen Dutzende Darsteller und Artisten zum Einsatz, wenn die fesselnde Erzählstimme den nächsten Act ankündigt.
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Heimliche Stars sind die Getränke-Becher und Dosen-Einsammler, die es zumindest zeitweise schafften, dass der Boden im Innenraum vor der Mainstage nicht durchgehend zugemüllt wird – ein Pfandsystem wie bei anderen Festivals gibt es bei Tomorrowland nicht. Stattdessen setzen die Veranstalter auf die Eigenverantwortung der Gäste, die das liebevoll gestaltete Festival-Gelände und die Natur nicht mit ihrem Abfall verunstalten sollen, was an vielen Stellen auch sehr gut funktioniert.
Tomorrowland besticht durch musikalische Vielfalt
Bei allen Show-Elementen und der außergewöhnlichen Bühnen-Bauten, die einem als erstes ins Auge fallen, besticht das Tomorrowland durch eine musikalische Vielfalt im Line up. Dazu gehören nicht nur internationale Stars wie Steve Aoki, Timmy Trumpet, Dimitri Vegas & Like Mike, Nervo, Armin van Buuren, Tiesto, Hardwell, Sebastian Ingrosso und Steve Angello. Gibt es einen neuen Trend in der elektronischen Musik-Szene, so wird er schon bald im Tomorrowland präsentiert. So bekam in diesem Jahr erstmals das Musik-Label Afterlife für einen Tag die Freedom-Bühne.
Hier spielten am ersten Tomorrowland-Wochenende nicht nur Künstler wie Anyma, Camelphat, Adriatique und Tale of Us die derzeit stark angesagte Musik-Richtung Melodic Techno – durch den riesigen Video-Screen über die gesamte Bühnen-Breite gab es auch ein perfekt zu den Liedern abgestimmtes visuelles Erlebnis mit überdimensionalen Effekten. Einziger Wehrmustropfen: Diese Verbindung von Musik und Video ist so beeindruckend, dass viele Gäste die Show mit ihren Handys filmten und kaum einer noch tanzte.
Martin Garrix sorgte für würdigen Schluss-Akkord des Tomorrowland
Der Mut zur musikalischen Vielfalt fällt auch beim Blick auf das Line up der Mainstage von Tomorrowland auf. Während viele Festivals dort auf Nummer sicher gehen auf vor allem auf klassischen Big-Room-Sound setzen, bei dem das Publikum automatisch mitgerissen wird, setzten die belgischen Planer ganz bewusst überraschende Akzente. Und sie als auch die ausgewählten Künstler wurden durch die Besucher-Resonanz belohnt. Das bereits erwähnte Duo Tale Of Us bewies genauso seine Mainstage-Tauglichkeit wie die Techno-Produzenten Kölsch und Paul Kalkbrenner, der am letzten Sonntag dem derzeit weltweit beliebtesten DJ (laut Leser-Wahl des DJ Mag) Martin Garrix das Feld bereitete.
Es gab wohl kaum eine bessere Wahl, als erneut den Niederländer auf die Position des Closing Act der beiden Festival-Wochenenden zu setzen. Mit seinem von positiv klingenden Melodien und übersäten Electro-House-Sound versetzte Martin Garrix das Publikum ein letztes Mal in eine euphorische Stimmung, die bei vielen Gästen sinnbildhaft für die besondere Atmosphäre des Tomorrowland steht: Eine Welt, in der die Sehnsüchte der Menschen nach Frieden, Glück und Zusammenhalt zumindest für ein Wochenende erfüllt werden können.
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Zwei Todesfälle in Zusammenhang mit dem Festival Tomorrowland
Kurzzeitig zurück in die Realität geholt haben zwei Todesfälle an den beiden Festival-Wochenenden Besucher und Veranstalter. Am ersten Wochenende wurde ein 26-jähriges Crew-Mitglied tot auf dem Campingplatz aufgefunden. Am zweiten Wochenende wurde ein 35-jähriger Gast aus Thailand bewusstlos in ein Krankenhaus gebracht, wo er verstorben ist. In beiden Fällen ermittelt die Staatswanwaltschaft Antwerpen. Eine Obduktion soll jeweils Klarheit über die Todesursache bringen. „Unser Mitgefühl gilt in erster Linie der Familie und den Freunden“, heißt es in einem Statement seitens des Veranstalters.
37 Menschen sind an beiden Festival-Wochenenden wegen Drogenhandels festgenommen worden. Insgesamt habe es 181 Festnahmen bei der Veranstaltung in Boom bei Antwerpen gegeben, teilte die Polizei am Dienstag der belgischen Nachrichtenagentur Belga zufolge mit.