Bochum. Nadine aus Bochum blickt mit Sorge auf den Sommer: Sie muss eine lange Betreuungslücke überbrücken. Das Problem sieht sie auch bei Arbeitgebern.
Schon bald wird das Leben vieler Familien in Nordrhein-Westfalen auf den Kopf gestellt: Wenn sich erfahrene Kindergartenkinder in unsichere Erstklässler verwandeln, beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Doch für viele Eltern ist die Übergangsphase von der Kita in die Schule mit Stress verbunden: Sie müssen eine ungewöhnlich lange Betreuungslücke überbrücken, weil die Sommerferien vergleichsweise spät enden.
Denn während das Kita-Jahr bereits am 31. Juli endet, startet die Schule für die rund 180.000 Erstklässlerinnen und Erstklässler erst am 21. und 22. August. Hier erzählt die 40-jährige Nadine (Name geändert) aus Bochum, warum sie sich mehr Flexibilität von Arbeitgebern wünscht:
„Theoretisch hatte ich Glück: Mein Sohn wird in diesem Jahr eingeschult und hat einen Platz im Offenen Ganztag (OGS) bekommen. Das Problem ist nur, dass die OGS in der zweiten Ferienhälfte geschlossen hat – und die Kita in der ersten Hälfte. Wir müssen also sechs Wochen überbrücken. Das wissen wir schon lange, trotzdem ist es eine große Herausforderung.
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Wir sind getrennt, was in dem Fall ein Vorteil ist: Wir können uns die Ferien einfach aufteilen. Und zum Glück haben wir die Omas, die für jeweils eine Woche einspringen. Die Urlaubstage, die man als Eltern hat, reichen einfach nicht aus. Dazu kommt ja auch: Man kann nicht immer dann frei nehmen, wann man es gerne hätte. Fast mein komplettes Team besteht aus Müttern. Sie wollen – und müssen – alle in den Schulferien Urlaub haben.
In meinem vorherigen Betrieb herrschte sogar Urlaubssperre in den Ferien, da wäre ich jetzt total aufgeschmissen. Generell würde ich mehr Unterstützung von den Arbeitgebern wünschen. Ich darf zum Beispiel nicht mal mehr Home Office machen, was die Vereinbarkeit von Familie und Beruf deutlich erschwert.
Nicht alle Eltern sehen ein Problem:
Nicht alle Eltern in Nordrhein-Westfalen denken, dass die Betreuungslücke zwischen Kita und Schule ein Problem ist. „Das weiß man ja früh genug und kann seinen Urlaub so planen“, schreibt ein Vater unserer Redaktion. Ein anderer: „Es ist doch selbstverständlich, dass man sich in den Ferien um seine Kinder kümmert. Man kann doch nicht immer die Verantwortung an den Staat abgeben. Ich finde das seltsam.“
Eine Mutter sagt, sie verstehe die Dramatik um die Betreuungslücke nicht. „Wer Kinder hat, muss nun mal mit Einschnitten rechnen. Das ist doch kein Problem“, sagt sie. Eine andere betont, dass sie es wichtig findet, dass Kinder vor dem Beginn der Schulzeit noch einmal ein paar Wochen frei haben.
Und auch die Politik müsste sich mehr Gedanken machen. Es kann doch nicht sein, dass die Kitaverträge immer am 31. Juli enden – also total unabhängig davon, wann die Sommerferien sind. Mir haben außerdem viele Eltern, deren Kinder in diesem Jahr in die Kita kommen, erzählt, dass sie mit der Eingewöhnung eh erst Mitte August anfangen, weil sie vorher im Urlaub sind. Die Kita wird also fast leer sein. Wieso kann mein Kind dann nicht weiter betreut werden, bis es eingeschult wird?“
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