Mülheim. NRW prüft offenbar, die Betreuungszeiten in Kitas zu reduzieren. Was das für Dirk Dregenus aus Mülheim und seine Familie bedeuten würde.
Werden die Betreuungszeiten in Kitas gekürzt? Das wird in NRW offenbar gerade geprüft, um etwas gegen Fachkräftemangel zu tun. Expertinnen und Experten haben große Bedenken – und auch Eltern sind alarmiert. Einer von ihnen ist Dirk Dregenus aus Mülheim. Seine Tochter (2) und sein Sohn (4) werden beide jeweils 45 Stunden pro Woche in der Kita betreut. Gäbe es diese Möglichkeit nicht, wäre das für die Familie eine Katastrophe, sagt der 39-Jährige. Lesen Sie hier sein Protokoll:
„Meine Frau und ich sind darauf angewiesen, dass unsere beiden Kinder 45 Stunden pro Woche in der Kita betreut werden. Wie sollte es auch anders gehen? Wir sind schließlich beide berufstätig. Würde es die Plätze so nicht mehr geben, wäre das für uns eine Katastrophe.
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Und damit sind wir nicht allein. In unserer Kita würde das viele Familien betreffen. Wir Eltern müssten zum Beispiel die Großeltern noch mehr in die Betreuung einbinden. Das ist aber auch nicht immer möglich. Oder ein Elternteil muss karrieretechnisch zurückstecken. Dabei heißt es doch immer, Gleichberechtigung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind so wichtige Ziele in unserer Gesellschaft.
Notbetreuung zum Dauerzustand in Mülheimer Kita
Außerdem kann es sich nicht jede Familie leisten, wenn ein Elternteil nicht arbeitet. Und auch wenn man für einen 45-Stunden-Platz in Zukunft mehr bezahlen müsste, wie es gerade überlegt wird, wäre das für viele nicht machbar.
Welche Folgen es hätte, wenn in Zukunft 45-Stunden-Plätze gestrichen werden, merken wir ja schon jetzt. Das große Problem ist: Unsere Kita ist andauernd in der Notbetreuung. Wir haben jetzt Mitte Mai und diese Woche ist die erste des Jahres, in der wir die Kinder nicht früher abholen oder gar zuhause lassen müssen.
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Das hat meine Frau schon dazu gezwungen, ihre Arbeitszeit vorübergehend zu verkürzen. Ich bekomme von vielen Eltern mit, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Manche Mütter haben Streit mit der Kita, weil sie oft zu spät kommen, um die Kinder abzuholen. Oder sie verscherzen es sich mit dem Arbeitgeber, weil sie früher gehen oder häufig Home Office machen müssen. Viele Mütter haben Angst, ihren Job zu verlieren.
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Dass jetzt versucht werden könnte, die Betreuung zu sichern, indem die Betreuungszeiten gekürzt werden, ist trotzdem der falsche Weg. Damit wäre überhaupt keiner Familie geholfen. Im Gegenteil.“
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