Essen. Lisas Kind wird im Sommer eingeschult. Die berufstätige, alleinerziehende Essenerin steht wochenlang ohne Betreuung da. Was sie sich wünscht.
Schon bald wird das Leben vieler Familien in Nordrhein-Westfalen auf den Kopf gestellt: Wenn sich erfahrene Kindergartenkinder in unsichere Erstklässler verwandeln, beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Doch für viele Eltern ist die Übergangsphase von der Kita in die Schule mit Stress verbunden: Sie müssen eine ungewöhnlich lange Betreuungslücke überbrücken, weil die Sommerferien vergleichsweise spät enden.
Denn während das Kita-Jahr bereits am 31. Juli endet, startet die Schule für die rund 180.000 Erstklässlerinnen und Erstklässler erst am 21. und 22. August. Hier erzählt Lisa (31) aus Essen, vor welchen Herausforderungen sie als alleinerziehende und berufstätige Mutter steht – und was sie sich wünscht:
„Ich bin berufstätig und alleinerziehend. Die Betreuungslücke ist für mich ein Riesenproblem. Ich bin in der Schwebe, fühle mich alleingelassen. Weil die Kita meines Sohnes in den Sommerferien auch noch geschlossen ist, muss ich insgesamt vier Wochen ohne Betreuung klarkommen.
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Ich arbeite in einem kleinen Betrieb. Ich kann also nicht immer so Urlaub nehmen, wie ich es gern hätte. Ich habe auch keine Großeltern, die sich mal eben um mein Kind kümmern können. Das sollte aber eigentlich ja auch kein Problem sein. Schließlich sollte es nicht die Pflicht der Omas und Opas sein, die Betreuung zu sichern. Das sollte Aufgabe der Politik sein.
Was mir wirklich helfen würde: Wenn die Ferienfreizeiten ausgebaut werden würden und es mehr Angebote auch für jüngere Kinder geben würde. Auch wenn die Betreuung nicht ganz günstig ist, wäre das eine gute Möglichkeit. Denn aktuell gibt es echt viel zu wenig Plätze, man muss viel Glück haben. Ich kenne Ferienfreizeiten auch aus meiner Kindheit, das war immer total schön.
Nicht alle Eltern sehen ein Problem:
Nicht alle Eltern in Nordrhein-Westfalen denken, dass die Betreuungslücke zwischen Kita und Schule ein Problem ist. „Das weiß man ja früh genug und kann seinen Urlaub so planen“, schreibt ein Vater unserer Redaktion. Ein anderer: „Es ist doch selbstverständlich, dass man sich in den Ferien um seine Kinder kümmert. Man kann doch nicht immer die Verantwortung an den Staat abgeben. Ich finde das seltsam.“
Eine Mutter sagt, sie verstehe die Dramatik um die Betreuungslücke nicht. „Wer Kinder hat, muss nun mal mit Einschnitten rechnen. Das ist doch kein Problem“, sagt sie. Eine andere betont, dass sie es wichtig findet, dass Kinder vor dem Beginn der Schulzeit noch einmal ein paar Wochen frei haben.
Generell bin ich aber in einer ganz anderen Zeit groß geworden: Mein Papa war arbeiten, meine Mutter zu Hause. Damals war Betreuung nie ein Problem. Heutzutage wäre das so gar nicht mehr möglich. Welche Familie verdient denn schon genug Geld, so dass ein Elternteil zu Hause bleiben könnte? Dieses Land ist sehr familienunfreundlich. Ich kann alle verstehen, die keine Kinder bekommen möchten, weil es wirklich nur mit Stress verbunden ist.“
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