Bottrop. Madita (33) aus Bottrop wollte unbedingt ein Baby. Ihr Partner nicht. Wie schwierig die Trennung war – und was sie anderen rät.
- Ein einseitiger Kinderwunsch ist eine Zerreißprobe für viele Beziehungen.
- Gehen oder bleiben: Vor dieser Entscheidung stand auch Madita (33) aus Bottrop.
- Warum die Trennung für sie die einzige Option war.
Ihr größter Wunsch ist es, schwanger zu werden. Er sagt jahrelang: „Noch nicht jetzt.“ Was tun, wenn man sich liebt, eigentlich alles stimmt – bis auf die Kinderfrage? Gehen oder bleiben: Vor dieser Entscheidung stand auch die heute 33-jährige Madita (Name geändert) aus Bottrop. Hier erzählt sie von ihren Erfahrungen mit einem einseitigen Kinderwunsch:
„Kinder gehören für mich zum Leben dazu, ich wollte eines Tages unbedingt Mutter werden. Das wusste auch mein Ex-Partner. Als wir zusammengekommen sind, war ich 25 und er 33 Jahre alt. Am Anfang meinte er zu meinem Kinderwunsch nur: ,Noch nicht jetzt‘. Damit war ich lange einverstanden, schließlich war ich selbst noch jung.
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Die ersten zwei, drei Jahre habe ich mir gar keine Gedanken gemacht. Aber dann wurde mein Kinderwunsch immer größer. Wenn eine Freundin erzählt hat, dass sie schwanger ist, hat mir das einen Stich versetzt. Ich dachte: Das will ich auch. Und zwar nicht erst in fünf Jahren, sondern jetzt.
Einseitiger Kinderwunsch: „Mein Partner liebte seine Freiheiten“
Aber die Antwort meines Ex-Partners blieb dieselbe: ,Noch nicht jetzt‘. Das war schwer für mich. Aber es gab immer etwas, an dem ich mich entlanghangeln konnte. Zum Beispiel: Nächstes Jahr fahren wir nochmal groß in den Urlaub, aber danach dann. Oder: Ich habe eine neue Arbeitsstelle, das sollten wir erstmal abwarten.
Ich war so naiv. Es war ein langer Prozess, aber irgendwann habe ich erkannt: Mein Partner wird nie Kinder haben wollen. Das hätte mir von vornherein klar sein sollen. Er hatte zum Beispiel ein Patenkind, aber kaum Interesse an ihm. Kinder waren für ihn immer mit Stress und Arbeit verbunden.
Er liebte seine Freiheiten: Am Wochenende feiern zu gehen, sich mit den Jungs zu verabreden, mal hier, mal da zu sein. Er war mit seinem Leben mit mir alleine zufrieden. Ein Kind hätte ihn nur eingeschränkt.
Einseitiger Kinderwunsch: „Entweder mein Partner oder ein Kind“
Ich wusste, dass ich eine Entscheidung treffen musste: Entweder mein Partner oder ein Kind. Als ich das erkannt habe, war ich 30 Jahre alt. Es fiel mir schon schwer, weil vieles in der Beziehung ja trotzdem sehr gut gepasst hat.
Aber ich wollte und konnte meinen Kinderwunsch nicht für meinen Partner aufgeben. Das klingt vielleicht egoistisch, aber ich weiß, dass ich sonst auf Dauer nicht glücklich geworden wäre.
Mein Ex-Partner konnte das nicht nachvollziehen. Aber wenigstens hat er bei der Trennung zugegeben, dass er sich nie wirklich vorstellen konnte, Kinder zu bekommen. Er hatte gehofft, dass sich mein Kinderwunsch irgendwann in Luft auflösen würde. Ich hätte mir gewünscht, dass er das von Anfang an so klar gesagt hätte. Das hätte mir eine Menge Tränen erspart.
Einseitiger Kinderwunsch: „Das kann eine Beziehung nicht überleben“
Natürlich kann man trotz einseitigem Kinderwunsch eine gewisse Zeit lang eine sehr schöne Beziehung führen. Aber wenn der Kinderwunsch bei einem Partner so stark ist, der andere aber gar keine Kinder haben will, kann das eine Beziehung meiner Meinung nach nicht überleben. Die Entscheidung ist zu existenziell.
Auch wenn die Trennung hart war, hatte ich von Anfang an das Gefühl, das Richtige zu tun. Ich bin dann zurück in meine Heimatstadt Bottrop gezogen. Und als ich selbst gar nicht damit gerechnet habe, habe ich durch Zufall meinen neuen Partner auf der Arbeit kennengelernt.
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Unser erstes Date war mitten im Corona-Lockdown. Wir haben einen Spaziergang gemacht. Dabei sind wir alle großen Fragen des Lebens durchgegangen, so wie beim Speeddating. ,Bist Du ein Familienmensch und kannst Du Dir eine eigene Familie vorstellen oder nicht?‘: Das war meine allererste Frage an ihn. Und zum Glück war: ,Noch nicht jetzt‘ nicht seine Antwort, sondern: ,Ja, auf jeden Fall!‘ Heute, drei Jahre später, sind wir verheiratet, haben eine kleine Tochter und leben zusammen in Bottrop, in der Nähe seiner und meiner Eltern. Genauso habe ich mir meine Zukunft immer vorgestellt.“
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