Tel Aviv. Olaf Scholz saß bereits im Flugzeug, als es wegen eines Raketenalarms evakuiert werden musste. Chefreporter Jan Dörner war dabei.

Es war ein langer Tag, der mit einem Schrecken endete: Der Kanzlertross war am Morgen von Berlin nach Tel Aviv geflogen, am Abend saßen wir dann wieder im Flugzeug für die Weiterreise nach Kairo. Ich hatte mich nach dem Einsteigen gerade in meinen Sitz gesetzt und den Laptop aufgeklappt, um noch ein bisschen zu schreiben. Gleich soll es losgehen. „Raus, raus!“, brüllt plötzlich jemand von der Bundeswehrcrew. Da fällt mir auf: Der Luftalarm ist zu hören – schon wieder. Raketenalarm nach Beschuss aus Gaza.

Wir rennen alle raus, die Journalisten aus dem hinteren Teil des Kanzlerfliegers über die Treppe am rückwärtigen Ausgang. Ich lasse alles liegen, meinen Laptop, meine Tasche. Olaf Scholz war ebenfalls schon an Bord, er verlässt die Maschine über den vorderen Ausgang und wird dann mit einem Auto zu einem Gebäude gefahren. Ich trete auf das offene Rollfeld, es ist dunkel – und kein Schutzraum weit und breit. Während eines Aufenthalts von Scholz in der deutschen Botschaft hatte es bereits zweimal Luftalarm begeben. Da mussten wir uns in die Treppenhäuser begeben, die Israelis gehen sehr routiniert damit um. Das gab mir Sicherheit, ich habe so etwas noch nie erlebt.

podcast-image

Scholz in Israel: Eine Begegnung mit der Gefahr

Doch die Situation am Flughafen ist jetzt anders: Hier gibt es keinen Schutz. Ich lege mich wie andere auf den Boden – über mir nur der Himmel. Mir schießen Gedanken durch den Kopf: Ich liege in der Nähe eines Autos, ist das ein Fehler? Du liegst hier ungeschützt, was kann passieren? Dann ist ein dumpfer Knall am Nachhimmel zu hören, und noch einer. Kurz danach geben israelische Sicherheitsleute Entwarnung und stehen wieder auf. Das israelische Raketenabwehrsystems Iron Dome hat die Geschosse abgefangen. Puh, auch ich stehe auf. Wo wären die Raketen eingeschlagen, wenn sie nicht zerstört worden wären? Ich weiß es nicht, vielleicht Kilometer entfernt.

Mir ist klar, dass der Vorfall schnell auch in Deutschland bekannt werden wird. Sofort schreibe ich meiner Familie und der Redaktion, dass alles in Ordnung ist. Der Kanzler zeigt sich nachher auf dem Flug nach Kairo entspannt. Ich bin aber froh, als wir in der Luft sind – und der Luftwaffenairbus auf dem Weg nach Ägypten einen weiten Umweg um den Gazastreifen fliegt.