Essen. . Das Jahr 2018 brachte einen echten Ausnahmesommer mit langanhaltend hohen Temperaturen – und ist vielleicht der Vorbote einer kommenden „Heißzeit“.
Mitte Dezember gab die Gesellschaft für deutsche Sprache das „Wort des Jahres“ bekannt: Die Jury hatte sich für den Begriff „Heißzeit“ entschieden. Und plötzlich flackerte sie wieder auf, die Erinnerung an den Ausnahmesommer 2018: fünf Monate Hitze, Sonnenschein, Temperaturen weit über 30 Grad Celsius, kaum Regentropfen – und immer wieder die bange Frage: „Ist das noch normal, oder ist das schon der Klimawandel?“.
Doch der Mensch neigt dazu, Sorgen zu verdrängen. Zunächst herrschte also Sommerfeeling pur. Auch in Nordrhein-Westfalen. Die Menschen zog es nach draußen. Die Schwimmbäder waren voll, die Biergärten ebenso, Eisdielen machten guten Umsatz, in den Parks glühten die Grills. Vom „Jahrhundertsommer“ war die Rede. Dann kamen die ersten Hitzewarnungen. Krankenhäuser meldeten volle Notaufnahmen. Bäume färbten sich braun. In Münsters Aasee trieben plötzlich hunderttausende tote Fische – das Wasser war zu warm geworden, es fehlte Sauerstoff. Langsam wurde es unheimlich. Mensch und Natur ächzten unter der Rekordhitze.
Waldbrände außer Kontrolle
Ganz Europa trocknete aus. Die Brandgefahr stieg. Im Juli gab es verheerende Feuer in Griechenland, auch in Skandinavien loderte es lichterloh. Und im September vollbrachte die Bundeswehr in Niedersachsen das Kunststück, Raketen in einer völlig ausgedörrten Moorlandschaft zu testen – und somit ein Flammeninferno auszulösen, das wochenlang außer Kontrolle war. Regen, der es hätte löschen können, fiel nicht. Auch in NRW waren die Feuerwehren im Dauereinsatz.
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Ging der Blick zum Himmel, war es dort blau. Die Talsperren des Sauerlands sorgten dafür, dass das Ruhrgebiet nicht austrocknete. Möhne, Sorpe, Henne, Bigge – überall sanken die Wasserstände. Noch im Oktober meldete der Ruhrverband: Nur 1200 Liter fließen pro Sekunde zu, aber 16.000 Liter fließen ab. „Von Februar bis Oktober sind zwischen Duisburg und Winterberg nur knapp 60 Prozent des mittleren langjährigen Niederschlags gefallen“, hieß es Anfang November. Ohne die mächtigen Stauwerke wäre die Ruhr seit Juli trocken gewesen.
„Sprit ist alle.“
Auch auf den Rhein wirkte sich die Dürre aus. Die Pegelstände sanken vielerorts auf historische Tiefstwerte, die Binnenschiffe fuhren nur noch mit halber Ladung. Industriekonzernen fehlte Nachschub für die Produktion, Kraftwerke wurden zeitweise heruntergefahren, an manchen Tankstellen hieß es: „Sprit ist alle“.
Auch den Landwirten setzten die Temperaturen zu. „Die Ernte hat in Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr stark unter der lang anhaltenden Hitze und Dürre gelitten“, heißt es bei der Landwirtschaftskammer. Bauern waren durch die extreme Witterung in ihrer Existenz bedroht. Mitte Dezember hatten bundesweit bereits 8500 Landwirte staatliche Hilfe beantragt, um ihre Ernteverluste auszugleichen.
Das trockenste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn
„Der Klimawandel ist längst in Deutschland angekommen. Das Jahr 2018 könnte hierzulande das wärmste, trockenste und sonnigste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1881 werden“, hieß es gegen Jahresende beim Deutschen Wetterdienst in einer noch vorläufigen Nach-Sommer-Bilanz. „Das Jahr 2018 setzt den langfristigen Erwärmungstrend fort. Der Druck steigt, Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen“, urteilte der Wetterdienst.
Ungefähr zur gleichen Zeit saßen im polnischen Kattowitz Vertreter von fast 200 Staaten bei der UN-Klimakonferenz zusammen. Ihr Job: verhandeln, wie die globale Erwärmung begrenzt oder gar gestoppt werden kann. Am Ende stand ein Regelbuch, ein Fahrplan zur Umsetzung des Klimavertrags von Paris aus dem Jahr 2015. Doch die Staatengemeinschaft ist weit davon entfernt, die Erderwärmung bei den angepeilten 1,5 Grad zu stoppen.
Manche Beobachter sprachen in Kattowitz von einem „historischen Durchbruch“. Kritiker führten an, dass die Maßnahmen zu zaghaft seien, um die zum „Wort des Jahres“ gekürte „Heißzeit“ zu verhindern.
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