Essen. Aldi Nord weist einen Medienbericht zurück, der Discounter schreibe rote Zahlen. „Wir erzielen Gewinne“, betont Deutschlandchef Rottmann.
Der Discounter Aldi Nord machte vor einigen Tagen Schlagzeilen, als er ankündigte, die Preise für Obst und Gemüse zu senken und dafür auf Marge zu verzichten. Kurz darauf reagierte das Essener Unternehmen auf das Vorpreschen des Rivalen Lidl und setzte auch am Käse-Sortiment den Rotstift an. Nach Monaten steigender Preise sieht Aldi offensichtlich den finanziellen Spielraum, die durch Inflation geplagte Kundschaft bei Laune zu halten.
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„Fakt ist: wir machen keine Verluste in Deutschland – im Gegenteil. Wir gewinnen deutlich Marktanteile dazu und erzielen Gewinne“, erklärt Felix Rottmann, Deutschlandchef von Aldi Nord, in einer Mitteilung an alle Beschäftigten, die unserer Redaktion vorliegt. Die gesamte Aldi-Gruppe, die auch im Ausland unterwegs ist, „macht keine Verluste, sondern Gewinne“. Damit reagiert Rottmann auf einen Bericht des „Handelsblatts“ vom Wochenende, in dem von „roten Zahlen“ bei Aldi Nord die Rede ist, von gestoppten IT-Projekten und einem „massiven Kostenproblem“.
Aldi: In Frankreich und Dänemark Ziele nicht erreicht
In für Aldi-Verhältnisse ungewohnter Offenheit gibt der Top-Manager betriebswirtschaftliche Einblicke: „Viele Länder wie Belgien, Spanien und Polen sind erfolgreich unterwegs“, schreibt Rottmann. In Frankreich und Dänemark habe man dagegen im vergangenen Jahr die „Ziele nicht erreicht“. Die Konsequenz: Aus Dänemark werde sich Aldi im Sommer zurückziehen und in Frankreich sei das Management ausgetauscht worden. „Wir investieren weiter viel Geld in die Zukunft von Aldi Nord“, kündigt der Deutschlandchef an. Dazu gehöre auch die Modernisierung der 2220 deutschen Märkte mit ihren 38.000 Beschäftigten, die sukzessive auf ein neues Design umgestellt werden.
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Gleichwohl räumt er Defizite bei der IT ein. „Wir haben einiges in der Digitalisierung aufzuholen. Wir sind mittendrin“, erklärt Rottmann. In den Niederlanden setze Aldi Nord bereits Künstliche Intelligenz ein. In Deutschland solle „bald“ die elektronische Preisauszeichnung Realität werden, die per Hand eingesetzte Preisschilder in den Regalen überflüssig macht. Damit sei die Digitalisierung aber längst nicht abgeschlossen.
Familie Albrecht trägt Modernisierung mit
„Unsere Eigentümer stehen hinter unserem Weg und tragen die Modernisierung voll mit“, betont Rottmann. Vor einigen Wochen hatten die beiden Stämme der Gründerfamilie Albrecht ihren jahrelangen Streit um Macht und Geld beendet und sich auf eine gemeinsame Stiftungsstruktur geeinigt. Das milliardenschwere Firmenvermögen ist in drei Stiftungen angelegt. Die Unternehmensgruppe soll nun eine Holding erhalten. Die Familienstämme des Gründer-Sohnes Theo Albrecht junior und die Witwe seines gestorbenen Bruders Berthold, Babette Albrecht, entsenden Mitglieder in den paritätisch besetzten Aufsichtsrat. Insider rechnen damit, dass die moderne Struktur von Aldi Nord nicht vor Ende des Jahres an den Start gehen könne.
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Deutschlandchef Rottmann gibt sich optimistisch: „Unsere Kunden können sich auf uns als Discounter und Grundversorger verlassen“, schreibt er. Und fügt an die Adresse der Mitarbeitenden hinzu: „Ihr könnt Euch auf Aldi Nord als sicheren Arbeitgeber verlassen.“