Essen. Familie Albrecht legt jahrelangen Streit um Millionen und Macht beim Discounter Aldi Nord. Moderne Struktur soll die Zukunft sichern.
Nach jahrelangem Streit haben sich die beiden Stämme der Familie Albrecht und Eigentümer des Essener Discounters Aldi Nord auf eine neue Stiftungskonstruktion und eine neue Unternehmensstruktur geeinigt. „Die Gesellschafter haben Aldi Nord vor allem eine moderne, zukunftssichere Unternehmensform gegeben“, teilte der Konzern am Dienstag mit.
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Seit dem Tod von Berthold Albrecht im Jahr 2012 tobte ein erbitterter Streit um Millionen-Ausschüttungen und den Einfluss auf den Discounter Aldi Nord. Berthold und Theo Albrecht jun., die Söhne des gestorbenen Mitgründers Theo Albrecht, hatten ihre Anteile am Unternehmen in zwei Stiftungen, die nach den Aposteln Jakobus und Lukas benannt sind, geparkt. Eine dritte Stiftung namens Markus vertrat die Interessen von Mutter Cilly Albrecht, die inzwischen ebenfalls gestorben ist.
Paritätische Besetzung des Aldi-Aufsichtsrats
Nach zahlreichen Gerichtsprozessen haben sich die beiden Familienstämme Theo Albrecht jr., der noch aktiv im Unternehmen arbeitet, und Berthold Albrechts Witwe Babette mit ihren fünf Kindern auf eine völlig neue Struktur geeinigt. Beide Seiten verfügen nach Angaben von Aldi Nord nun über einen „paritätischen“ Einfluss auf die Firma. In den neu zu schaffenden Aufsichtsrat entsenden demnach beide Familienstämme die gleiche Anzahl von Mitgliedern.
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Der Aufsichtsrat kontrolliert die ebenfalls neu zu gründende Unternehmenholding, die den Namen Aldi Nord Stiftung Co. KG tragen soll. Vorstandsvorsitzender soll nach dem Willen der Familie Albrecht Torsten Hufnagel werden. Der Aldi-Nord-Chef trug bislang den umständlichen Titel des „Gesamtverantwortlichen des Verwaltungsrats“. Der Verwaltungsrat war das oberste Lenkungsgremium des Essener Discounters und soll nun aufgelöst werden. Die neue Unternehmensstruktur soll bis zum Ende dieses Jahres umgesetzt werden, teilte der Konzern mit.
Moderne Holding steuert das Geschäft
Die übergeordnete Unternehmensholding soll künftig das operative Geschäft von Aldi Nord steuern. Dazu zählen die 25 Regionalgesellschaften in Deutschland, die 62 Regionalgesellschaften in neun europäischen Ländern, die Aldi Einkauf SE als Service- und Dienstleistungsgesellschaft, aber auch Beteiligungen wie die Kaffee-Röstereien und die Altmühlthaler Mineralbrunnen. Weltweit beschäftigt Aldi Nord aktuell rund 124.000 Mitarbeitende in 7520 Märkten.
Der Familienstreit hatte dem Vernehmen nach immer wieder zu Verzögerungen bei großen Investitionen geführt – zuletzt bei der milliardenschweren Modernisierung des Filialnetzes.