Essen. Primark schließt vier weitere Filialen – auch in Gelsenkirchen und Krefeld. Pläne für Essen, Dortmund und Düsseldorf sind völlig offen.
Die kriselnde Billigmode-Kette Primark schließt vier weitere Filialen. Neben Gelsenkirchen und Krefeld sind auch Frankfurt-Nordwestzentrum und Kaiserslautern betroffen. Das teilte das Essener Unternehmen am Dienstag mit. 420 Beschäftigte seien betroffen. Aber auch andere Filialen kommen auf den Prüfstand.
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Es war im Herbst 2022, als bei der der erfolgsverwöhnten irischen Kette mit damals noch bundesweit 32 Filialen die Alarmglocken schrillten. Im Gegensatz zum Gesamtunternehmen schrumpfte der Umsatz in Deutschland merklich. Im Geschäftsjahr 2020/21 blieb gerade mal ein Überschuss von 6,2 Millionen Euro. Nachdem Primark als Folge Läden in Weiterstadt und Berlin schloss, will das Unternehmen nun weitere Filialen aufgeben.
Primark-Filialen in Essen, Dortmund, Düsseldorf
Die Schließungsnachricht trifft vor allem Gelsenkirchen. In der Revierstadt macht Ende Juni auch Galeria Karstadt Kaufhof dicht. Damit verliert Gelsenkirchen zwei Frequenzbringer der ohnehin darbenden City. Aber auch die 26 Primark-Shops, darunter Essen, Dortmund und Düsseldorf, können sich nicht in Sicherheit wiegen. Das Unternehmen, das seine Deutschlandzentrale oberhalb der Filiale auf der Kettwiger Straße in Essen betreibt, schließt weitere Standortaufgaben nicht aus und plant überdies, die Verkaufsflächen zu verkleinern.
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Eine Anfrage unserer Redaktion zu den Plänen an Rhein und Ruhr blieb zunächst unbeantwortet. Deutschland-Chefin Christiane Wiggers-Voellm und Personalleiter Benjamin Weidmann kündigten in einer Mitteilung an alle Mitarbeitenden lediglich „eine Anpassung unseres Filialportfolios an die veränderten Marktbedingungen“ an. Primark Deutschland befinde sich in einer herausfordernden Situation. Der Expansionskurs der vergangenen Jahre habe dazu beigetragen, dass die durchschnittliche Größe der deutschen Läden „erheblich über der anderer Primark-Märkte“ liege. Die Rentabilität in den deutschen Stores befinde sich „auf einem inakzeptablen Niveau“.
Management: „so sozialverträglich wie möglich“
Wiggers-Voellm und Weidmann wollen nun mit den Betriebsräten sprechen. „Wir haben das Ziel, die Vereinbarungen, die in den Verhandlungen getroffen werden, so sozialverträglich wie möglich zu gestalten und euch – unsere Mitarbeitenden – dabei bestmöglich zu unterstützen“, heißt es in der Mitteilung. In den Filialen, die verkleinert werden oder deren Verkaufsfläche unverändert bleibt, „planen wir derzeit keine betriebsbedingten Kündigungen“, betonen die Primark-Manager.
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„Wir bedauern es, wenn Entlassungen notwendig werden, aber die geplanten Anpassungsmaßnahmen sind unumgänglich und Teil einer ganzheitlichen Strategie, um die Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten, unsere Präsenz in Deutschland nachhaltig zukunftsfähig zu machen und Arbeitsplätze langfristig zu erhalten“, teilt Primark mit. „Wir bleiben unseren deutschen Kunden verpflichtet und sind fest entschlossen, das volle Potenzial in Europas größtem Markt für den Textileinzelhandel zu erschließen.“
„Gefahr der Kannibalisierung“
Das Unternehmen will offenbar auch in Deutschland weiter Geld in die Hand nehmen. „Wir prüfen Pläne, zukünftig in neue Standorte zu investieren, an denen die Gefahr der Kannibalisierung mit existierenden Stores gering ist“, heißt es bei Primark. „Wir wollen im deutschen Markt nachhaltig wachsen und werden daher in den kommenden Monaten das deutsche Storeportfolio weiter überprüfen und uns auf dem Markt neu positionieren.“
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Nach Informationen unserer Redaktion wurden die Primark-Betriebsräte von den aktuellen Plänen erst kurz vor der Öffentlichkeit informiert. Am Nachmittag wollte sich der Gesamtbetriebsrat zu einer Krisensitzung treffen.