Düsseldorf/Dortmund. Trotz Inflation und Zukunftsängsten wächst das Geschäft mit Luxusprodukten. Champagner wird knapp. Experten erwarten einen neuen Trend.

Dior verzichtet im spärlich ausgestatteten Schaufenster von vornherein auf Preisschilder. Ein paar Meter weiter auf der Düsseldorfer Königsallee bekommen Flaneure bei Prada einen Eindruck vom Preisniveau in den Edelshops: Für Jacke, Rock, Schuhe und Tasche ist die Kundin hier gleich 8740 Euro los. Und dennoch stehen vor Louis Vuitton gut 20 Leute in der nassen Kälte sogar Schlange, bis der Mann im edlen schwarzen Anzug ihnen die Tür ins Paradies der hohen Preise öffnet.

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Das Geschäft mit Luxuswaren boomt. Während der Einzelhandel insgesamt unter Inflation und steigenden Energiepreisen leidet, läuft es in den obersten Preissegmenten blendend. „Die Aussichten des Luxusgeschäfts sind ohne Zweifel ausgesprochen positiv“, sagt Marie-Therese Marek. Die Luxusgüterexpertin ist Partnerin bei der Unternehmensberatung Bain & Company. Ihre Analysten erwarten, dass 2022 weltweit ein Rekordjahr für den Luxussektor sein wird. Insgesamt würden in diesem Jahr wohl 353 Milliarden Euro für persönliche Luxusgüter ausgegeben, prognostiziert Bain. Das wäre ein Wachstum um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Goldene Pumps von Prada für 1000 Euro

Die goldenen Pumps für 1000 Euro im Schaufenster von Prada auf der Kö in Düsseldorf dürften also kaum Staub ansetzen, bevor sie gekauft werden. Die Zahlen der Hersteller und Händler sprechen Bände und lassen auf alles andere schließen als auf eine nahende Rezession. So meldete das französische Luxusimperium LVMH, zu dem Modeikonen wie Dior und Louis Vuitton oder Champagnermarken wie Moët Chandon und Veuve Clicquot gehören, für die ersten neun Monate dieses Jahres ein Umsatzwachstum von 28 Prozent auf 56,6 Milliarden Euro. Die Nachfrage nach Schampus ist zum Jahreswechsel so groß, dass die Branche Lieferengpässe befürchtet.

„Frisch Schoggi“ ist der Renner beim Edel-Chocolatier Läderach in den Schadow-Arkaden.
„Frisch Schoggi“ ist der Renner beim Edel-Chocolatier Läderach in den Schadow-Arkaden. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

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Zufrieden ist auch der Schweizer Schokoladen-Hersteller Läderach, der seine edlen Süßigkeiten in 15 Ländern verkauft. „Wir zahlen unseren Kakaobauern im Schnitt 35 Prozent mehr als der Weltmarktpreis, und wir kontrollieren die gesamte Wertschöpfungskette“, sagt Deutschlandchef David Läderach. Gemeinsam mit seinen beiden Brüdern führt er das Unternehmen. Seine Familie zählt zu den reichsten in der Schweiz.

Chocolatier Läderach: Genuss ist nicht saisonal

Kurz vor Weihnachten ist der Laden im Düsseldorfer Einkaufszentrum Schadow Arkaden rappelvoll. „Wir sind mit der Nachfrage zufrieden. Gerade seitdem die Pandemie-Auswirkungen mehr in den Hintergrund getreten sind, verzeichnen wir einen deutlichen Anstieg – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit“, berichtet Läderach. Zu Festtagen sei hochwertige Schokolade zwar besonders gefragt. Der Unternehmer beobachtet aber auch einen ganzjährigen stabilen Trend zum Naschen. „Das Motiv ,Genuss‘ ist saisonal unabhängig und sorgt bei uns dafür, dass es zu jeder Jahreszeit eine stabile Nachfrage gibt“, betont der Unternehmer.

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Markenzeichen bei Läderach ist die „Frisch Schoggi“, die im Shop vor den Augen der Kundinnen und Kunden aus großen Platten herausgebrochen wird. 330 Gramm kosten online 28 Euro. Der Renner seien nach Angaben des Deutschlandchefs aber weiterhin die klassische Tafel Haselnuss Milch sowie die dunkle Schokolade mit Mandel. 64 Gramm kosten 5,90 Euro. Für 400 Gramm Pralinen in der Holzschachtel werden 72 Euro aufgerufen.

Premium-Marken gehen auch bei Dustmann in Dortmund gut

Die Konjunktur für Luxus ist aber nicht nur auf der mondänen Kö in der Landeshauptstadt zu spüren. Auch Heinz-Herbert Dustmann bestätigt den Trend. Der Dortmunder IHK-Präsident betreibt mit seinem internationalen Ladenbau-Unternehmen Dula im Stadtteil Hombruch ein Kaufhaus mit dem Schwerpunkt auf Mode. „Die mittleren, wenn auch durchaus schon hochwertigen Marken wie Hilfiger, Gant und andere lassen im Umsatz nach, die Upper Premium Marken in unserem Haus wie Belstaff und, CP Company legen zu oder bleiben zumindest stabil“, sagt Dustmann.

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Die höheren Preisgefilde sind auch bei der Parfümerie-Kette Douglas gefragt. „Wir beobachten weiterhin eine starke Nachfrage auch in unseren Luxuskategorien“, sagt eine Sprecherin. Douglas partizipiere am Nachholeffekt nach zwei Corona-Jahren: „Seit 2022 ist das soziale Leben zurück, Konzerte, Abendveranstaltungen, Hochzeiten“, erinnert sie an die Einschränkungen durch die Pandemie. Jetzt mache man sich wieder gern zurecht. „Die Masken sind gefallen, was die Nachfrage insbesondere nach Make-Up und Lippenstiften in diesem Jahr deutlich belebt hat“, heißt es aus der Düsseldorfer Konzernzentrale.

Luxussegment bei der Parfümeriekette Douglas wächst

Dass Kundinnen und Kunden trotz Inflation und Zukunftsängsten zu Premium-Marken wie Xerjoff (zehn Milliliter Eau de Parfum kosten 1190 Euro) greifen, sieht man bei Douglas dem sogenannten „Lipstick-Effekt“ geschuldet: In schwierigen Zeiten wollen sich Menschen etwas gönnen und kaufen deshalb den Luxusduft oder eben den besonderen Lippenstift. Beim Black Friday verzeichnete das Unternehmen nach eigenen Angaben im Luxussegment ein Plus von zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

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Die vielen Krisen der jüngeren Vergangenheit scheinen Produzenten und Händler von Luxuswaren also kaum zu berühren. Experten erklären das Phänomen auch mit dem Trend zur Demokratisierung von Edelmarken. Etliche Premium-Hersteller bringen auch Produkte zu erschwinglichen Preisen auf den Markt. Mit dieser Strategie haben sie vor allem die wichtige Gruppe der jungen Verbraucherinnen und Verbraucher im Visier. Die Experten der Unternehmensberatung Bain haben nämlich herausgefunden, dass inzwischen bereits 15-Jährige auf Luxus stehen. Vor wenigen Jahren interessierte man sich erst ab 20 dafür.

Trotz drohender Inflation machen sich die Berater um die Premium-Marken deshalb keine Sorgen und prophezeien, dass Luxus im kommenden allenfalls langsamer wachsen werde. Dafür, so die Prognose, werde ein neuer Markt wachsen: der Second-Hand-Handel für Jacken von Chanel & Co.