Dortmund. Die Ruhrwirtschaft wird immer internationaler. Über 31.000 ausländische Firmen haben sich hier angesiedelt. IHK-Studie beleuchtet die Gründe.

Die Ruhrwirtschaft wird immer internationaler. Mehr als 31.000 ausländische Firmen , Gewerbetreibende und Investoren aus 154 Ländern haben im Ruhrgebiet eine zweite Heimat gefunden. Das entspricht einem Wachstum von 23 Prozent im Vergleich zur letzten Erhebung im Jahr 2016, wie aus einer Studie der Ruhr-Industrie- und Handelskammern hervorgeht.

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„Europas viertgrößte Metropolregion ist im Herzen des Kontinents beheimatet und kann mit einer Einwohnerzahl von gut fünf Millionen Menschen und der hohen Wirtschaftskraft von 172 Milliarden Euro aufwarten“, fasst Wulf-Christian Ehrich, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund und Außenwirtschafts-Experte der IHK NRW, die Ergebnisse der neuesten Analyse zusammen. Vor allem die „Schwergewichte“ aus der Industrie, dem Handel und der Logistik wie Evonik, Tengelmann, Rhenus, DB Schenker, Haniel oder Wilo übten seit vielen Jahren „eine große internationale Strahlkraft“ aus.

Shimadzu in Duisburg – Schwing in Herne

Zu etablierten Revier-Firmen gehören der Studie zufolge mittlerweile aber auch zahlreiche Unternehmen mit internationalen Beteiligungen wie die japanische Shimadzu Europa GmbH (Apparatebau) aus Duisburg, die Schwing GmbH (Systemhaus für Betonmaschinen seit 2012 mit chinesischem Mehrheitsgesellschafter) aus Herne oder die schwedische Atlas Copco Kompressoren und Drucklufttechnik GmbH aus Essen, oder der belgische Taschenhersteller Tumi Services aus Unna. Sie alle lenken vom Ruhrgebiet aus ihr Europa- und Deutschlandgeschäft.

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Warum die Region an Rhein, Ruhr und Emscher eine so große Anziehungskraft auf ausländische Unternehmen ausübt, erklärt Georg Hüthwohl, Geschäftsführer der Albonair GmbH, die unter dem Dach der indischen Hinduja Gruppe in Dortmund Systeme zur Abgasreinigung von Dieselmotoren produziert: „Das Ruhrgebiet bietet sehr gute Fachkräfte, auch durch die vielen Universitäten und Fachhochschulen. Zudem sind die Lebenshaltungskosten in Dortmund niedriger als in Automotive-Metropolen wie Stuttgart oder München.“

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Die meisten internationalen Firmen in Mülheim/Essen/Oberhausen

All das macht auch nach Einschätzung der IHKs die Metropole Ruhr zwischen Wesel und Hamm attraktiv für internationale Unternehmen. Die meisten von ihnen, exakt 7397, gibt es im Bezirk der IHK Essen mit Oberhausen und Mülheim. Auf Platz zwei mit 6322 ausländischen Firmen folgt die IHK zu Dortmund mit Hamm und dem Kreis Unna. Knapp dahinter liegt die Niederrheinische IHK Mit Duisburg sowie den Kreisen Wesel und Kleve. Platz 4 mit 5515 Betrieben belegt die IHK Nord mit Gelsenkirchen, Bottrop und Teilen des Kreises Recklinghausen. Im Bereich der IHK Mittleres Ruhrgebiet mit Bochum, Herne, Hattingen und Witten sind es 4454, im IHK-Bezirk Hagen 1919.

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Genauere Einblicke haben die Kammern in die 3630 internationalen Unternehmen mit mehr als 200.000 Beschäftigten, die im Handelsregister eingetragen sind. Mit einem Anteil von knapp 15 Prozent belegen niederländische Betriebe den ersten Platz im Ruhrgebiet. Auf Rang zwei landet Großbritannien. Seit 2016 sind 78 Firmen aus dem Vereinigten Königsreich ins Revier gekommen. „Der Brexit hat viele britische Unternehmen dazu veranlasst, einen Sitz in Europa zu suchen, um so weiterhin besseren Marktzugang zu genießen“, meint Ehrich.

China erstmals in der Top 10

Neu in die Top 10 ist China vorgestoßen. Die Volksrepublik belegt Platz 5 – auch als Folge des Ausbaus der direkten Schienenverbindung von Chongqing nach Duisburg. Dort hat sich auch das US-Unternehmen Plug Power, Spezialist für Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie, mit seiner Europazentrale niedergelassen.

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Unabhängig von den Unternehmen, die im Handelsregister eingetragen sind, schnellte seit 2016 auch die Zahl der ausländischen Kleingewerbe um 23 Prozent in die Höhe. Im Ruhrgebiet haben sich aktuell 27.846 ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger eigene Existenzen aufgebaut – vor allem im Einzelhandel und in der Gastronomie.

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Besonders auffällig: Die Zahl der selbstständigen Syrerinnen und Syrer an der Ruhr hat sich seit 2016 auf 2438 nahezu verzwanzigfacht. Die IHKs vermuten, dass sich in dieser Zahl die massenhafte Flucht aus dem Bürgerkriegsland widerspiegele. Die meisten ausländischen Menschen, die hier ein Kleingewerbe angemeldet haben, kommen allerdings nach wie vor aus der Türkei (7523) und aus Polen (3400).