Essen. Gespartes auf dem Konto bringt derzeit so gut wie keine Zinsen. Einige Banken drücken vermögenden Kunden inzwischen sogar “negative Zinsen“ auf. Asoka Wöhrmann, Chefanleger bei der Deutschen Bank, warnt, dass das Beispiel Schule machen könnte.

Bislang müssen nur Banken dafür bezahlen, wenn sie ihr Geld bei der Europäischen Zentralbank parken anstatt es auszuleihen. Jetzt hat mit der Skatbank das erste Geldinstitut den Spieß umgedreht und fordert von ihren vermögenden Kunden Strafzinsen. Asoka Wöhrmann, Chefanleger bei der Deutschen Bank, warnt, dass das Beispiel Schule machen könnte.

Die Skatbank zählt gerade einmal 15.000 Kunden. Als Direktbank-Tochter der Volks- und Raiffeisenbank im thüringschen Altenburger Land macht das Institut selten Schlagzeilen. Mit seiner Entscheidung, Nutzern von Tagesgeldkonten, die mehr als 500.000 Euro anlegen, einen Strafzins von 0,25 Prozent aufzubrummen, könnte es erstmals einen Trend setzen: Wer sein Erspartes anlegen will, muss noch Geld mitbringen.

Leitzins auf historischem Tief

„Einige wenige Banken berechnen ihren Kunden jetzt schon negative Zinsen. Das dürfte angesichts der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank bald keine Seltenheit mehr sein“, sagte Asoka Wöhrmann der „Welt am Sonntag“. Der Chefanlagestratege der Deutschen Bank findet das auch gar nicht schlecht. „Dann wird hoffentlich vielen klar, dass es sich nicht lohnt, immer mehr Geld auf Sparkonten herumliegen zu lassen“, meint er und rät den Verbrauchern stattdessen, ihr Geld schlichtweg auszugeben.

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Von Frank Meßing

„Statt sich arm zu sparen müssen wir Deutschen wieder mehr konsumieren und gleichzeitig vernünftig investieren. Das belebt die Wirtschaft – die eigene und die Wirtschaft in Europa“, ist der 49-Jährige überzeugt.

Konsumklima wieder verbessert

In der Tat: Angesichts des historisch niedrigen Leitzinses von verschwindend geringen 0,05 Prozent verlieren risikoscheue Sparer Monat für Monat Geld, weil die Inflationsrate höher liegt. Auch wer in Aktien und Fonds investiert, kann nicht sicher sein, das eingesetzte Kapital zu mehren.

Die Verbraucher scheinen Wöhrmanns Rat folgen zu wollen. Nachdem sich das Konsumklima wegen der schlechten Wirtschaftsaussichten und der internationalen Krisen im Sommer merklich eingetrübt hatte, registrierte die Gesellschaft für Konsumforschung für Oktober wieder eine gestiegene Bereitschaft der Deutschen, sich größere Dinge anzuschaffen.

Bankverbände beschwichtigen

Doch werden die Banken nun wirklich flächendeckend ihre vermögenden Kunden mit Negativzinsen bestrafen? Der Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) jedenfalls beeilte sich in der vergangenen Woche, die Entscheidung der Skatbank zu relativieren: „Der BVR spricht sich weiterhin gegen negative Zinssätze für Einlagen von Privatkunden aus“, hieß es auf der Internetseite des Verbands, zu dem pikanterweise auch die Skatbank gehört.

Auch der Deutsche Sparkassen- und Giroverband distanzierte sich: „Zum einen ist der Wettbewerb in Deutschland so intensiv, dass er diese sogenannten Strafzinsen eigentlich nicht zulässt. Zum anderen fürchten die Banken, dass dann viele Kunden ihr Geld lieber unter dem Kopfkissen verstecken als es zur Bank zu tragen“, sagte ein Verbandssprecher.

Bei Firmenkunden sieht die Situation freilich anders aus. Vom Baumarktkonzern Hornbach ist bekannt, dass er von Banken mit Gebühren für seine Anlagen konfrontiert worden ist. Der Düsseldorfer Energiekonzern Eon, heißt es, sei dem Negativzins entkommen, indem er kurzerhand die Banken wechselte.