Essen. Sparzinsen befinden sich seit langem auf einem Rekordtief. Wer mit seinem Geld höhere Renditen erwirtschaften will, rät der Düsseldorfer Börsenchef Dirk Elberskirch, müsse in Aktien und Fonds investieren. Diese seien aber mit Risiken behaftet.
Seit 20 Jahren steht Dirk Elberskirch an der Spitze der Börse Düsseldorf. Dass er beim WAZ-Leserseminar „Anlagestrategien 2014“ den rund 200 Teilnehmern im Essener Haus der Technik eher zu Wertpapieren und Fonds riet als zu zinsschwachen Produkten, überraschte niemand. Elberskirch mahnte dennoch zur Vorsicht.
„Die perfekte Anlagestrategie gibt es nicht“, dämpft der Börsenchef gleich zu Beginn seines Vortrags die Erwartungen. Und angesichts des historischen Leitzinstiefs von 0,25 Prozent unterstreicht er: „Für Anleger ist es nicht einfacher geworden, ohne Risiko eine Rendite zu bekommen.“
Zinsen auf Rekordtief
Die Ausgangslage ist ernüchternd: Seit 2010, sagt er, sei die Inflation höher als die Zinssätze, die für konventionelle Produkte wie Sparbücher, Festgeld oder Tagesgeld gezahlt werden. „Jedes Jahr verliert man damit ein wenig seines Vermögens“, so Elberskirch. Er rät dazu, auf diese Weise so viel Geld anzulegen, dass man „flüssig“ bleibt und die neue Waschmaschine finanzieren kann. Thomas Hentschel, Anlageberater bei der Verbraucherzentrale NRW, beziffert auf Nachfrage den „Notgroschen“ auf eine Größenordnung von zwei bis vier Nettogehältern.
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Wer aber Renditen oberhalb der Teuerungsrate von derzeit 1,7 Prozent anstrebt, kommt an Aktienfonds als Teil des Vermögensportfolios nicht vorbei, sagen Börsenchef und Verbraucherschützer unisono. Vor dieser Entscheidung seien aber eine Reihe von Hausaufgaben zu erledigen. Elberskirch schlägt vor, dass sich die Sparer erst einmal eine Übersicht über ihr Vermögen verschaffen. Dazu zählen der Wert einer Immobilie, die garantierten Rückkaufwerte von Lebens- und Rentenversicherungen und das Vermögen, das man auf Depot- und Kontoauszügen ablesen kann. „Jeder sollte sich dann über seine Ziele und seine Risikobereitschaft Gedanken machen.“
Überblick über Vermögen
Wenn der Sparer weiß, wann er wie viel Geld zur Verfügung haben muss und wie viel danach übrig bleibt, kann er sich Gedanken über seine Anlagestrategie machen.
Dabei gelte der Grundsatz: „Nicht alle Eier in einen Korb.“ Soll heißen: das Vermögen auf verschiedene Anlageprodukte verteilen. Verbraucherschützer Hentschel tut sich schwer mit dem pauschalen Beziffern des Aktienfonds-Anteils. Angesichts der Niedrig-Zinsen seien aber wohl 30 bis 50 Prozent nötig, um eine reale, also preisbereinigte Rendite zu erzielen. Was eine gewisse Risikofreude voraussetzt.
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Börsenmann Elberskirch rät davon ab, einzelne Aktien zu kaufen. „Da greift man schnell die falsche.“ er empfiehlt Fondssparpläne, in die man monatlich einzahlt, und börsengehandelte Fonds. Diese sogenannten ETFs bilden einen bestimmten Index unterschiedlicher Papiere – etwa die 30 Dax-Werte – ab. „ETFs schaffen Ruhe und eine durchschnittliche Rendite. Und der Charme sind die Kosten von nur 0,09 Prozent.“ Bei gemanagten Fonds fielen sie höher aus.
Die Produkte verstehen
Wie die Börsenkurse sind aber auch diese Fonds Schwankungen unterworfen. Verbraucherschützer Hentschel: „Anleger müssen den Markt beobachten, ab und zu verkaufen und Kasse machen.“ Voraussetzung dafür, auch darin sind sich beide Experten einig, sei, dass sich Anleger Zeit nehmen, sich mit den Finanzprodukten beschäftigen und sie auch wirklich verstehen.
Nach einer Stunde geballter Informationen ist die Liste der Wortmeldungen lang. Ein Teilnehmer des Leserseminars fragt, was der Börsenchef älteren Menschen rät, die ihr Geld anlegen wollen. „Sollen wir in Metalle oder geschlossene Fonds investieren?“ Elberskirch schüttelt kräftig den Kopf. Gold sei ein „Angstthema“ und bei Seltenen Erden, die derzeit einen Aufschwung erleben, „bewegen wir uns im Bereich der Spekulation“. Von geschlossenen Fonds rät er grundsätzlich ab und schlägt stattdessen Garantiefonds vor. Sie seien kurzfristig verfügbar. Denn gerade für Ältere seien Produkte, die auf 15 oder 20 Jahre angelegt sind, wenig sinnvoll.