Essen. . Kurz vor der dem mit Spannung erwarteten Treffen des Karstadt-Aufsichtsrats am Donnerstag hat Interimschef Miguel Müllenbach die Belegschaft der Warenhauskette nach einem Medienbericht auf tiefe Einschnitte eingestimmt. Die Sanierung werde „einschneidende Veränderungen“ nach sich ziehen.

Auch die zweite Runde der Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft Verdi und Karstadt seit der Übernahme durch den österreichischen Investor René Benko brachte keine Ergebnisse. Vielmehr brachten sich Gewerkschaft und Unternehmensführung vor den ob der angekündigten Filialschließungen und Stellenstreichungen zu erwartenden Auseinandersetzungen in Stellung.

Verdi wies weitere Einschnitte für die Karstadt-Beschäftigten zurück, der angeschlagene Kaufhaus-Riese machte dagegen deutlich, ohne harte Sanierung nicht wieder auf die Beine zu kommen.

Rückkehr in den Tarif soll aufgeschoben werden

Laut Verdi forderte der Arbeitgeber gestern, auch für die Mitarbeiter der Karstadt-Sporthäuser eine Rückkehr in die Tarifbindung um weitere drei bis fünf Jahre aufzuschieben. Das habe das Management in der ersten Runde bereits für die Warenhäuser gefordert. Zudem sollten Weihnachts- und Urlaubsgeld gestrichen werden.

Verdi lehnte beides ab. „Solche Einschnitte sind den Beschäftigten nicht mehr zuzumuten“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Arno Peukes. Die Verhandlungen wurden ergebnislos auf den 17. November vertagt.

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Aufsichtsratssitzung am Donnerstag

Am Donnerstag tritt der Karstadt-Aufsichtsrat zusammen, um über die Zukunft der 83 Warenhäuser und der rund 17.000 Beschäftigten zu beraten. Dass es zu empfindlichen Einschnitten kommen wird, hatte die Unternehmensführung bereits zuvor angekündigt. Um die Mitarbeiter darauf vorzubereiten, schrieb Interims-Geschäftsführer Miguel Müllenbach im Vorfeld des Treffens einen Brief an die Belegschaft.

Die Sanierung werde „einschneidende Veränderungen“ nach sich ziehen, nicht zuletzt auch durch „entschiedene Einsparungen von Personal- und Sachkosten“, zitierte das Fachmagazin „Der Handel“ aus dem Schreiben.

Harte Sanierung angeblich "unausweichlich"

Das zurückliegende Geschäftsjahr habe zu den schwierigsten in der Geschichte von Karstadt gehört, ein „nach wie vor defizitäres Ergebnis“ mache eine harte Sanierung „unausweichlich“.

Müllenbach versuchte jedoch auch, eine Perspektive aufzuzeigen. Karstadt habe erstmals seit drei Jahren eine operative Ergebnisverbesserung geschafft, sodass es nun auch mithilfe des neuen Eigentümers möglich sei, das kommende Weihnachtsgeschäft und die Sanierung zu finanzieren. Mit dem – freilich noch nicht näher ausgeführten – Sanierungsprogramm bestehe eine sehr gute Chance, „wieder Geld über die Ladenkasse“ zu verdienen.