Essen. . Karstadt steckt seit Jahren in der Krise. Ohne eine Sanierung droht dem Warenhaus-Konzern schon 2016 die Insolvenz. Der österreichische Investor René Benko will deshalb 2000 Stellen streichen. Besonders betroffen sein soll die Hauptverwaltung in Essen. Hier sollen 400 der 1400 Jobs wegfallen.
Unter dem neuen Besitzer René Benko will Karstadt 2000 der knapp 17.000 Stellen streichen. Das erfuhr diese Zeitung aus Kreisen des Aufsichtsrats, der am vergangenen Donnerstag zum ersten Mal seit der Übernahme durch den österreichischen Investor getagt hatte.
Der neue Karstadt-Aufsichtsrat und das Management hatten bereits ein hartes Sparprogramm angekündigt, aber ohne Details bekanntzugeben. Intern hat der Vorstand des Warenhauskonzerns offenkundig jedoch bereits sehr konkrete Pläne genannt. Demnach ist die Konzernzentrale in Essen vom Sparprogramm besonders betroffen: Hier sollen 400 der noch etwa 1400 Verwaltungsstellen abgebaut werden, berichten die Kreise. In den Filialen sollen 1600 Arbeitsplätze wegfallen.
Beobachter hatten noch härtere Schritte erwartet
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Weil der Vorstand vergangene Woche betont hatte, die Konkurrenz (Kaufhof, die Red.) komme mit 20 Prozent weniger Personal aus, hatten Beobachter mit einem noch höheren Arbeitsplatzabbau von bis zu 3500 Stellen gerechnet. Allerdings dürfte es bei den zunächst genannten 2000 aller Voraussicht nach auch nicht bleiben. Denn die mögliche Schließung von Filialen ist nach Informationen dieser Zeitung noch nicht mit eingerechnet. Defizitäre Warenhäuser zu schließen, hatte die Karstadt-Führung aber erstmals ausdrücklich als Möglichkeit genannt.
Handelsexperten halten 20 bis 30 der bundesweit noch 83 Warenhäuser für gefährdet. Nach der Aufsichtsratssitzung hieß es, Beschlüsse in dieser Hinsicht seien nicht gefasst worden. Dies könnte jedoch in der nächsten Sitzung des Kontrollgremiums im Oktober geschehen. Filialschließungen würden die Zahl der zu streichenden Stellen dann weiter erhöhen.
Ohne Sanierung würde 2016 die Insolvenz drohen
Ohne eine harte Sanierung würde die traditionsreiche Warenhauskette nach Überzeugung des Managements bis 2016 in die nächste Insolvenz steuern. Bis dahin hat der Vorstand auf Basis des jetzigen Filialnetzes und Personalstands Verluste von 209 Millionen Euro hochgerechnet, wie die Aufsichtsratskreise bestätigten. In etwa diese Größenordnung müsste demnach das Sparprogramm haben, um Karstadt aus der Verlustzone zu führen.
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Diese Zahl hatte auch die Bild am Sonntag unter Verweis auf ein Schreiben des Aufsichtsrats an alle Führungskräfte des Konzerns genannt. Darin heißt es zudem, ohne Gegenmaßnahmen wären die Finanzreserven „ab März“ aufgebraucht, der Zeitung zufolge ist damit März 2016 gemeint.