Frankfurt. Gewerkschafts-Boss Claus Weselsky zieht Bilanz des Streik-Wochenendes seiner Lokführer. Er sei zufrieden, sagt er im Interview – zumal neben den Lokführern auch das übrige Zugpersonal gestreikt habe. Den Ärger der Kunden könne er verstehen. Der fehlende Solidarität der dagegen nicht.
Claus Weselsky zieht Bilanz: Im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa spricht der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL über die Auswirkungen des Streik-Wochenendes, die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn (DB) und das Verständnis der Bevölkerung für den Arbeitskampf.
Welche Bilanz ziehen Sie nach dem langen Streik-Wochenende?
Weselsky: Die Streikmaßnahme war sehr wirksam. Wir gehen davon aus, dass wir durchschnittlich 85 Prozent des Eisenbahnverkehrs zum Erliegen gebracht oder zumindest beeinträchtigt haben. Für uns ist aber vor allem die hohe Solidarisierung innerhalb unserer Kolleginnen und Kollegen von Bedeutung. Sowohl Lokführer als auch Zugbegleiter und andere Berufsgruppen waren gemeinsam auf dem Streik. Die Beschäftigten haben dem DB-Management die Rote Karte gezeigt.
Die Bahn behauptet das Gegenteil. Abgesehen von den Lokführern hätten sich nur wenige der anderen Berufsgruppen an Ihrem Streik beteiligt.
Das ist die typische Verfahrensweise der Bahn - Kleinreden zu ihrem Gunsten. Wir haben an dieser Stelle kein Problem, weil alle Berufsgruppen, die wir zum Streik aufgerufen haben, sich auch daran beteiligt haben.
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Bleibt es bei der siebentägigen Streikpause?
Ja, ich habe die klare Botschaft gesendet, dass wir diese siebentägige Streikpause einhalten. So können beide Seiten ihre Vorbereitungen treffen, dass der Tarifkonflikt nicht noch weiter eskaliert. Ich hoffe, dass das DB-Management mit den zwei kurz hintereinander durchgeführten Streiks erkennt, dass es den Kollegen ernst ist und dass wir auch weitere Streiks auf die Beine stellen können. Es wäre jedoch verfrüht, am Beginn dieser Streikpause über weitere Maßnahmen zu sprechen.
Rechnen Sie damit, bald mit der Bahn am Verhandlungstisch zu sitzen?
Das Bahn-Management hat jetzt verstanden, dass wir es ernst meinen. Wir wollen über Inhalte verhandeln, und ich gehe davon aus, dass es uns gelingt, wieder zusammen zu kommen. Auf welchem Weg - das werden wir nicht über die Medien besprechen.
Wie sieht es mit dem Verständnis der Bevölkerung für die Streiks aus? Gab es am Wochenende Anfeindungen gegen Lokführer?
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Es hat alles gegeben in der jüngsten Auseinandersetzung. Die verbale Aufrüstung war sehr hoch. Wir haben durchaus Verständnis dafür, dass die Reisenden aufgebracht sind. Was uns bedrückt, ist das Verhalten des DB-Managements. Sie versuchen, die eigenen Beschäftigten, die ihre Grundrechte wahrnehmen, zu diskreditieren. Das ist nach unserer Ansicht unanständiges Verhalten.
Am Montag wollen auch die Lufthansa-Piloten streiken. Wie laufen die Absprachen mit der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit?
Die beiden Berufsgewerkschaften sind in Abstimmung und wir haben bisher unser Versprechen aufrechterhalten, der Öffentlichkeit nicht zwei Verkehrsmittel gleichzeitig zu entziehen. (dpa)