Frankfurt/Main. . Die weltweite Konjunktur steht auf wackligen Füßen - für Anleger ist das ein Alarmsignal. Seit Tagen ist der Dax daher auf Talfahrt und hat jetzt auch die psychologisch wichtige 9000-Punkte-Marke unterschritten. Es könnte auch noch weiter abwärts gehen.
Anleger haben den Dax erstmals seit zwei Monaten wieder unter die Marke von 9000 Zählern geschickt. Krisen und Konjunktursorgen drücken auf die Stimmung. Doch das sind nicht die einzigen Gründe.
Was verhagelt den Investoren die Stimmung?
Die Sorgen um die globale Konjunktur wachsen. Der Internationale Währungsfonds warnt bereits vor der Gefahr einer neuen weltweiten Wirtschaftskrise. Die Experten befürchten vor allem, dass die erhoffte wirtschaftliche Erholung der Eurozone noch auf sich warten lässt. Zuletzt verdichteten sich Anzeichen, dass die Eurozone sogar erneut in die Rezession abgleiten könnte. Hinzu kommen Krisen wie in der Ukraine oder in Nahost. Sie könnten dem IWF zufolge weit über die betroffenen Gebiete hinaus ökonomischen Schaden anrichten, etwa durch steigende Energiepreise.
Wie steht es um die Konjunktur in Deutschland?
Der Auftragseingang und die Industrieproduktion sind zuletzt eingebrochen. Die Stimmung in den Unternehmen wird immer schlechter: Das wichtige Konjunkturbarometer, das ifo-Geschäftsklima, sinkt seit Monaten. Selbst die lange Zeit gute Stimmung der Verbraucher trübt sich inzwischen ein. Wirtschaftsinstitute reduzieren ihre Wachstumsprognosen. Nach Einschätzung der Allianz ist die aktuelle Konjunkturschwäche aber nur vorübergehend. Einen Rückfall in die Rezession erwarten Allianz-Volkswirte nicht. Andere Ökonomen sind dagegen weniger optimistisch.
Was drückt noch auf die Stimmung der Anleger?
Das wichtigste Schmieröl für die Börsen ist seit Jahren das extrem billige Geld der Notenbanken. Doch inzwischen deutet sich eine Zinswende in den USA an. Bereits seit Anfang des Jahres fährt die Fed ihre Konjunkturhilfen zurück und kauft weniger langfristige Staatsanleihen und Immobilienpapiere. Die Europäische Zentralbank hat die Geldschleusen dagegen zuletzt noch weiter geöffnet: Die Zinsen sind auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent angelangt, Banken will die EZB durch den Kauf von Kreditpaketen entlasten.
Was spricht für wieder steigende Kurse?
Aus Sicht von Aktienmarktexperten öffentlicher Banken ist die EZB-Geldpolitik weiterhin entscheidend für die Entwicklung an den Börsen. Da ein Ende der Geldflut derzeit nicht abzusehen ist, sehen sie durchaus Luft für moderate Kurssteigerungen in den kommenden zwölf Monaten. Vorsicht sei aber geboten. Finanzexperten des Bankhauses Metzler halten deutsche Aktien nach einem Minus von 9 Prozent in nur zwölf Handelstagen reif für eine - wenigstens - zeitweise Erholung.
Was spricht für weitere Kursverluste?
Manche Börsianer warnen schon länger, viele Aktien seien überbewertet - also im Vergleich zu den Unternehmensgewinnen zu teuer. Eine Korrektur halten sie daher für überfällig, insbesondere mit Blick auf die in Kürze beginnende Berichtssaison zum dritten Quartal. So rechnen Experten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) damit, dass viele Konzerne die Gewinnerwartungen nicht erfüllen werden. An den Aktienmärkten dürfte es daher zunächst abwärts gehen. Auch der IWF ist skeptisch: Die hohen Börsenkurse spiegelten nicht die Zerbrechlichkeit der wirtschaftlichen Erholung wider. (dpa)