Nürnberg. Die unsicheren Wirtschaftsaussichten scheinen viele deutsche Unternehmen nicht zu schrecken - zumindest bei ihrer Personalplanung. Denn gemessen an dem hohen Bestand an freien Stellen setzen anscheinend viele Chefs weiter auf Personalwachstum.
Deutsche Unternehmen haben im August trotz eingetrübter Konjunktur so viele neue Mitarbeiter gesucht wie seit gut zwei Jahren nicht mehr. Ein dafür monatlich von der Bundesagentur errechneter Indikator stieg auf den Wert von 168, das seien zwei Zähler mehr als im Juli und zehn mehr als vor einem Jahr. "Der leichte Aufwärtstrend der vergangenen Monate setzte sich damit fort", kommentierte die Bundesagentur die Zahlen. Der Indikator wird monatlich auf der Basis der bekannten offenen Stellen ermittelt.
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Der aktuelle BA-X-Wert deutet für die Nürnberger Bundesbehörde daraufhin, dass die Betriebe trotz der unsicheren wirtschaftlichen Aussichten weiterhin bereit seien, zusätzliche Mitarbeiter zu beschäftigen. Inzwischen liege bei zwei Dritteln der Branchen die Zahl der offenen Stellen über dem Niveau vom Sommer 2013.
Leichte Zunahme der Erwerbslosigkeit
Beeinflusst sei der Wert aber auch durch den Umstand, dass Beschäftigte in Phasen guter Beschäftigungslage häufiger ihren Arbeitsplatz wechselten und manche damit freiwerdenden Stellen schwieriger zu besetzen seien als zu Zeiten hoher Arbeitslosigkeit.
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Bei der Erwerbslosigkeit rechnen Experten unterdessen für den August saisonbedingt mit einer leichten Zunahme. Mit 2,871 Millionen Menschen liege die Zahl der Jobsucher um rund 20.000 über dem Juli-Niveau. Bereinigt um saisonale Faktoren sehen sie im Schnitt eine minimale Abnahme. "Ich gehe davon aus, dass die positive Grundtendenz am Arbeitsmarkt noch anhält, obwohl es konjunkturell doch ein bisschen Gegenwind gibt", sagte Heiko Peters von der Deutschen Bank.
Neue Stellen gehen oft nicht an Erwerbslose
Das leichte Schrumpfen der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal werde sich aber noch nicht in den aktuellen Arbeitsmarktzahlen bemerkbar machen, betonte Peters. Als Faustregel gilt, dass Schwankungen der Konjunktur sich mit einer Verzögerung von vier bis sechs Monaten auf den Arbeitsmarkt auswirken. Die offiziellen Arbeitslosenzahlen will die Bundesagentur an diesem Donnerstag veröffentlichen.
Für die kommenden Monate sind die Experten skeptischer. "Die Beschäftigungsdynamik bleibt noch ein bisschen erhalten, aber die Arbeitslosigkeit wird im günstigsten Fall stagnieren", ist Vera Schubert von der KfW-Bankengruppe überzeugt. Zumal der Anstieg der Erwerbstätigkeit auch in der Vergangenheit schon nicht im gleichen Maße zu einem Abbau der Arbeitslosigkeit geführt habe, wie Steffen Henzel vom Ifo-Institut ergänzte. Viele neu geschaffenen Stellen gehen derzeit nämlich nicht an Erwerbslose, sondern an qualifizierte Zuwanderer oder Rückkehrer aus der Elternzeit. (dpa)