Essen. . Der Aufsichtsrat der angeschlagenen Warenhauskette Karstadt hat eine umfassende Sanierung des Unternehmens angekündigt. Auch die Schließung verlustreicher Filialen wird dabei nicht ausgeschlossen, wie das Unternehmen nach einer Sitzung des Aufsichtsrats am Donnerstag .

Die seit dem Jahr 2011 verfolgte Strategie sei „wirtschaftlich fehlgeschlagen“, teilte Karstadt am Donnerstagabend nach einer über Stunden andauernden Sitzung des Aufsichtsrats mit. Geplant seien daher „Rentabilitätsverbesserung des Filialportfolios bis hin zur Schließung von defizitären Filialen“. Schließungsbeschlüsse seien bei der Aufsichtsratssitzung „noch nicht gefasst“ worden, teilte Karstadt mit.

Eine Untersuchung des Karstadt-Managements habe ergeben, dass konkurrierende Unternehmen „mit über 20 Prozent weniger Personal auf vergleichbarer Fläche deutlich erfolgreicher“ seien. „Solche Wettbewerbsnachteile gilt es auszugleichen“, betonte die Karstadt-Führung um Geschäftsführer Miguel Müllenbach. In Deutschland gibt es neben Karstadt nur noch die Metro-Tochter Kaufhof als bundesweit agierenden Warenhauskonzern.

Kosten sind zu hoch - auch in der Essener Zentrale

Die rund 17.000 Karstadt-Beschäftigten müssen weiter bangen. Spekulationen zufolge droht bis zu 30 der 83 Karstadt-Filialen das Aus. Auch zahlreiche NRW-Standorte gelten als gefährdet. Gerd Hessert von der Uni Leipzig hat in einer Studie die Filialen in Bottrop, Recklinghausen, Gummersbach, Gütersloh, Siegen, Iserlohn und Mönchengladbach unter der Rubrik „Rückzug“ verbucht.

Im Umfeld des Konzerns wird betont, auch die Kosten für die Essener Hauptverwaltung und die Logistik der Warenhauskette seien zu hoch. Die mit Spannung erwartete Aufsichtsratssitzung war das erste Treffen der Karstadt-Kontrolleure nach dem Einstieg des österreichischen Investors René Benko. Benko hatte die Warenhauskette für einen symbolischen Euro vom deutsch-amerikanischen Geschäftsmann Nicolas Berggruen übernommen. Benko war allerdings nicht zum Treffen der Aufsichtsräte in Essen angereist.

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Die Gewerkschaft Verdi hat Widerstand gegen mögliche Einschnitte angekündigt. Das Unternehmen kündigte Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern an. Dabei gehe es darum, „die richtige Balance zwischen Sozialverträglichkeit und wirtschaftlicher Überlebensfähigkeit des Unternehmens zu finden“.

Dem Vernehmen nach soll der Sanierungsplan bis Ende Oktober „verfeinert werden“. Dann gibt es das nächste Treffen der Aufsichtsräte.