Essen. . Nach einer stundenlangen Sitzung hat der Aufsichtsrat der angeschlagenen Kaufhaus-Kette Karstadt am Donnerstagabend einen umfangreichen Umbau des Unternehmens angekündigt. Aber auch Filial-Schließungen stehen noch im Raum.
Der Aufsichtsrat der angeschlagenen Warenhauskette Karstadt hat eine umfassende Sanierung des Unternehmens angekündigt. Auch die Schließung verlustreicher Filialen wird dabei nicht ausgeschlossen, wie das Unternehmen nach einer Sitzung des Aufsichtsrats am Donnerstag in Essen mitteilte. Nachdem die in den vergangenen Jahren verfolgte Strategie wirtschaftlich fehlgeschlagen sei, sei ein solcher Schritt zwingend.
Notwendig sei auch eine Senkung der Personalkosten, um Wettbewerbsnachteile auszugleichen. Konkurrenten seien mit über 20 Prozent weniger Personal auf vergleichbarer Fläche deutlich erfolgreicher. Konkrete Schließungsbeschlüsse seien jedoch noch nicht gefasst worden, teilte das Unternehmen nach stundenlangen Beratungen am Abend weiter mit.
Karstadt-Sanierungsplan soll Ende Oktober stehen
Der Aufsichtsrat solle am 23. Oktober zu seiner nächsten Sitzung zusammenkommen. Bis dahin solle das vom Management vorgelegte Sanierungskonzept von dem Kontrollgremium geprüft werden. Die Pläne sollten auch mit den Arbeitnehmergremien und der Gewerkschaft Verdi verhandelt werden, "um die richtige Balance zwischen Sozialverträglichkeit und wirtschaftlicher Überlebensfähigkeit des Unternehmens zu finden", hieß es in der Mitteilung weiter.
Nach dem überraschenden Einstieg des Tiroler Immobilieninvestors René Benko war das zuvor mehrfach verschobene Treffen mit Spannung erwartet worden. Bereits vor der ersten Sitzung nach dem Eigentümerwechsel war über harte Einschnitte unter den 83 Karstadt-Häusern spekuliert worden. Karstadt hat aktuell etwa 17.000 Mitarbeiter.
Ex-Arcandor-Chef sieht Zeit für Kaufhäuser abgelaufen
Nach Auffassung des früheren Arcandor-Chefs Thomas Middelhoff ist die Zeit mehrerer großer konkurrierender Warenhausketten in Deutschland vorbei. "Fast dasselbe Angebot in Konkurrenz über die Straße - das geht nicht mehr", sagte er am Rande seines Prozesses in Essen der dpa. Middelhoff war bis Anfang 2009 Chef des früheren Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor.
Karstadt werde jetzt Standorte schließen, später rechne er mit der lange diskutierten Fusion mit Kaufhof, sagte Middelhoff. Möglicherweise müssten in der zusammengelegten Groß-Warenhauskette danach noch mal weitere Filialen geschlossen werden. "Dann entsteht ein lebensfähiges Unternehmen."
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Der frühere Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen, der Karstadt nach der Insolvenz 2010 erworben hatte, habe durch seine viel zu geringen Investitionen die großen Chancen für einen Neustart verspielt, kritisierte Middelhoff. Auch von seinem Nachfolger René Benko sei aber kein wirklicher Aufschwung zu erwarten. "Er ist ein Immobilieninvestor, und er behandelt das Unternehmen so: Er interessiert sich vor allem für die Grundstücke", sagte Middelhoff. (dpa)