Duisburg. . Aller Diskussionen um hohe Energiepreise in Deutschland und wachsender Konkurrenz aus dem Ausland zum Trotz investieren die Konzerne massiv in den Stahlstandort Duisburg. Thyssen-Krupp Steel, HKM und Arcelor Mittal steckten seit 2010 über eine Milliarde Euro in ihre Anlagen am größten Stahlstandort Europas.

Auch wenn die Stahlunternehmen durch steigende Energiekosten in Deutschland und wachsende Konkurrenz im Ausland unter Druck geraten, stehen sie zu Duisburg. Seit 2010 haben Thyssen-Krupp, HKM und Arcelor Mittal rund eine Milliarde Euro in ihre Anlagen am größten Stahlstandort Europas investiert. Eine Rundreise.

Thyssen-Krupp Steel

In der Vergangenheit wurde immer wieder spekuliert, Thyssen-Krupp könnte sich auf dem Weg zum Technologiekonzern von der Stahl-Sparte trennen. Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Nach Angaben von Produktionsvorstand Herbert Eichelkraut investierte Thyssen-Krupp Steel in den vergangenen drei Geschäftsjahren 1,35 Milliarden Euro. Davon fließen seit 2013 rund 600 Millionen Euro nach Duisburg.

Die spektakulärste Baustelle steht im Hafen Schwelgern, wo der Großhochofen 2 neu zugestellt wird. Nach seiner ersten 21-jährigen Reise, wie es im Stahljargon heißt, wurde der Schwarze Riese abgeschaltet, um ihn zu überholen. Dazu gehört, dass die gemauerte Innenauskleidung aus Keramik- und Kohlenstoffsteinen, die beim Schmelzen des Eisens 2200 Grad aushalten muss, erneuert wird.

2012 wurde bereits der Hochofen 9 neu zugestellt. Derzeit werden zwei Warmbandwerke und ein Oxygenstahlwerk modernisiert. Thyssen-Krupp-Steel-Vorstand Eichelkraut ist davon überzeugt, dass die Nähe zu den Kunden und die Logistik der Werke den Stahlstandort Duisburg „langfristig sichert“. Dafür sprächen auch technologische Gründe: „Der Golf 7 besteht wieder ausschließlich aus Stahl. Aluminium in den Karossen hat an Anteilen verloren“, betont Eichelkraut.

Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM)

400 Millionen Euro haben die Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) im Duisburger Süden in die Erweiterung der Kokerei gesteckt. „Nie wurde in unseren Standort Duisburg-Huckingen mehr investiert als in den letzten fünf Jahren“, sagt der Technische Geschäftsführer Rolf Höffken. Der Ausbau der Kokerei hat für HKM auch eine strategische Bedeutung: „Die internationalen Koks-Preise schwanken zu sehr“, so Höffken. Mit der Inbetriebnahme der zweiten Batterie könne man sich nun selbst mit Koks versorgen, das zur Stahlerzeugung gebraucht wird. HKM gehört zu 50 Prozent Thyssen-Krupp Steel Europe. 30 Prozent hält die Salzgitter Mannesmann GmbH und 20 Prozent der Röhrenhersteller Vallourec.

Arcelor Mittal

135 Millionen Euro ließ sich der weltgrößte Stahlhersteller Arcelor Mittal seine neue Drahtstraße in Duisburg-Ruhrort kosten. „Das ist eine unserer größten Einzelinvestitionen in Europa“, sagt Thorsten Brand, Sprecher der Geschäftsführung von Arcelor Mittal Duisburg. Die Londoner Konzernzentrale, die weltweit 60 Werke steuert, sehe in Duisburg einen „entscheidenden Standort“.

Die neue Walzstraße in Ruhrort gilt als die modernste der Welt. Die zwei bis drei Tonnen schweren Stahl-Knüppel liefert Thyssen-Krupp. Sie werden auf über 1000 Grad erhitzt und zu den Abmessungen gewalzt, die die Kunden bestellen. 76 Prozent gehen in die Automobilindustrie.

Wirtschaftsvereinigung Stahl

Angesichts der Rekordinvestitionen mahnt Hans-Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl: „Wir brauchen Verlässlichkeit und klare politische Rahmenbedingungen.“ Mit der Ökostrom-Reform sei die Branche noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen.