Essen. . Nach milliardenschweren Verlusten peilt Thyssen-Krupp wieder Gewinne an. „Wir steigern unser Ergebnis kontinuierlich seit sieben Quartalen aus eigener Kraft“, sagt Konzernchef Heinrich Hiesinger. Doch die Phase der Sanierung ist noch nicht beendet.
Drei schwere Jahre liegen hinter Thyssen-Krupp. Doch die schlimmste Zeit scheint der Essener Stahl- und Technologiekonzern überstanden zu haben. Es geht bergauf. Nach milliardenschweren Verlusten peilt Thyssen-Krupp wieder Gewinne an.
Auch die selbst gesteckten Ziele fallen ehrgeiziger aus. Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr hat Konzernchef Heinrich Hiesinger angehoben: Unterm Strich erwartet er erstmals seit drei Jahren wieder ein „ausgeglichenes bis leicht positives“ Nettoergebnis.
"Unsere Strategie trägt"
„Wir steigern unser Ergebnis kontinuierlich seit sieben Quartalen aus eigener Kraft“, sagte Hiesinger bei der Präsentation der Bilanz für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres. „Die Richtung stimmt, unsere Strategie trägt.“ Fiel im Vorjahr noch ein Verlust von 527 Millionen Euro an, konnte Thyssen-Krupp diesmal einen Überschuss von 243 Millionen Euro erwirtschaften. Das dritte Quartal trug 39 Millionen Euro bei – nach einem Minus von 395 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
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Fehlinvestitionen in Stahlwerke in Brasilien und Alabama sowie Kartellverstöße hatten den Revierkonzern, der aktuell rund 160 000 Mitarbeiter beschäftigt, schwer erschüttert. Ein Verlust von 1,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr, fünf Milliarden Euro Minus im Jahr zuvor – es war die schwerste Krise in der Firmengeschichte. Das Werk in den USA hat Hiesinger verkauft, und in Brasilien gibt es nach Darstellung von Finanzchef Guido Kerkhoff Fortschritte. „Wir sind da deutlich besseren Mutes, als wir es je waren“, betonte er. „Das ist kein großer Verlustbringer für den Konzern mehr.“
Sanierungsphase bei Thyssen-Krupp ist alles andere als beendet
Thyssen-Krupp erwirtschaftet rund 30 Prozent der Umsätze mit Stahl und 70 Prozent mit Dienstleistungen und Industriegütern wie Aufzügen und Autokomponenten. In der europäischen Stahlsparte mit ihrem Standort in Duisburg verbuchte Thyssen-Krupp Rückgänge. Derzeit bringt der Konzern seinen größten Hochofen „Schwelgern 2“ auf Vordermann, Produktionsausfälle sind die Folge. Außerdem machen sich auch Auswirkungen durch das Sturmtief „Ela“ bemerkbar. Durch Störungen bei der Deutschen Bahn konnte Thyssen-Krupp weniger Stahl ausliefern.
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Die Sanierungsphase bei Thyssen-Krupp ist alles andere als beendet. Der Personalabbau läuft. In der Verwaltung sollen 3000 von weltweit 15 000 Arbeitsplätzen wegfallen. Weitere 1800 Stellen streicht der Konzern vor allem in der Stahlsparte. Kerkhoff ließ keinen Zweifel daran, dass Thyssen-Krupp die Leistungsfähigkeit noch steigern muss. „Da haben wir noch einen Weg zu gehen.“
Um frisches Geld ins Unternehmen zu pumpen, hatte Thyssen-Krupp im Dezember eine Kapitalerhöhung vollzogen. Damit verringerte sich der Anteil der Essener Krupp-Stiftung von mehr als 25 auf rund 23 Prozent. Die Stiftung mit der Dortmunder Uni-Rektorin Ursula Gather an der Spitze ist nach wie vor größter Anteilseigner.
Entscheidung zur Dividende bleibt zunächst offen
Mit Spannung wird erwartet, wie sich der schwedische Finanzinvestor Cevian, der auch am Bilfinger-Konzern beteiligt ist, bei Thyssen-Krupp verhalten wird. Bei Bilfinger musste unlängst der unter Druck geratene Konzernchef Roland Koch seinen Posten räumen.
Ob die Eigentümer von Thyssen-Krupp nach zweijähriger Pause wieder eine Dividende erhalten werden, blieb offen. Das Management um Hiesinger scheint generell vermeiden zu wollen, dass nun übertriebene Erwartungen entstehen. Finanzchef Kerkhoff sagte, eine Entscheidung zur Dividende falle am Jahresende.