Essen. Die Commerzbank startet ein weiteres Sparprogramm. Sie will die Finanzbuchhaltung ausgliedern. Von den betroffenen 450 Stellen sind rund 50 in Duisburg. Die Zahl der Filialen will Deutschlands zweitgrößte Privatbank aktuell nicht reduzieren. Sie testet gerade die Geschäftsstelle der Zukunft.

Die Commerzbank, die der Bund in der Finanzkrise vor der Insolvenz bewahrte, ist offenbar noch nicht über den Berg. Das zweitgrößte deutsche Finanzinstitut will über den angekündigten Abbau von 5200 Arbeitsplätzen hinaus weitere Stellen streichen.

Nach Betriebsratsangaben sollen 450 Beschäftigte aus der Finanzbuchhaltung in Frankfurt, Berlin und Duisburg (mit 50 Betroffenen) zu externen Dienstleistern wechseln. Diese unterliegen zum Teil nicht dem Banken-Tarifvertrag. „Auch eine Auslagerung an billigere Unternehmen nach Osteuropa ist angedacht“, sagte am Montag eine sichtlich verärgerte Betriebsrätin in Frankfurt. Noch auf der Hauptversammlung im Mai hatte Vorstandschef Martin Blessing mit keinem Wort weitere Einschnitte erwähnt. Am Freitag hätten Verhandlungen mit der Arbeitnehmervertretung begonnen, so eine Commerzbank-Sprecherin.

Schon 2900 Stellen abgebaut

Vor allem die Beschäftigten in Deutschland müssen die Kostensenkungen der Bank schultern, die immer noch zu 17 Prozent dem Steuerzahler gehört. Von Ende 2012 bis Ende März 2014 wurden bei 40.000 Mitarbeitern hierzulande 2900 Stellen gestrichen.

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Ganz offensichtlich hat der Kostendruck in der Bank auch angesichts der niedrigen Zinsen und der scharfen Konkurrenz weiter zugenommen. Zudem gewährt die Commerzbank weiter üppige Prämien für neue Kunden: Bis zu 100 Euro für ein Girokonto und bis zu 500 Euro für ein Wertpapierdepot.

74.000 neue Konten durch Fußball-WM

Die Fußball-WM bescherte der Commerzbank 74.000 neue Konten. Die Fernsehspots, in denen Bundestrainer Joachim Löw und seine Jungs für das kostenlose Girokonto warben, kamen offenbar gut an, hatten aber auch mit 20 bis 25 Millionen Euro ihren Preis. „Das war für uns die erfolgreichste Werbekampagne seit der Integration der Dresdner Bank“, sagte der für NRW zuständige Bereichsvorstand Arno Walter dieser Zeitung. Er ist überzeugt, dass der Sieg in Brasilien nicht nur seinem Haus nutzte: „Der Weltmeister-Titel hilft der deutschen Seele.“

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Mit dem vor zwei Jahren gestarteten Umbauprozess der Commerzbank-Filialen ist Walter zufrieden. „Auf dem Weg zu mehr Qualität, Wachstum und Profitabilität ernten wir die ersten Erfolge“, sagt er. Monatliche Umfragen ergäben, dass immer mehr Kunden die Commerzbank weiterempfehlen würden. Im Juni habe der Anteil zufriedener Kunden im Ruhrgebiet mit 60 Prozent im gesamtdeutschen Vergleich weit vorn gelegen.

Öffnungszeiten bis 19.30 Uhr

Im Gegensatz zu anderen Privatbanken denkt die Commerzbank nach den Worten Walters aktuell nicht an die Schließung von Standorten: „Die Filiale hat Zukunft. Filiale und Online-Banking sind zwei Seiten derselben Medaille. Der Kunde will selbst entscheiden, wann er wo welchen Kanal nutzt.“ In Stuttgart und Berlin testet die Commerzbank gerade die Filiale der Zukunft. 2015 soll entschieden werden, ob und wo das neue Konzept ausgerollt wird. Neu ist, dass die SB-Geräte mitten in der Geschäftsstelle stehen. Über eine Video-Kasse können Kunden täglich von 7.30 bis 21.30 Uhr mit Mitarbeitern, die im Duisburger Service-Center sitzen, ihre Bankgeschäfte abwickeln. In den Flaggschiff-Filialen gibt es auch erweiterte Öffnungszeiten von 8 bis 19.30 Uhr.