Essen. . Der Österreicher René Benko ist ein entscheidender Akteur, wenn es um die Zukunft der Essener Warenhauskette Karstadt geht. Er setzt vor allem auf Einkaufszentren in Innenstädten. Ganz gleich, ob es mit Karstadt aufwärts oder abwärts geht – Benko ist am Zug.
René Benko ist jung, erfolgshungrig und vielleicht der entscheidende Akteur im Spiel um Karstadt. Der 37-Jährige Geschäftsmann aus Tirol schaffte es vom Schulabbrecher zu einem der erfolgreichsten Unternehmer Österreichs. Seine vor knapp 15 Jahren gegründete Unternehmensgruppe Signa verfügt nach eigenen Angaben über Immobilienvermögen von mehr als 6,5 Milliarden Euro. Benko gilt als einer der reichsten Österreicher – mit besten Verbindungen zu Politik und Society.
„Wie machen Sie das?“, wurde Benko vor nicht allzu langer Zeit gefragt. Es sei wie im Spitzensport, antwortete er. Harte, konsequente Arbeit, nie den Weg verlassen, nie aufgeben, nie auf den Lorbeeren ausruhen – das sei entscheidend. Kurzum: „Mehr zu leisten, als es vielleicht andere tun wollen.“
Benko kam als Sohn eines Beamten im Tiroler Innsbruck zur Welt. Die Handels- und Wirtschaftsakademie verließ Benko mit 17 Jahren und begann seine Karriere als Unternehmer. Seine Vertrauten erzählen heute gern, wie alles mit dem Ausbau von Dachböden in Innsbruck begann. Immobilien sind auch heute noch der wichtigste Geschäftszweig der Signa-Gruppe, nicht etwa das klassische Einzelhandelsgeschäft. In Wien hat Benko ein ehemaliges Bankgebäude in der Nähe der Fußgängerzone zu einem Einkaufstempel mit Luxushotel umgebaut.
Ebenso wie Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen hatte auch Signa Interesse an einer Übernahme des Karstadt-Konkurrenten Kaufhof bekundet. Die Pläne für Kaufhof scheiterten, stattdessen kaufte Signa von Berggruen unter anderem die Mehrheit an den Karstadt-Edelkaufhäusern rund um das Berliner KaDeWe. Die Sport-Filialen von Karstadt zählen mittlerweile ebenfalls zu Benkos Reich.
Als Gesellenstück gilt das Kaufhaus Tyrol aus Innsbruck
Signa verfügt seit einiger Zeit auch über die Option, Berggruen für einen symbolischen Euro mehr als 75 Prozent der Anteile am Handelsgeschäft der 83 Karstadt-Warenhäusern abzukaufen. Außerdem gehören Signa eine Reihe von Kaufhaus-Immobilien, in denen sich Karstadt-Filialen befinden – unter anderem in Berlin, Dresden, Freiburg, Göttingen, Hamburg, Konstanz, Köln und Stuttgart.
Die Stuttgarter Karstadt-Filiale könnte ein Beispiel dafür liefern, was die Signa-Gruppe in größerem Stil plant. Das Haus wird zu einem Einkaufszentrum umgebaut. Als Benkos Gesellenstück gilt das zwischenzeitlich in die Jahre gekommene Kaufhaus Tyrol aus Innsbruck. Heute zählt es wieder mehr als 50 Mieter – von Deichmann über H&M bis WMF. Von einem „Beitrag zur Belebung der Innenstädte“ sprechen Signa-Leute gerne, wenn sie über ihr Geschäftsmodell referieren.
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Es scheint, als wolle sich der deutsch-amerikanische Investor Nicolas Berggruen Stück für Stück von Karstadt verabschieden. Ob Signa bald wieder einmal zugreift und die Warenhaushauskette für einen Euro übernimmt? Bislang hält sich Benko im Hintergrund. Als ein Szenario gilt, dass Signa gerne auch die Metro-Tochterfirma Kaufhof übernehmen würde – und dann die Option bei Karstadt zieht.
Reiche Geschäftspartner aus Israel, Griechenland und Deutschland
Benko hat sich im Laufe der vergangenen Jahre ein Netzwerk aus Geschäftspartnern aufgebaut. Dazu zählen unter anderem der israelische Milliardär Beny Steinmetz, der griechische Reeder George Economou und der deutsche Unternehmer Torsten Toeller, der durch das Geschäft mit Tierfutter („Fressnapf“) reicht geworden ist. Im Beirat von Benkos Firma sitzen auch der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und der ehemalige österreichische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer.
Ob Benko den Job des Karstadt-Sanierers übernehmen will, ist offen. „Die Schließung eines Hauses kostet angesichts der geltenden Mitarbeiter- und Mietverträge zwischen fünf und zehn Millionen Euro. Außerdem drohen Streiks und Proteste“, gibt Handelsexperte Gerd Hessert von der Universität Leipzig zu bedenken. Schon jetzt ist Signa der wichtigste Vermieter von Karstadt. Ganz gleich, ob es mit Karstadt aufwärts oder abwärts geht – René Benko ist am Zug.