Essen. . Im Interview äußert sich Stefanie Nutzenberger, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Verdi, zur angespannten Lage bei Karstadt. Von den Eigentümern Nicolas Berggruen und René Benko verlangt sich Klarheit. Nutzenberger klagt über „eine zermürbende Situation für die Beschäftigten“.
Äußerungen von Karstadt-Aufsichtsratchef Stephan Fanderl legen nahe, dass nun scharfe Einschnitte bei der Essener Warenhauskette mit ihren rund 17.000 Mitarbeitern bevorstehen. Man werde die Sanierung von Karstadt „entschlossen und unverzüglich“ angehen, hatte der Manager angekündigt, ohne Einzelheiten zu nennen.
Im Interview äußert sich Stefanie Nutzenberger, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Verdi, zur angespannten Lage bei Karstadt. Von den Eigentümern Berggruen und Benko verlangt sich Klarheit. Nicolas Berggruen ist Eigentümer der bundesweit 83 Karstadt-Warenhäuser. Die Signa-Gruppe des Österreichers René Benko hatte im September vergangenen Jahres die Mehrheit an den 28 Karstadt-Sporthäusern sowie an den Luxuskaufhäusern KaDeWe (Berlin), Alsterhaus (Hamburg) und Oberpollinger (München) übernommen. Signa ist auch der wichtigste Vermieter von Karstadt.
Frau Nutzenberger, Karstadt-Chefin Sjöstedt hat überraschend hingeworfen. Ist das ein Krisen-Signal?
Stefanie Nutzenberger: Frau Sjöstedts Rücktritt ist sehr bedauerlich. Denn sie stand für Konzepte, die auch die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi seit langer Zeit fordert: eine größere Eigenständigkeit für die einzelnen Karstadt-Häuser unter der Einbeziehung der Kenntnisse, Kompetenzen und Expertise der Beschäftigten.
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Was es jetzt dringender denn je braucht, sind Sicherheit, Klarheit und Transparenz für die Beschäftigten, nötige Investitionen in die Standorte und ein klares Zukunftskonzept, das auch die Menschen bei Karstadt im Blick hat. All das sind die Eigentümer, Herr Berggruen und Herr Benko, den rund 17 000 Beschäftigten bei Karstadt bis heute schuldig geblieben. Das ist eine unerträgliche Hängepartie – und eine zermürbende Situation für die Beschäftigten.
Droht jetzt eine scharfe Sanierung - beispielsweise Personalabbau oder Filialschließungen?
Stefanie Nutzenberger: Die Karstadt-Beschäftigten haben in den letzten zehn Jahren und über vier Sanierungstarifverträge auf rund 700 Millionen Euro verzichtet und so zur Sanierung von Karstadt beigetragen. Dafür wollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jetzt auf der Eigentümerseite Taten sehen: ein gutes Konzept, um Karstadt zukunftssicher zu machen und um Arbeitsplätze und Filialen zu erhalten. Allein darum muss es jetzt gehen.
Es wird auch wieder über eine Fusion Kaufhof-Karstadt spekuliert. Was halten Sie davon?
Stefanie Nutzenberger: Wenn Warenhäuser aufgrund einer Fusion dicht gemacht würden, bestünde die Gefahr, dass tausende Menschen ihre berufliche Existenz verlieren. Außerdem trüge das in erheblichem Maße zur Verödung der Innenstädte bei und Kundinnen und Kunden verlieren Angebotsvielfalt. Eine Zusammenlegung macht für uns keinen Sinn – zumal nach meiner Einschätzung Warenhäuser mit jeweils eigenem, regionalem Profil auch in Zukunft Kundinnen und Kunden finden werden.