Essen. . Es war die erste öffentliche Hauptversammlung in der Geschichte des Essener Chemiekonzerns Evonik. 3,5 Millionen Euro ließ sich das Unternehmen das Treffen in der Grugahalle kosten. Von den Aktionären gab es Lob und Kritik. Konzernchef Engel verteidigte auch das Sponsoring für Borussia Dortmund.

Zur Premiere hat Evonik einen lilafarbenen Teppich für die Aktionäre ausgerollt. Bühne, Sitzpolster, Servietten, selbst die Krawatten der Führungskräfte – in der Essener Grugahalle dominierte „Deep Purple“, wie die grelle Farbe des Chemiekonzerns genannt wird. Wo sonst traditionell die großen Energiekonzerne Eon und RWE zu ihren Hauptversammlungen bitten, stellte sich diesmal Evonik seinen Aktionären. Nach dem Börsengang vor gut einem Jahr war es die erste öffentliche Hauptversammlung in der Geschichte des Essener Chemiekonzerns.

Immerhin 3,5 Millionen Euro ließ sich Evonik die Versammlung für knapp 460 Aktionäre kosten, hieß es auf Nachfrage eines Anteilseigners. Allein die Bühne habe rund 800.000 Euro gekostet, knapp 340.000 Euro fielen als Saalmiete an. „Eine Nummer kleiner geht es auch“, meinte ein Redner. „Gratulation zur Bühne“, schwärmte dagegen Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Das aufwändig gestaltete Podium jedenfalls soll wieder verwendbar sein, wie Evonik-Chef Klaus Engel beteuerte – bei den nächsten Hauptversammlungen des Konzerns.

Kritische Anmerkungen musste sich Engel insbesondere zum enttäuschenden Kursverlauf der Evonik-Aktie anhören. „Wenn das billige Geld kommt, steigen alle Kurse. Warum nicht auch bei Evonik?“, fragte Marc Tüngler. Engel räumte ein: „Für die Kursentwicklung im abgelaufenen Jahr hätten wir uns einen anderen Verlauf gewünscht.“ Zwischenzeitlich war der Wert des Papiers von 33 auf weniger als 25 Euro gefallen. Bei der Dividende allerdings verbuchten die Anteilseigner einen Zuwachs. Evonik zahlt einen Euro je Aktie – nach 92 Cent im Vorjahr.

Stellenabbau in der Verwaltung soll Bilanz verbessern

Die nicht gerade glänzenden Geschäftszahlen des ersten Quartals gaben einem Aktionär Anlass zur Frage, ob Engel denn noch ruhig schlafen könne. Ja, antwortete der Evonik-Chef. Er gehe „ausgeschlafen, aber nicht verschlafen“ zu Werke.

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Es sei zwar richtig, dass der Konzern „nicht gerade einen Raketenstart ins Jahr gehabt“ habe. Aber der Trend sei positiv. „Ich erwarte stetige Verbesserungen.“ Engels Ausführungen wurden mit höflichem Applaus bedacht.

Auch durch Stellenabbau in der Verwaltung will Evonik die Bilanz verbessern. Ziel sind jährliche Einsparungen in Höhe von 250 Millionen Euro. Der „volle Ergebniseffekt“ wirke ab dem Jahr 2017, erklärte Engel. Konzernweit sollen rund 1000 Arbeitsplätze wegfallen. Betriebsbedingte Kündigungen hat Evonik bis Ende 2018 ausgeschlossen.

„Der BVB macht Evonik weltweit bekannt“

Auf Nachfrage eines Aktionärs verteidigte Engel auch die Sponsoring-Ausgaben für den Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund. Das Engagement zahle sich aus, betonte der Konzern-Chef. Mittlerweile sei Evonik 64 Prozent der Bundesbürger ein Begriff – jeder zweite davon kenne das Unternehmen durch den BVB. „Der BVB macht Evonik weltweit bekannt.“

Die erste öffentliche Hauptversammlung in der Evonik-Geschichte verlief vergleichsweise reibungslos, auch wenn ein rebellischer Kleinaktionär mit Hang zu langen Wortmeldungen für eine Mischung aus Erheiterung und Ungeduld im Saal sorgte. Aufsichtsratschef Werner Müller nahm es mit Humor: „Ich bin ein Gemütsmensch. Und ich freue mich, dass Sie da sind“, rief er dem Aktionär zu.

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Eine Anmerkung zu Art und Umfang der ersten Hauptversammlung machte Müller ebenfalls. Es sei eben schwer einzuschätzen, wie viele Aktionäre zu einer Premiere kommen, gab er zu bedenken und erinnerte an die erste Hauptversammlung des Veba-Konzerns vor fast 50 Jahren. Seinerzeit habe das Unternehmen Zehntausende Gäste erwartet, erschienen sei aber nur ein Bruchteil, erzählte Müller. „Die Altersheime in der Umgebung sind danach großzügig mit Buletten bedacht worden.“