Herne. . Chefs wollen sich zur Fußball-WM in Brasilien flexibel zeigen, weil die Übertragung der Fußballspiele zum Teil erst um 22 Uhr beginnt. Allein: Ein Anspruch auf späteren Arbeitsbeginn haben Mitarbeiter nicht. Vielfach ist das Ganze aber auch (noch) gar kein Thema.
Wenn am 12. Juni in Brasilien die Fußball-WM der Herren beginnt, ist von den Fans Durchhaltevermögen gefordert: Durch die Zeitverschiebung beginnen viele Spiele erst um 22 Uhr. Die WAZ hörte sich bei Unternehmen oder deren Vertretungen um, ob sie mit Rücksicht auf ihre fußballbegeisterten Mitarbeiter Arbeitsabläufe verändern. Für viele ist dieser Aspekt der WM aber noch gar kein Thema.
So gesteht Markus Hüter, Geschäftsführer von BTMT, sich darüber noch gar keine Gedanken gemacht zu haben. Umorganisationen müssten mit dem Betriebsrat abgesprochen werden. Die Maschinen dürften aber nicht still stehen, betonte Markus Hüter.
Pragmatisch handhaben
Noch keine Anfragen nach einem späteren Arbeitsbeginn oder ähnlichem hat es von Mitarbeitern bei Kreishandwerksmeister Hans-Joachim Drath gegeben: „Wenn die deutsche Mannschaft weiterkommt, müssen wir flexibel reagieren“, sagte er. Das könne aber nur in Absprache und im Einvernehmen mit den Kunden geschehen.
Auch bei Planeta hat sich noch niemand mit dem Wunsch nach späteren Anfangszeiten an die Geschäftsführung gewandt: In der Vergangenheit, so Matthias B. Klawitter aus der Geschäftsführung, habe man Spiele der deutschen Nationalmannschaft gemeinsam angesehen, wenn sie während der Arbeitszeit stattfanden. Da die Firma im Ein-Schicht-Betrieb arbeite, „sollte es keinen Unterschied machen, wenn eine Maschine eine Stunde später läuft“, so Klawitter. Die Firma werde das pragmatisch handhaben, „denn eigentlich möchte die WM doch jeder sehen“.
Bei Evonik in Eickel wird fußballbegeisterten Mitarbeitern freigestellt, ihre Schicht in Absprache mit Vorgesetzten und Kollegen zu tauschen, wenn das mit den betrieblichen Belangen zu vereinbaren ist. „Eine allgemeine Änderung von Schichtzeiten während der Fußball-WM ist nicht vorgesehen,“ so Sprecher Volker Hilbt. „Unsere Maschinen laufen 24 Stunden lang und eine bestimmte Anzahl von Mitarbeitern muss auf Schicht sein.“
Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen, betont, dass es während der WM keinen Automatismus und keinen Anspruch darauf gebe, dass Schichten getauscht oder geschoben werden. Das sei vor allem in produzierenden Betrieben nicht möglich. Eigenmächtigkeit sollte auf jeden Fall vermieden werden. „Es besteht eine arbeitsvertraglich geschuldete Pflicht, pünktlich am Arbeitsplatz zu erschienen“, so Erlhöfer. In manchen Betrieben ließen sich sicher Lösungen finden, in anderen nicht. „Davon geht die Welt dann aber auch nicht unter.“