München. Der Automobilclub will sich nach einer Reihe von Skandalen reformieren. Doch der Prozess zieht sich in die Länge. Für die Hauptversammlung am Samstag werden keine Entscheidungen erwartet. Der Duisburger Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer bezeichnet die Veranstaltung als „Popanz“.

Nach der Fülle von Skandalen wird mit Spannung die Hauptversammlung des Automobilclubs ADAC heute in Saarbrücken erwartet. Die fälligen Reformen werden die Delegierten allerdings noch nicht verabschieden. Übergangspräsident August Markl rechnet damit, dass der Prozess noch ein Jahr dauern wird.

Und so geht es erst einmal so weiter, wie man es vom ADAC gewohnt ist: Vor der Hauptversammlung tagten am Freitag hinter verschlossenen Türen die Gremien des Vereins. Trotz gefälschter Wahlergebnisse beim „Lieblingsauto“, Privatflügen von Vorständen in Rettungshubschraubern und Unregelmäßigkeiten bei Tests hat Europas größter Verein keinen Aderlass bei der Mitgliederzahl hinnehmen müssen.

290.000 Mitglieder kündigten

Knapp 290.000 haben zwar seit Anfang des Jahres, als die Skandale bekannt wurden, gekündigt. Zugleich konnte der ADAC nach eigenen Angaben mehr Neueintritte verbuchen als Abgänge, sodass die Mitgliederzahl sogar leicht auf fast 19 Millionen gewachsen ist.

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Von Michael Minholz

Der Reformprozess verläuft zäh. Erste Zweischenergebnisse sollen laut einem Sprecher in Saarbrücken vorgestellt werden. Die Wahl eines neuen Präsidenten, die heute über die Bühne gehen sollte, ist verschoben. „Ich habe nach wie vor keine Ambitionen auf das Präsidentenamt. Bisher konnten wir aber leider keinen geeigneten Kandidaten finden“, sagte Markl der „Zeit“. Und so macht der 65-jährige Radiologe kommissarisch weiter. Viele Jahre war er Stellvertreter von ADAC-Präsident Peter Meyer, der im Februar seinem Rauswurf durch einen Rücktritt zuvorgekommen war.

Die Anwaltskanzlei Freshfields begleitet den internen Reformprozess, der von einem Beirat koordiniert wird. Darin sitzt unter anderen die Vorsitzende von Transparency International, Edda Müller. Sie sagte in einem Interview: „Es gibt Kräfte im ADAC, die die notwendige Reform aufrichtig wollen. Die brauchen Unterstützung, denn es gibt auch eine Gegenbewegung, zum Beispiel in den Regionalclubs. Da sagen manche: Der Sturm ist vorbei. Lasst uns weitermachen wie bisher.“

Vereinsstatus wackelt

Ferdinand Dudenhöffer, Autoprofessor an der Universität Duisburg-Essen, formuliert es noch schärfer: „Der ADAC will sich gar nicht ändern. Der Club bleibt intransparent. Die Hauptversammlung ist nicht mehr als ein Popanz.“ Der Beirat habe keinen Etat und keine Kompetenzen. „Das ist eine reine Marketingaktion“, so Dudenhöffer.

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Größter Knackpunkt wird sein, wie die Prüfung des Registergerichts München ausgeht und ob der ADAC seinen Vereinsstatus behalten kann, der ihm Steuervorteile beschert. Präsident Markl zeigt sich optimistisch: „Wir sind seit 111 Jahren ein Verein und möchten es bleiben.“