Hagen. .

Die Pleiten-Pech-und-Pannen-Show bei Deutschlands größtem Automobilclub geht weiter: Die Pannenhelfer, so der Vorwurf in einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“, benachteiligen die eigenen ADAC-Mitglieder zugunsten von Kunden, die bei Herstellern ihrer Autos eine Garantie für den Pannenfall abgeschlossen haben. Pflegen die gelben Engel eine Zwei-Klassen-Gesellschaft? Der ADAC dementiert heftig.

Dr. Peter Meintz ist seit 25 Jahren bei dem Automobilclub angestellt, hat alle Höhen und (die derzeitigen) Tiefen miterlebt und weiß, dass Reformen nötig sind. Der Sprecher des ADAC Westfalen möchte die neuen, „maßlos übertriebenen“ Vorwürfe eigentlich nicht kommentieren, redet sich dann doch in Rage – weil jetzt die Pannenhelfer an den Pranger gestellt werden, die so viel Gutes an den Straßenrändern und an den Standstreifen der Autobahnen tun.

In dem Vierteljahrhundert habe er nicht einmal gehört, so Meintz, dass Pannenfälle, die von Garantiekunden der Hersteller kommen, bevorzugt bearbeitet wurden – und dass ADAC-Mitglieder dadurch länger auf den gelben Wagen warten mussten. „Wichtigstes Kriterium ist: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“ Die Anliegen werden der Reihe nach bearbeitet.

Dem ADAC-Sprecher zufolge gebe es nur eine Ausnahme für eine bevorzugte Behandlung: Notfälle – „wenn Gefahr im Verzug ist“.

Verzweifelte Autofahrerin

Meintz erinnert sich an den Anruf einer verzweifelten Autofahrerin, die vor Jahren am Autobahnkreuz Leverkusen eine Panne hatte und sich von A nach Z telefonierte. Irgendwann landete sie bei Meintz, der von ihr die schwierigen äußeren Umstände erfuhr: 35 Grad im Schatten, drei kleine Kinder an Bord, kein Seitenstreifen in üblicher Größe. „Die Frau wurde dann vorgezogen.“

Mehrere Autokonzerne haben den ADAC mit Dienstleistungen bei Pannen beauftragt. Hat ein Kunde eine Mobilitätsgarantie abgeschlossen, wählt er bei einer Panne nicht die Nummer des ADAC, sondern die seines Autoherstellers. Von da aus werden die gelben Engel beauftragt.

Solche Notfalleinsätze der Pannenhelfer im Rahmen von Kooperationsverträgen mit Autofirmen „kommen nicht so häufig vor, wie manche denken könnten“. Die Mobilitätsgarantie nehmen Neuwagenkäufer in Anspruch. Meintz: „Autos, die unter drei Jahre alt sind, bleiben nunmal eher selten liegen.“

Nicht in der Pannenstatistik

Der ADAC-Mann bestätigt, dass Pannen, die im Rahmen der Mobilitätsgarantie abgewickelt werden, nicht in der Pannenstatistik des Clubs auftauchen: „Diese Leistung wird von einer Tochterfirma durchgeführt.“