Hamburg/München. Beim ADAC-Autopreis “Gelber Engel“ ist außer der Teilnehmerzahl in diesem Jahr auch die Rangfolge gefälscht worden, wie der ADAC am Montag mitteilte. Es gebe zudem Anhaltspunkte dafür, dass auch in den Vorjahren manipuliert wurde. Das habe der Prüfbericht der Unternehmensberatung Deloitte ergeben.
Daimler, BMW und Volkswagen geben alle vom ADAC in den vergangenen Jahren vergebenen "Gelben Engel" zurück. Dies kündigten die Autobauer am Montag an, nachdem die Wirtschaftsprüfung Deloitte festgestellt hatte, dass sowohl die Stimmenzahl als auch die Platzierung der Preisträger 2014 durch den Automobilclub manipuliert wurde. Laut Deloitte gibt es "klare Anhaltspunkte" dafür, dass der ADAC auch in den Vorjahren bereits die Ergebnisse der Leserwahl zum Lieblingsauto der Deutschen manipuliert hat.
Der Stuttgarter Autohersteller Daimler erklärte zu Rückgabe der Preise an den ADAC, Publikumspreise seien für den Autobauer grundsätzlich von großer Bedeutung. Unabdingbare Voraussetzung hierfür sei aber, dass die Leserwahlen korrekt abliefen.
Präsident Meyer kam seinem Rauswurf zuvor
Wegen der Affäre um den "Gelben Engel" war am Montagmittag bereits ADAC-Präsident Peter Meyer zurückgetreten. Der 64-Jährige legte mit sofortiger Wirkung sein Amt nieder, wie der ADAC Nordrhein am Montag mitteilte. Damit sei Meyer einer Amtsenthebung zuvor gekommen.
Angesichts der aktuellen Vertrauenskrise und der erschütternden Ergebnisse der aktuellen Krisenaufarbeitung habe das ADAC-Präsidium am Montagvormittag ein Suspendierungsverfahren gegen Meyer beschlossen, teilte der Verein mit. Das Amt des Präsidenten übernimmt kommissarisch Vizepräsident August Markl (65). Die Nachfolge soll bei der nächsten ordentlichen Hauptversammlung im Mai 2014 geregelt werden.
Meyer empfand sich als Sündenbock für andere
Meyer war seit 2001 Präsident des Autoclubs. Hintergrund des Rückzugs ist unter anderem die Fälschung von Zahlen beim ADAC-Autopreis. "Für Fehler und Manipulationen von hauptamtlichen Führungskräften, denen gemäß ADAC Satzung die Besorgung der laufenden Geschäfte obliegt, möchte ich nicht länger alleine verantwortlich gemacht werden", erklärte Meyer in einer Mitteilung. Jüngste Angriffe und Diffamierungen seiner Person hätten nicht nur den ADAC, sondern auch seine Familie belastet.
Die Entscheidung habe er allein und sorgfältig überlegt getroffen. "Ich glaube dennoch an den vorgestellten 10-Punkte-Plan mit tiefgreifendem Reformprozess für den ADAC." Das Ziel müsse die Rückgewinnung von Vertrauen und Kompetenz sein.
Noch am Wochenende hatte er sich trotzig gegeben
Zuvor hatte Meyer einen Rücktritt mehrfach ausgeschlossen. Er sehe seine Pflicht darin, weiter für die gute Sache zu kämpfen, hatte er noch am Wochenende der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" gesagt. "Ausbüxen ist aus meiner Sicht das falsche Signal."
Dem ADAC, der rund 19 Millionen Mitglieder hat, war neben den Manipulationen beim "Gelben Engel" auch vorgeworfen worden, seine Rettungshubschrauber für Flüge von ADAC-Funktionären eingesetzt zu haben. Die Statuten erlaubten das in Ausnahmefällen, hatte der Verband dazu zunächst erklärt. Dem Vorgehen wurde später dann aber ein Riegel vorgeschoben. (rtr/dpa)