München. Nun gehen auch die Autokonzerne auf Distanz zum ADAC. Nach einem Bericht über Manipulationen auch bei der Rangfolge der „Lieblingsautos der Deutschen“ erklärten alle großen Hersteller, ihre „Gelben Engel“ zurückgeben zu wollen. „Wenn sich die Manipulationsvorwürfe bestätigen, ist der Preis wertlos, dann geben wir sämtliche Gelben Engel zurück“, sagte eine Daimler-Sprecherin dieser Zeitung. Die Süddeutsche Zeitung hatte berichtet, 2014 sei der 5er BMW zwei Ränge weiter vorn platziert worden, als die Abstimmung der ADAC-Mitglieder ergeben hatte.
Für die Werbe-Strategen von Mercedes, BMW, VW und Audi waren die regelmäßig an sie und selten an ausländische Hersteller verliehenen „Gelben Engel“ Gold wert. Und für Deutschlands größten Autoclub war die Gunst der Großen auch nicht von Nachteil – zur Schau gestellt wurde das traute Miteinander jedes Jahr bei der Verleihung des „Lieblingsautos der Deutschen“, zuletzt am 16. Januar mit einer Gala in der königlichen Residenz zu München. Drei Wochen später ist jeder Glanz verflogen. Der verheerenden Kritik der Öffentlichkeit folgt nun auch noch der Liebesentzug durch die Autokonzerne. Die Autobauer wollen zwar noch abwarten, bis die Wirtschaftsprüfer nächste Woche ihre Ergebnisse veröffentlichen. Sie befürchten aber, dass der ADAC dann eingestehen muss, dass nicht nur die Stimmenzahl, sondern auch die Reihenfolge der Sieger manipuliert wurde.
„Publikumspreise sind eigentlich besonders wertvoll“, sagte eine Daimler-Sprecherin zur WR, aber natürlich nur, wenn die Wahl korrekt ablaufe. Sollten sich die Manipulationsvorwürfe bewahrheiten, geben man sämtliche Gelben Engel zurück. Ähnlich äußerten sich BMW und VW. Aus Wolfsburg hieß es via „Bild“-Zeitung gar, man schicke „dem ADAC eine ganze Wagenladung Preise zurück“.
Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer forderte einen personellen Wechsel an der Spitze des ADAC. Es sei untragbar, dass die jetzige Geschäftsführung und das jetzige Präsidium weitermachten. Der Flut an neuen Vorwürfen setzte der ADAC „Sofortmaßnahmen“ entgegen. So sollen alle Tests künftig einer doppelten Qualitätskontrolle unterliegen. Zudem sollen ADAC-Mitglieder auf einer externen Internetseite Missstände benennen können.