Düsseldorf. Nick Reilly wird neuer Opel-Chef in Europa. Der General-Motors-Manager gilt als harter Sanierer mit reichlich Erfahrung im internationalen Autogeschäft. Die wird der 59-Jährige bei Opel brauchen. Schließlich kommen auf Reilly schwierige Aufgaben zu.

Nick Reilly wird übergangsweise neuer Opel-Chef in Europa. Er folgt Carl-Peter Forster, der vergangene Woche seinen Posten geräumt hatte. Forster warf das Handtuch, nachdem klar wurde, das GM seine Tochter Opel nicht verkaufen sondern selbst sanieren will.

General Motors brauchte dringend einen neuen Europa-Chef - angesichts des Scherbenhaufens, den der US-Konzern mit seiner Kehrtwende beim Opel-Verkauf hinterlassen hat. Der neue Mann muss die aufgebrachten Gewerkschaften beruhigen, mit verärgerten Politikern über Subventionen feilschen und gleichzeitig Opel mit harter Hand sanieren.

Der 59-jährige Manager Reilly hat Erfahrung im Aufräumen. Vor knapp zehn Jahren schloss er als Chef der GM-Tochter Vauxhall in Großbritannien das traditionsreiche Vauxhall-Werk in Luton und musste sich dafür von den Angestellten als «Judas» beschimpfen lassen.

Danach spielte er eine Schlüsselrolle bei der Übernahme des koreanischen Konkurrenten Daewoo durch General Motors und leitete die darauf folgende harte Sanierung des damals darniederliegenden Unternehmens. Das Bemerkenswerte: Nach Branchenangaben gelang es ihm dabei, ein gutes Verhältnis zu den kampferprobten koreanischen Gewerkschaften zu bewahren.

Alles andere als ein typischer US-Manager

Der gebürtige Brite Reilly arbeitet seit mehr als 30 Jahren für General Motors. Er ist nicht nur Chef des Internationalen Geschäfts, sondern als Vizepräsident des Gesamtkonzerns eine der Schlüsselfiguren im neuen Untenehmen.

Dennoch ist er alles andere als ein typischer US-Manager. Er studierte in Cambridge. Seine Karriere begann er als Finanzanalyst. Doch dann warf er den Job hin. «Ich hatte das Gefühl, nur Geld aus der einen Tasche zu nehmen und es in eine andere zu stecken. Es schien nicht viel Nutzen zu haben», begründete er später in einem Interview seinen Ausstieg. Er habe damals neu darüber nachgedacht, was wichtig im Leben sei.

Danach startete er seine Karriere bei General Motors. Für den Konzern arbeitete er in Großbritannien, in Belgien, natürlich in den USA, in Mexiko und schließlich in Korea. Auch in der Europazentrale in Zürich sammelte er bereits Erfahrung - unter anderem als Mitglied des Europäischen Strategiegremiums.

Reichlich internationale Erfahrung und Übung im Umgang mit schwierigen Situationen brächte Reilly also mit, wenn er tatsächlich die Nachfolge von Carl-Peter Forster als Europachef antreten sollte. Allerdings hätte die Sache wohl einen Haken. Denn der 59-Jährige wäre wohl nur eine Übergangslösung, heißt es in Unternehmenskreisen. Reilly werde von GM mittelfristig wieder in Shanghai gebraucht. Schließlich sei China für GM bis auf weiteres der Wachstumsmarkt Nummer eins. (ap)