Rüsselsheim/Zürich. Der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) wird seine Europa-Zentrale von Zürich an den Opel-Stammsitz nach Rüsselsheim verlegen. Dies bestätigte am Samstag ein Unternehmenssprecher. GM bündele damit seine Verwaltungsstruktur in Europa.
Rüsselsheim soll der neue zentrale Firmensitz von GM in Europa werden. Damit sollen die Marke Opel und der Stammsitz in Hessen gestärkt werden. GM wolle sich nach dem Verkauf von Saab in Europa nun auf die Marken Opel und Chevrolet konzentrieren. Chevrolet hat seinen Europa-Sitz nach wie vor in Zürich. Die Bundesregierung wies unterdessen einen «Spiegel»-Bericht über einen sich anbahnenden Streit wegen möglicher Staatshilfen für GM zur Rettung von Opel zurück.
Einzelheiten zum Zeitpunkt des Umzugs und zur Zahl der betroffenen Mitarbeiter nannte der Sprecher nicht. Mit dem Umzug nach Rüsselsheim strafft GM seine Verwaltungsstruktur in Europa. GM hatte Anfang November überraschend beschlossen, Opel nicht an den kanadisch-österreichischen Autozulieferer Magna zu verkaufen und seine deutsche Tochter selbst zu sanieren.
Experten vertraten derweil die Auffassung, Opel müsse dringend seine Produktpalette erweitern, um auch künftig bestehen zu können. «Für mich hat GM weniger ein Kosten-, sondern mehr ein Produktproblem», sagte der Professor an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach, Stefan Bratzel, der Branchenzeitschrift «Automobilwoche». «Das heißt, GM und Opel müssen jetzt eine Strategie entwickeln, wie sie im Wettbewerb bestehen wollen.» Bratzel fügte mit Blick auf gegenwärtig erfolgreiche Opel-Marken hinzu: «Da werden die Modelle Astra und Insignia bei Weitem nicht ausreichen.»
Opel-Sanierung könnte bis sieben Milliarden Euro kosten
Der Opel-Aufsichtsrat Armin Schild zeigte sich laut Vorab-Meldung der «Wirtschaftswoche» überzeugt, dass die Sanierungskosten bei Opel die von GM genannten drei Milliarden Euro bei weitem übersteigen werden. «Ich gehe davon aus, dass eine Restrukturierung, die auch eine Vorwärtsstrategie eröffnet, über sechs Milliarden, wahrscheinlich eher sieben Milliarden Euro kostet», sagte der IG-Metall-Chef von Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland.
Unterdessen bahnt sich laut «Spiegel» in der Regierung neuer Streit darüber an, ob Opel auch unter dem Dach von GM staatliche Hilfen bekommen soll. Die Erklärung von Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP), GM verlange keine deutschen Hilfen mehr, stießen dem Magazin zufolge in Kanzleramt und Finanzministerium auf Verwunderung. Beide Regierungsressorts rechnen demnach damit, dass die Amerikaner einen entsprechenden Antrag stellen werden. Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) seien auch beide grundsätzlich zur Bereitstellung von Hilfen für Opel bereit, selbst wenn das Unternehmen im Besitz des US-Konzerns bleibt, hieß es in beiden Häusern.
Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte dem «Spiegel», die Vorgänger-Regierung von Union und SPD habe im Fall Opel viele Fehler gemacht. Brüderle übernehme deshalb ein schwieriges Erbe. «Jetzt geht es darum, die Belegschaft und die Betriebsräte in ihrem berechtigten Kampf um die Erhaltung der Arbeitsplätze zu unterstützen.» (afp)