Essen. . Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck sagte am Mittwochabend in der Essener Philharmonie, dass er „natürlich der Bischof für alle“ sei. Er reagierte damit auf Kritik aus Politik und Wirtschaft an seiner Äußerung in einem WAZ-Interview. „Ich bin nicht mehr der Bischof der Bergarbeiter“, hatte er da gesagt.
Mit seiner Äußerung „Ich bin nicht mehr der Bischof der Bergarbeiter“ hatte Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck im Interview mit unserer Redaktion für Empörung in Politik und Wirtschaft gesorgt. Beim Finanzforum der National-Bank am Mittwochabend in der Essener Philharmonie relativierte Overbeck seine Äußerung.
Er erinnerte an Franz Hengsbach, der das Ruhrbistum 1958 in Essen gegründet und angekündigt hatte, Kirche wolle nichts anderes tun „als denen dienen, die hier wohnen und arbeiten“. Overbeck: „In diesem Sinn bin ich natürlich Bischof für alle.“
An seiner Kritik, dass das Ruhrgebiet zu lange an Kohle und Stahl festgehalten und zu spät in Zukunftstechnologien investiert habe, hält der Bischof aber fest: „Innovative Ansätze“ wie Logport in Duisburg oder der Wissenschaftsstandort Dortmund lösten nicht „die vielen Existenzprobleme der Menschen im Zuge der erwarteten Stellenstreichungen bei Opel in Bochum, im Nirosta-Edelstahlwerk, bei Thyssen-Krupp, Eon, RWE, Evonik, Karstadt, Hochtief und im Zuge des auslaufenden Steinkohlebergbaus.“ Das Revier habe deshalb „einige Hände voll zu tun“.
„Innehalten hielt nicht lange“
Overbeck äußerte sich auch zur Lage nach der Lehman-Pleite. „Das krisenhafte Innehalten hat nicht lange angehalten“, kritisierte er. Eurokrise und Terrorangst führten zu einem „vorherrschenden Lebensgefühl einer grundsätzlichen Krise“. Deshalb seien „Vertrauen und glaubwürdige Institutionen“ nötig.
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Die Lehman-Pleite, die zu einer weltweiten Finanzkrise führte, habe gezeigt „wie fragil die Mechanismen unserer Daseinsvorsorge geworden sind“. Sehr schnell habe die Welt aber wieder weitergemacht wie zuvor.
Konkret warb Overbeck für eine transparente Verständigung der Städte und Kreise im Ruhrgebiet über die jeweiligen Stärken der Kommunen, um daraus konkrete Aktivitäten für eine Stärkung der Region abzuleiten. Mit neuem Vertrauen sollten sowohl das Ruhrgebiet als auch die katholische Kirche den Weg aus ihren aktuellen Identitätskrisen finden.
Der Bischof: „Wir müssen im Ruhrgebiet wie im Ruhrbistum neu um Vertrauen werben, damit wir offen sind für Investitionen in Zukunftsbranchen und damit wir als Kirche wieder zur Identifikationsstütze der Menschen werden, die für ihren Glauben Ansprechpartner und Heimat suchen. Diese Identitätsbildung steht in unser aller Verantwortung. Wir müssen auf neue Weise handlungsfähig und glaubwürdig werden, wenn wie die Krise überwinden wollen.“