Essen. Als 2002 das Euro-Bargeld eingeführt wurde, endete eine Stück deutsche Geschichte - die der D-Mark. Doch selbst heute ist die Mark noch nicht vergessen. Wie in kaum einem anderen Euro-Land halten die Deutschen ihre alte Währung am Leben. Sogar Einkäufe können mit der D-Mark noch gemacht werden.
13 Milliarden D-Mark sind eine stattliche Summe. Genauer gesagt entspricht das nach Schätzungen der Bundesbank insgesamt 172 Millionen Geldscheinen und 23,8 Milliarden Münzen. Das sind die D-Mark-Restbestände, die bisher niemand bei einer Landeszentralbank oder der Bundesbank zurückgegeben hat, um dafür Euro zu erhalten. Dieses Geld ist deswegen aber noch lange kein Altmetall. Denn selbst über zehn Jahre nach der Einführung des Euro kann man seine D-Mark auch jenseits der Bundesbank ausgeben oder spenden.
15 Kilogramm alte D-Mark-Münzen schleppt Kerstin Hack derzeit mit sich herum. Sie ist die Schirmherrin des Projekts "D-Mark spenden", das sich zum Ziel gesetzt hat, möglichst viele, alte D-Mark zu sammeln, um sie dann an wohltätige Organisationen weiter zu leiten. 2008 sammelte Hack erstmals D-Mark für ein Hilfprojekt in Afghanistan. "In wenigen Wochen kamen über 6000 Mark zusammen. Und das, obwohl wir kaum Werbung gemacht haben", sagt Hack.
Französisches Geld kann nicht mehr in Euro getauscht werden
Seit 2011 bewirbt sie das Projekt auch auf einer Website und hat vier Hilforganisationen als Partner geworben. Wer seine alten D-Mark spenden will, schickt das Geld einfach an die von Hack geworbenen Partner. Die Hilfsorganisationen kümmern sich dann um den Umtausch bei der Bundesbank und eine Spendenquittung. Auch privat nimmt Hack Geld entgegen, allerdings nur aus dem Freundeskreis. Daher der Sack voller, alter D-Mark Münzen.
Mehrere Euro-Länder verabschieden sich derzeit von ihren alten, nationalen Währungen. Griechen, Franzosen oder Italiener, die noch Münzen oder Scheine ihrer alten Währung finden, können diese mittlerweile nicht einmal mehr gegen Euro eintauschen. Die deutsche Bundesbank hingegen nimmt alte D-Mark-Bestände unbefristet zurück. Zwar kommen Jahr für Jahr weniger Menschen, um ihre D-Mark in Euro zu tauschen, aber allein in Nordrhein-Westfalen kommen jeden Tag 160 Menschen zum Geldtausch in die Filialen der Bundesbank, berichtet deren Sprecher Uwe Deichert.
Einnahmen von 50.000 D-Mark im Monat
Bei der Modekette C&A können Kunden sogar noch mit D-Mark zahlen. Ein Geschäft, das sich nach wie vor lohnt, sagt C&A Sprecher Lars Boelke: "Im ersten Quartal 2013 haben wir jeden Monat immerhin 50.000 D-Mark eingenommen." Aber auch C&A merkt, dass die Deutschen immer weniger D-Mark finden. 2007 nahm die Modekette jeden Monat noch 300.000 D-Mark ein. Vorerst sieht das Unternehmen aber keinen Grund, die Aktion zu beenden. "Wir planen, es aufrecht zu erhalten", sagt Boelke.
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Auch ein Hotel in Niedersachsen buhlt derzeit mit einer "Zahlen Sie in D-Mark"-Aktion um die letzten Währungsreserven der Hotelgäste. Mindestens einmal am Tag würden Gäste mit D-Mark zahlen, sagt eine Mitarbeiterin des Hotels. Die Anziehungskraft der D-Mark scheint immer noch groß zu sein - denn die Aktion des Hotels wurde erst kürzlich um einen Monat verlängert. Selbst bei der Deutschen Telekom kann noch in Münzen gezahlt werden - zumindest in den Telefonzellen des Konzerns. Und das sind laut Telekom immerhin noch 40.000 in ganz Deutschland.
Deutsche gegen immer weniger D-Mark zurück
Alle Münzen werden aber trotz der Versuche von Unternehmen und Spendensammlern wohl nicht zurück an die Bundesbank gehen, denn jedes Jahr werden weniger D-Mark bei der Bundesbank eingetauscht. Wurde 2003, also unmittelbar nach der Einführung des Euro, noch Geld im Wert von 1,05 Milliarden D-Mark zurück gegeben, waren es schon 2006 nur noch 0,33 Milliarden D-Mark. 2012 brachten die Deutschen sogar nur noch 0,2 Milliarden D-Mark zur Bundesbank. Einige Scheine und Münzenwerden wohl für immer verschollen bleiben, manche werden aus Sentimentalität behalten. Sogar Kerstin Hack, die D-Mark-Spenden einsammelt, will eine 50-Pfennig-Münze behalten. Auf der Rückseite ist eine Frau, die einen Baum pflanzt, zu sehen. Das Motiv gefällt Kerstin Hack.