Essen. . Der Essener Energiekonzern RWE treibt den Stellenabbau voran. Kraftwerke werden stillgelegt und Arbeitsplätze verlagert. Beschäftigte, die an ihrem derzeitigen Arbeitsplatz nicht mehr gebraucht werden, will RWE über eine „Jobbörse“ vermitteln – auch auf Stellen außerhalb des Unternehmens.
Der Essener Energiekonzern RWE will Beschäftigte über eine Jobbörse auf Stellen außerhalb des Unternehmens vermitteln. „Es zeichnet sich klar ab, dass wir künftig deutlich weniger Mitarbeiter beschäftigen werden“, sagte RWE-Finanzchef Bernhard Günther während einer Telefonkonferenz zum Zwischenbericht des Konzerns. RWE will sein Sparprogramm verschärfen, weitere Stellen streichen und Kraftwerke vom Netz nehmen.
Derzeit sei „noch nicht absehbar“, wie viele Arbeitsplätze über den bisher geplanten Personalabbau hinaus wegfallen sollen, erklärte Günther. Details werde RWE im November mitteilen. „Wir wollen dazu frühzeitig einheitliche und faire Spielregeln mit den Arbeitnehmervertretern vereinbaren“, sagte der Manager. Ziel sei auch „eine Jobbörse“ für Mitarbeiter, deren Arbeitsplatz künftig wegfalle.
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Der Stellenabbau bei RWE ist in vollem Gange. Bislang hieß es, dass weltweit rund 10.400 der einst 70.000 Arbeitsplätze im Konzern entfallen sollen – durch Stellenabbau und Firmenverkäufe. Die Belegschaft schrumpfte laut Zwischenbericht innerhalb eines Jahres um 1600 auf derzeit rund 68.500 Beschäftigte.
Knapp 40.000 Mitarbeiter zählt RWE aktuell in Deutschland, ein Schwerpunkt der Aktivitäten liegt in NRW. Der Konzern brauche „flexible Modelle, die auch einen Wechsel der Mitarbeiter in andere Konzernbereiche zulassen“, hatte Personalvorstand Uwe Tigges schon Anfang des Jahres in einem Schreiben an Führungskräfte von RWE formuliert.
Gewerkschaft Verdi fordert klare Regeln für die „Jobbörse“ von RWE
Es gehe nicht nur um eine konzerninterne Suche nach neuen Arbeitsgebieten für die betroffenen Beschäftigten, sondern ausdrücklich auch um die Vermittlung auf Stellen außerhalb des Konzerns, hieß es im Umfeld von RWE. Durch Training und Weiterbildung solle den Beschäftigten ein beruflicher Neustart ermöglicht werden. Neudeutsch heißt das „Outplacement-Beratung“. Wer bislang das Rechnungswesen von RWE betreut habe, sei bestens qualifiziert für Jobs in anderen Konzernen oder im Mittelstand, hieß es.
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Er steht der Idee einer Jobbörse grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber, „wenn die Spielregeln stimmen“, sagte Hans Peter Lafos, der zuständige RWE-Konzernbetreuer der Gewerkschaft Verdi. „Die Jobbörse darf kein Instrument sein, um den Menschen beim Wechsel des Arbeitsplatzes Geld wegzunehmen.“ Vor allem müsse es um die Vermittlung von Beschäftigen innerhalb des RWE-Konzerns gehen. „Wenn es gelingt, Menschen nach außen in befreundete Unternehmen zu vermitteln – umso besser.“
Lafos forderte einen „konzernweiten Restrukturierungstopf“. So sollen Lohnunterschiede bei einem Jobwechsel ausgeglichen und drohende finanzielle Härten abgemildert werden. Die Möglichkeit eines „konzerninternen Arbeitsmarktes“ biete bereits der bis Ende 2014 gültige Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung. „Das Unternehmen hat es aber nicht hinbekommen, das Ding ans Laufen zu bekommen.“
RWE verbucht Gewinn für das erste Halbjahr in Höhe von 979 Millionen Euro
Wohlgemerkt: RWE verzeichnet nach wie vor Gewinne. Unter dem Strich lag das Nettoergebnis für das erste Halbjahr bei 979 Millionen Euro – das waren allerdings fast 40 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum. RWE-Chef Peter Terium stellte die Beschäftigten jedenfalls auf harte Zeiten ein. „Der Betrieb vieler Kraftwerke rechnet sich nicht mehr“, schrieb Terium im Zwischenbericht.
RWE will nun eine Reihe von Kraftwerken in Deutschland und in den Niederlanden abschalten – mit einer Leistung von 3100 Megawatt. Betroffen sind unter anderem die Standorte Gersteinwerk (Werne), Weisweiler und Emsland. „Die Krise trifft uns über kurz oder lang mit voller Wucht“, warnte Terium. Noch profitiere das Unternehmen davon, dass die Stromproduktion größtenteils an den Energiebörsen auf bis zu drei Jahre im Voraus verkauft sei. „Doch dieser Vorteil wird von Jahr zu Jahr abschmelzen.“