Berlin. . Trotz steigender Fahrgastzahlen brach der Gewinn der Deutschen Bahn im ersten Halbjahr ein. Konzernchef Rüdiger Grube macht dafür die Hochwasserflut im Juni verantwortlich. Auch die schwächelnde Konjunktur und Lieferverzögerungen bei Zügen belasten die Bilanz der Bahn.
Die Deutsche Bahn steht vor einem schwierigen Jahr. Zumindest im ersten Halbjahr haben sich die schlechten Nachrichten gehäuft. So verderben zum Beispiel die Hochwasserschäden Vorstandschef Rüdiger Grube die Laune.
„Rund 32.000 Züge konnten nicht planmäßig fahren“, berichtet der Bahnchef, der von einem finanziellen Schaden in Höhe von 200 Millionen Euro ausgeht. Den Betrag muss der Konzern aber nicht allein schultern.
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Denn für das Schienennetz, das insbesondere auf der Strecke von Berlin nach Hannover von der Flut überrollt wurde, ist der Bund zuständig. Die Fahrgäste müssen auf dieser Verbindung weiter mit erheblichen Einschränkungen rechnen. Erst Ende September wird eine Bestandsaufnahme vorliegen. Dann können die Reparaturarbeiten beginnen. Wann der Betrieb wieder regulär verläuft, will die Bahn gar nicht erst prognostizieren.
Schwache Konjunktur
Für das zweite Problem kann der Konzern auch nichts. Die Konjunktur macht der Planung einen Strich durch die Rechnung. Es wurden weniger Stahl und Maschinen produziert, die oft mit der Bahn transportiert werden. Die Rezession in den südeuropäischen Krisenländern hat ebenfalls weniger Gütertransporte zur Folge.
Diese Entwicklung hinterlässt in der Halbjahresbilanz die stärkste Bremsspur. Den Umsatz konnte der Konzern mit 19,4 Milliarden Euro noch stabil halten. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen ging dagegen um fast 23 Prozent auf rund eine Milliarde Euro zurück. Auch für das Gesamtjahr erwartet Finanzvorstand Richard Lutz einen Gewinnrückgang. 2,2 Milliarden Euro sieht die neue Planung vor, 600 Millionen Euro weniger als bisher.
Immerhin wird die Bahn bei den Fahrgästen immer beliebter. 991 Millionen Passagiere stiegen in den ersten sechs Monaten in die Züge ein. Das waren noch einmal zehn Millionen mehr als im ersten Halbjahr 2012.
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Doch auch damit hat Grube ein Problem. Denn die bestellten neuen Züge sind immer noch nicht da. „Damit geht uns jeden Tag Geschäft verloren“, bedauert der Manager. Schon längst plant das Unternehmen nicht mehr mit den für den Dezember anstehenden Auslieferungen der neuen ICE durch Siemens.
Die Züge würden, wenn sie kommen, erst einmal geprüft und dann als Reserve eingesetzt, bleibt der zuständige Vorstand Ulrich Homburg vorsichtig. Für die Kunden sind die Aussichten also nicht rosig. Sie werden vorläufig noch mit übervollen Zügen unterwegs sein, weil es an Waggons und Triebwagen fehlt.
Technik-Chefin „keine Quotenfrau“
Die neue Technikchefin hat allerhand zu tun, wenn sie den Mangel an Zügen beheben will. Grube traut das der jüngst berufenen Managerin Heike Hanagardt zu. „Sie ist keine Quotenfrau, sondern hat sich durch Leistung und Qualifikation durchgesetzt“, so der Bahnchef. Wann die Ingenieurin bei BMW losgeeist werden kann, ist noch offen.
Auf lange Sicht sieht Grube die Bahn auf Kurs. Das gilt auch für das Vorhaben, ein guter Arbeitgeber zu werden. Bei den potenziellen Bewerbern kommt das offenkundig gut an. 4000 Ausbildungsplätze bietet der Konzern in diesem Jahr an. 50 000 Bewerbungen gingen dafür ein.