Berlin. Die ICE-Trasse über die Elbe bei Magdeburg bleibt wegen Hochwasserschäden bis auf weiteres gesperrt. Verzögerungen bis ins Jahr 2014 schließt die Deutsche Bahn auf der Strecke, die täglich rund 85.000 Pendler nutzen, nicht aus. Erst Ende August könnten Brücke sowie Zuführungen untersucht werden.
Bahnfahrer müssen sich noch monatelang auf längere Fahrtzeiten zwischen Berlin und Frankfurt sowie Hannover einstellen. Die ICE-Trasse über die Elbe bei Magdeburg bleibe wegen Hochwasserschäden bis auf weiteres gesperrt, teilte die Bahn am Dienstag in Berlin mit. Wann mit einer Wiedereröffnung zu rechnen sei, ließ der Konzern offen. Verzögerungen bis ins Jahr 2014 wurden nicht ausgeschlossen. Voraussichtlich erst Ende August könnten die Brücke sowie die Zuführungen komplett untersucht werden, da an der Strecke das Wasser immer noch mehr als einen halben Meter hoch stehe, sagte Infrastruktur-Vorstand Volker Kefer. Ab Ende Juli soll ein neuer Fahrplan greifen. Die Fahrt Berlin-Frankfurt wird aber weiter über eine halbe Stunde länger dauern als normal.
Wegen des Jahrhundert-Hochwassers ist die Elb-Querung seit über einem Monat gesperrt. Mehrere Hochgeschwindigkeitslinien von und nach Berlin müssen daher umgeleitet werden. Auf diesen Verbindungen sind rund ein Viertel der Passagiere im Fernverkehr deutschlandweit unterwegs, täglich rund 85.000. Die Bahn hatte daher einen Notfall-Fahrplan in Kraft gesetzt. Dieser wird erweitert und gilt ab dem 29. Juli, ab dem 19. Juli ist er im Internet abrufbar.
Umleitungen über Erfurt und Fulda
Züge zwischen Berlin und Frankfurt werden künftig über Erfurt und Fulda geleitet und werden so um die 4,5 Stunden unterwegs sein. Die Verbindung wird dann alle zwei Stunden angeboten. Zwischen Berlin und Hannover wird stündlich über Magdeburg gefahren, wobei die Verzögerung gegenüber dem Normal-Fahrplan bei einer Stunde liegt.
Bahn-Vorstand Kefer wollte keine Prognose abgeben, wann die Strecke über die Elbe wieder befahrbar wird. Derzeit könne noch nicht einmal das Ausmaß der Schäden ermittelt werden. Dafür müssten zunächst das Hochwasser am Rande eines fünf Kilometer langen Abschnitts vor der Brücke zurückgehen und die Trasse abtrocknen. Dies werde wohl bis zu acht Wochen dauern. Erst dann könne mit einem sogenannten Geo-Radar die Strecke auf Unterspülungen und Hohlräume untersucht werden. Zudem müsse Leit- und Sicherungstechnik ausgetauscht werden.
Schaden zwischen 200 und 500 Millionen Euro
Über die Höhe des Schadens wollte der Konzern mit Verweis auf die Untersuchungen ebenfalls noch keine Angaben machen. Kefer verwies auf frühere Schätzungen eines Gesamtschadens für die Bahn zwischen 200 und 500 Millionen Euro. Der Staatskonzern setzt dabei auf Unterstützung aus dem Fluthilfe-Fonds der Bundesregierung.
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Nach Einschätzung der Münchener Rück war das Hochwasser in Süd- und Ostdeutschland die mit Abstand teuerste Naturkatastrophe weltweit im ersten Halbjahr. Insgesamt verursachte die Flut einen ökonomischen Schaden von mehr als zwölf Milliarden Euro und einen versicherten Schaden von gut drei Milliarden, wie der weltgrößte Rückversicherer am Dienstag mitteilte. "Die endgültige Schadenhöhe steht noch nicht fest, aber es ist gut möglich, dass es die teuerste Naturkatastrophe in der deutschen Geschichte wird", sagte Peter Höppe, Leiter der Georisikoforschung bei der Münchener Rück, der "Süddeutschen Zeitung".
Bahnpendler sollen in Kaserne unter kommen
In einer ehemaligen Kaserne und in Wohnwagen will die Stadt Wolfsburg jetzt Bahnpendler einquartieren, die unter der Sperrung der ICE-Strecke zwischen Hannover und Berlin leiden. Wolfsburgs Oberbürgermeister Klaus Mohrs (SPD) erklärte am Dienstag, die Stadt könne nicht über Monate vom ICE-Netz abgekoppelt bleiben. Er forderte Übergangslösungen für die Hunderte Berliner, die zur Arbeit in die VW-Stadt pendeln. Die Stadt überlegt nun, ein Notquartier für etwa 100 Pendler in einer ehemaligen Kaserne am Stadtrand einzurichten. Außerhalb der Ferien werden auch Wohnwagen zur Unterbringung der Betroffenen in Erwägung gezogen. (rtr/dpa)