Berlin. In den Hochwassergebieten Deutschlands stehen die Zeichen auf Entspannung. Während vielerorts schon aufgeräumt wird, gehen bei Fischbeck in Sachsen-Anhalt die Arbeiten am gebrochenen Elbdeich weiter. Bei der Bahn stehen die Zeichen jedoch noch nicht auf Entwarnung - im Gegenteil.
Die ICE-Strecke zwischen Berlin, Hannover und Frankfurt bleibt wegen des Hochwasser noch auf unabsehbare Zeit gesperrt. In dieser Woche sei die Elbbrücke bei Magdeburg in jedem Fall noch unpassierbar, sagte ein Bahn-Sprecher am Montag in Berlin. Ein Teil der Trasse an der Brücke sei noch eineinhalb Meter unter Wasser. Frühestens Donnerstag könne daher überhaupt mit der Untersuchung der Schäden begonnen werden. "Kurzfristig ist da nichts zu machen."
Züge zwischen der Hauptstadt und Hannover werden derzeit umgeleitet, was zu Verzögerungen um über eine Stunde führt. Fahrten nach Frankfurt führen entweder über Hannover oder südlich durch Thüringen ebenfalls meist mit längerer Fahrzeit.
Die Schäden an ihren Strecken durch das Hochwasser hat die Bahn noch nicht beziffert. Im Jahr 2002, bei der letzten großen Flut, betrugen sie rund eine Milliarde Euro. Da diesmal neben der Elbe auch die Donau in Bayern massive Schäden verursachte, gilt dies als Untergrenze. Die Regierung hat offengelassen, ob auch die Infrastrukturschäden aus dem Acht-Milliarden-Euro-Fonds bezahlt werden, den sie für den Wiederaufbau beschlossen hat.
Großes Aufräumen in Schleswig-Holstein
Die Menschen in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten dürfen unterdessen aufatmen: Die Pegelstände fallen. Dennoch bleibt die Lage an zahlreichen Orten angespannt. Bei Fischbeck in Sachsen-Anhalt wollten die Einsatzkräfte mit Tagesanbruch ihre Arbeit wieder aufnehmen. Der gebrochene Elbdeich war am Wochenende mit drei versenkten Schiffen abgedichtet worden. Mit Hubschraubern waren bis zum späten Sonntagabend Sandsäcke abgeworfen worden.
Nach der spektakulären Aktion mit den versenkten Lastkähnen ist der Elbdeich in Sachsen-Anhalt so gut wie abgedichtet. Das Wasser fließe an dem auf etwa 90 Metern gebrochenen Deich bei Fischbeck nur noch auf einigen Metern Länge durch, sagte am Montagnachmittag eine Sprecherin des Krisenstabes der Landesregierung von Sachsen-Anhalt. Wann die Bewohner wieder in ihre Orte können, blieb zunächst unklar. Tausende hatten ihre Häuser verlassen. Im Elbe-Havel-Winkel stehen nach wie vor etwa 145 Quadratkilometer unter Wasser, Tendenz sinkend.
Die Bundeswehr versuchte weiterhin, den Deich so gut wie möglich abzudichten. Dazu versenkte sie am Montag schwere Betonröhren. "Der Deichschluss ist gelungen", sagte Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU). "Das ist zweifellos die Botschaft des Tages." Bereits am Montagmorgen hieß es, die überflutete Fläche sei innerhalb von 24 Stunden um fünf Quadratkilometer geschrumpft. 145 Quadratkilometer standen im Elbe-Havel-Winkel aber am Montag noch immer unter Wasser.
Derweil hat andernorts bereits das große Aufräumen begonnen. In Lauenburg in Schleswig-Holstein transportieren Helfer Sandsäcke ab, nach und nach soll auch der Strom wieder angestellt werden. Am Montag sollen große Abfallcontainer in der Altstadt bereit stehen, darunter auch solche für Sonderabfälle wie verdorbene Lebensmittel oder Parkettreste. Der Katastrophenalarm bleibt zunächst aber bestehen.
Koordinierungszentrum Krisenmanagement warnt
In Mecklenburg-Vorpommern dagegen soll der Katastrophenalarm im Landkreis Ludwigslust-Parchim am Montagmittag aufgehoben werden. Zwischen Bundesstraße 5 und Elbe hatte es schon am Sonntagabend Entwarnung gegeben. Helfer hatten am Wochenende damit begonnen, Sandsackbarrieren abzubauen. Ab Dienstag müssen die Schüler wohl wieder in den Unterricht.
In Brandenburg warnte das Koordinierungszentrum Krisenmanagement in Potsdam anhaltende Gefahr für die Deiche durch Treibgut auf der Elbe. Ganze Baumstämme würden von der Flut mitgerissen und könnten die Deiche ernsthaft beschädigen, hieß es im Krisenstab. (dpa)