Frankfurt/Main. Die Zinsen für die Eurozone bleiben unverändert auf ihrem derzeitigen historischen Tief. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) habe beschlossen, den Leitzins für die 17 Staaten der Währungsgemeinschaft bei 0,5 Prozent zu belassen, teilten die Währungshüter am Donnerstag in Frankfurt am Main mit.

Die Europäische Zentralbank (EZB) lässt den Leitzins im Euroraum wie erwartet auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent.

Das beschloss der EZB-Rat nach Angaben der Notenbank am Donnerstag in Frankfurt. Die meisten Volkswirte hatten weder eine weitere Senkung des Leitzinses noch zusätzliche Stützungsmaßnahmen erwartet. Denn seit der letzten Zinssenkung im Mai hat sich die Lage an der Konjunkturfront etwas entspannt: Das Geschäftsklima verbesserte sich gerade auch bei Unternehmen in Krisenländern, und die Verbraucherstimmung im Euroraum kletterte im Juni auf den höchsten Stand seit fast zwei Jahren.

Leitzins könnte auf heutigem Niveau verharren

Ökonomen rechnen damit, dass der Leitzins auf Monate auf seinem heutigen Niveau verharren wird. Zumal EZB-Präsident Mario Draghi erwartet, dass sich die Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte 2013 allmählich erholen wird. Ökonom Johannes Mayr von der BayernLB sieht nach den jüngsten Konjunkturdaten sogar Chancen, dass sich die Wirtschaft bereits im Sommer stabilisiert.

Auch interessant

Niedrige Zinsen sollen Investitionen anschieben und damit die Konjunktur in Schwung bringen. Doch das funktioniert in den Krisenländern derzeit nicht, weil die Finanzbranche das billige Geld nicht in Form von Krediten an Unternehmen und Verbraucher weiterreicht. Daher glauben viele Ökonomen, dass noch billigeres Geld im Kampf gegen die Rezession wenig helfen würde.

EZB verkündet keine Pläne zum Ausstieg aus der Krisenpolitik

Da der Preisdruck gering ist, steht vorerst aber auch keine Zinserhöhung an. Ohnehin will die EZB anders als die US-Notenbank Fed vorerst keine Pläne zum Ausstieg aus der Krisenpolitik des billigen Geldes verkünden. Das hatte EZB-Direktor Benoît C½uré kürzlich betont: "Es sollte keine Zweifel geben, dass ein Ende der lockeren Geldpolitik weit entfernt ist."

Andere Sondermaßnahmen gegen die Wachstumsschwäche im Währungsraum wie etwa Strafzinsen auf überschüssige Liquidität von Geschäftsbanken gelten mittlerweile als unwahrscheinlich. Eher dürfte Draghi auf die Wirkung seiner Worte bauen, um den Finanzmärkten Entschlossenheit zu demonstrieren - nach der Ankündigung von Fed-Chef Ben Bernanke, das Anleihenkaufprogramm langsam zurückzufahren, zogen die Risikoprämien auf Staatsanleihen im Euroraum wieder an.

Daher glaubt Helaba-Ökonom Ulf Krauss: "Möglicherweise wird Draghi ... nach der Sitzung des EZB-Rats explizit die Option einer weiteren Zinssenkung inklusive negativer Einlagenzinsen bekräftigen - ganz gleich wie ökonomisch sinnvoll so eine Maßnahme ist." Denn wenn es Draghi gelänge, den Zinssenkungserwartungen neues Leben einzuhauchen, werde sich die Erholung an den Anleihemärkten fortsetzen. (dpa/afp)