Frankfurt/Main. . Die Commerzbank setzt beim Personal den Rotstift an: Gut jede zehnte Stelle fällt weg. 5200 Stellen soll gestrichen werden. Gleichzeitig will das Institut neue Kunden gewinnen und den Service in den Filialen verbessern. Geht das?

Die Commerzbank wird umgebaut - wieder einmal. 5200 Stellen werden konzernweit gestrichen. Die Kosten müssen runter, denn die Erlöse sinken - auch wegen der niedrigen Zinsen. "Wenn die Bank keine Möglichkeit hat, die Umsätze zu erhöhen, dann kommt sie um Stellenabbau nicht herum", sagt Dieter Hein vom unabhängigen Analysehaus Fairesearch. Ob der Stellenabbau für das teilverstaatlichte Institut der Befreiungsschlag ist, bezweifelt Hein jedoch. Denn das Geldhaus muss auch endlich wieder mehr einnehmen.

Gerade der Privatkundenbereich ist personalintensiv. Mit den gut 1200 Filialen verdiente der Dax-Konzern zuletzt kaum aber noch Geld. Dabei sollte gerade dieser Bereich von der Übernahme der Dresdner Bank August 2008 profitieren. Damals strotzte die Commerzbank noch vor Kraft. Doch dann kam die Finanzkrise. Die Commerzbank musste mit 18,2 Milliarden Euro vom Staat vor der Pleite gerettet werden. Fünf Jahre später sind die direkten Hilfen zwar zurückgezahlt, aber zugleich mehr als 90 Prozent des damaligen Börsenwertes vernichtet.

Von der stolzen Commerzbank ist nicht mehr viel übrig

Analyst Hein wirft dem Management vor, die Bank durch die "hochriskanten" Übernahmen der Dresdner Bank und des Immobilien- und Staatsfinanzierers Eurohypo ruiniert zu haben. Seitdem gebe es eine Restrukturierung nach der anderen.

Von der stolzen Bank ist nicht mehr viel übrig. Das Auslandsgeschäft ist jenseits der erfolgreichen BRE-Bank in Polen bereits praktisch aufgegeben. Im Investmentbanking besetzt das Institut nur noch Nischen. Die Schiffs- und Gewerbeimmobilienfinanzierung werden abgewickelt. Geblieben sind als Standbeine das Privatkundensegment und das Mittelstandsgeschäft.

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"Viel Luft für noch mehr Risiken hat die Commerzbank nicht mehr", sagt Analyst Robert Greil von der Privatbank Merck Finck & Co. Er hofft, dass das Institut mit dem beschlossenen Stellenabbau nun endlich gesund wird.

Bis 2016 will die Commerzbank den Gewinn beim Sorgenkind Privatkundengeschäft wieder auf 500 Millionen Euro steigern. Dazu sollen aber nicht nur die Kosten runter - 1800 Stellen sollen gestrichen werden, auch die Erträge müssen wachsen. Elf Millionen Privatkunden bedient die Commerzbank. Bis 2016 sollen eine Million dazu kommen.

Die Bank investiert deshalb nicht nur massiv in Werbung, sie will auch Online-Angebote und klassische Filialbank enger verzahnen. Ein Teil der mehr als 2 Milliarden Euro, die die Bank in den kommenden vier Jahren investieren will, soll ins Privatkundengeschäft fließen. Um den immer erfolgreicheren Internet-Banken die Stirn zu bieten, sollen die Mitarbeiter in den Filialen zudem künftig flexibler eingesetzt werden. Eine Arbeitsgruppe soll Details erarbeiten.

"Personalabbau und Zukunftsfähigkeit passen nicht zusammen"

Öffnungszeiten, die sich stärker an den Bedürfnissen der Kunden orientieren, sind der richtige Weg, findet Analyst Hein. Wie das aber mit weniger Beschäftigten gelingt, ist offen. "Durch längere Öffnungszeiten braucht man tendenziell mehr Personal", sagt Hein. Ähnlich sieht das die Gewerkschaft Verdi. "Personalabbau und Zukunftsfähigkeit passen nicht zusammen", kritisiert Verdi-Bundesvorstandsmitglied Beate Mensch. Filialen will die Bank zwar nicht schließen, allerdings wird es künftig in vielen Zweigstellen wohl nur noch ein abgespecktes Angebot geben.

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Bevor sich der Umbau in der Commerzbank-Bilanz bemerkbar macht und die Aktionäre nach fünf Jahren ohne Dividende wieder auf eine Ausschüttung hoffen können, dürfte allerdings noch etwas Zeit vergehen. Denn zunächst einmal kostet der Konzernumbau Geld.

Im ersten Quartal riss der geplante Stellenabbau die Commerzbank in die roten Zahlen. Rückstellungen für das Sparprogramm belasteten das Ergebnis mit fast 500 Millionen Euro. Das Kreditinstitut schrieb einen Verlust von 94 Millionen Euro.

Vom kommenden Jahr an soll sich der Konzernumbau nach bisherigen Planungen allmählich auszahlen. Bei der Hauptversammlung Ende April bat Vorstandschef Martin Blessing die verärgerten Aktionäre schon einmal um Geduld. Der Umbau werde ein "Langstreckenlauf". Mit dem beschlossenen Stellenabbau hat die Commerzbank nun zumindest die erste schwere Etappe geschafft. (dpa)