Frankfurt/M. Die Commerzbank tut sich weiter schwer. Erste operative Erfolge werden von den Kosten für den Konzernumbau aufgezehrt. Der Vorstand macht keinen Hehl daraus: Auch 2013 wird noch einmal schwierig.

Die Commerzbank steckt auch Anfang 2013 in den roten Zahlen fest und macht wenig Hoffnung auf eine rasche Trendwende. Knapp eine halbe Milliarde Euro Rückstellungen für den Abbau von bis zu 6000 Arbeitsplätzen führten im ersten Quartal zu einem Verlust von 94 (Vorjahreszeitraum: plus 355) Millionen Euro, der aber geringer ausfiel als Analysten erwartet hatten. Damit bleibt der Rückenwind für die bevorstehende 2,5 Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung aus. Vorstandschef Martin Blessing erwartet nach einem "Übergangsjahr" erst 2014 sichtbare Effekte des Umbaus. Von einer Trendwende könne noch nicht gesprochen werden, erklärte Blessing am Dienstag.

Zählbare Fortschritte machte die zweitgrößte deutsche Bank nur beim Ausstieg aus der Immobilien-, Schiffs- und Staatsfinanzierung. Bis die Initiativen Wirkung zeigten, mit denen vor allem das ertragsschwache Filialgeschäft der Commerzbank auf Trab gebracht werden soll, sei es noch ein langer Weg, räumte Blessing ein. "Maßgebliche Erfolge unserer strategischen Wachstumsinitiativen können wir, wenige Monate nach Ankündigung, selbstverständlich noch nicht verbuchen."

Abwicklung der "Bad Bank" geht voran

Daher lägen die Zahlen für das erste Quartal im Rahmen der eigenen Erwartungen. Im Kerngeschäft - also ohne die interne "Bad Bank" - ging der Gewinn von Januar bis März auf 556 (866) Millionen Euro zurück. Dagegen reduzierte die 143 Milliarden Euro schwere Abbau-Einheit den Verlust auf 87 (minus 454) Millionen Euro.

Vor allem gewerbliche Immobilien- und Staatsfinanzierungen seien seit Beginn des Jahres um insgesamt 7,3 Milliarden Euro abgebaut worden. Derzeit verhandelt die Bank Finanzkreisen zufolge über einen Verkauf von vier Milliarden Euro schweren Immobilien-Kreditbeständen in Großbritannien. In der Schiffsfinanzierung seien aber weiterhin hohe Abschreibungen auf faule Kredite zu erwarten.

Die Commerzbank will ihre Aktionäre ab Mitte Mai um weitere 2,5 Milliarden Euro an frischem Kapital bitten, um die übrigen Stillen Einlagen des Staates und der Allianz zu tilgen. Der staatliche Rettungsfonds SoFFin lässt seine Beteiligung an der Bank dabei von 25 auf rund 18 Prozent abschmelzen. Blessing sprach von einer "Normalisierung der Aktionärsstruktur". Die Bank braucht das Geld auch, um ihre harte Kernkapitalquote nach den künftigen strengeren Basel-III-Vorschriften bis Ende 2014 auf neun Prozent zu schrauben. Ende des Quartals waren es 7,5 Prozent, ein im internationalen Maßstab magerer Wert. Die Deutsche Bank hatte in der vergangenen Woche binnen weniger Stunden fast drei Milliarden Euro Kapital eingesammelt.

Neues Filialkonzept mit flexibleren Öffnungszeiten

Analysten und Investoren hatten kritisiert, dass die Commerzbank schon an die Aktionäre herantrete, während sie noch keine Erfolge beim Umbau vorweisen könne. "Vor dem Hintergrund eines nach wie vor herausfordernden Konjunktur- und Kapitalmarktumfeldes gehen wir davon aus, dass das operative Ergebnis 2013 durch einen anhaltenden Ertragsdruck, eine leicht steigende Risikovorsorge sowie den investitionsbedingten Kostenanstieg geprägt sein wird", sagte Finanzvorstand Stephan Engels.

"Erste Initiativen zeigen bereits heute Wirkung - insbesondere im Privatkundengeschäft", sagte der Vorstandschef. Trotzdem warfen die elf Millionen Privatkunden von Januar bis März nur 70 (137) Millionen Euro ab. Mittelfristig plant die Bank ein neues Filialkonzept und will mit flexibleren Öffnungszeiten mehr Kunden werben. Zugleich sollen die Kosten runter: Bis 2016 sollen 4000 bis 6000 Vollzeitstellen gekappt werden - ein Schwerpunkt dabei ist das Privatkundengeschäft. Frühestens 2014 soll sich der Konzernumbau nach bisherigen Planungen auszahlen.

Auch das Aushängeschild der Bank, die Mittelstandsbank, verdiente mit 325 (486) Millionen Euro deutlich weniger als ein Jahr zuvor. Grund dafür seien die niedrigen Zinsen und eine mäßige Nachfrage nach neuen Krediten. (rtr/dpa)