Frankfurt. . Sieben Monate vor der Umstellung auf das EU-weite Überweisungs- und Lastschriftverfahren Sepa schlagen Bundesbank, Banken und Bundesfinanzministerium Alarm. Bisher liefen erst 8,72 Prozent der Überweisungen in Deutschland über das Sepa-System.

Mit wachsender Sorge beobachtet die Deutsche Bundesbank die zögerliche Einführung der neuen EU-Regeln für Zahlungsüberweisungen (Sepa). „Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage, dass die Umstellung auf Sepa bei einigen Nutzergruppen noch sehr schleppend verläuft. Insbesondere bei vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie bei den Vereinen muss ein erheblicher Rückstand aufgeholt werden“, sagte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann jetzt in Frankfurt.

Von Februar 2014 an gelten die Regeln des einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraums für inländische und EU-weite Zahlungen auch in Deutschland. Sepa soll den bargeldlosen Zahlungsverkehr in Europa einfacher und schneller machen. Bis Anfang Februar 2014 müssen 100 Prozent erreicht sein - bisher aber tragen weniger als zehn Prozent der Überweisungen die neuen Kontonummern. Bei den Lastschriften sieht es laut Bundesbank noch schlechter aus: Von den 35 Millionen Lastschriften am Tag würden bisher nur 0,14 Prozent über Sepa abgewickelt. Vor allem für Vereine und kleinere Unternehmen sei es höchste Zeit, mit der Umstellung zu beginnen.

Unternehmen sollen schnell reagieren

Die deutsche Wirtschaft ist jedoch weit davon entfernt, sich auf die Umstellung vorzubereiten, warnt Bundesbank-Vorstand Carl Ludwig Thiele: „Der Stapellauf ist gesetzlich auf den 1. Februar 2014 festgesetzt worden. Niemand hat berechtigte Gründe, eine andere Festlegung zu erwarten.“ Deshalb sollten sich die Unternehmen rasch mit dem Thema befassen, betonte Weidmann: „Je länger (...) die Umstellung herausgezögert wird, desto risikoreicher wird sie. Auch der Aufwand, der mit dem Umstellen von Prozessen verbunden ist, darf nicht unterschätzt werden.“

Im ersten Quartal 2013 seien gerade einmal 8,72 Prozent aller Überweisungen in Deutschland im Sepa-Format abgewickelt worden, sagte Thiele: „In acht Monaten müssen daraus 100 Prozent geworden sein. Es gibt Länder, die noch hinter uns stehen, aber unserem Anspruch entspricht diese Zahl nicht. Deutschland sollte auch bei der Sepa-Umstellung in der Champions League spielen“, sagte Thiele und forderte die Unternehmen auf, die Umstellung nicht länger hinauszuzögern: „Zu groß und drängend ist diese Baustelle mittlerweile geworden.“ Bei den größeren öffentlichen Kassen habe sich bereits einiges bewegt, Rentenzahlungen seien auf Sepa umgestellt, Kindergeldzahlungen zum Großteil auch.

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Umstellungsphase bis Februar 2016

Mit Sepa löst europaweit die „International Bank Account Number“ (IBAN) die bisherige Zahlenkombination für Kontonummern ab. In Deutschland wird die IBAN 22 Stellen haben, maximal darf sie 34 Stellen lang sein. Sie besteht aus einem Ländercode (für Deutschland: DE) und einer zweistelligen Prüfziffer. Danach folgen hierzulande die bekannte Bankleitzahl und die vertraute Kontonummer. Im Gegenzug fallen die deutsche Bankleitzahl und die europäische Bankleitzahl BIC weg.

Bislang war die IBAN hierzulande nur bei Transfers auf ausländische Konten erforderlich. Ab Februar 2014 gilt dies dann auch für Überweisungen und Lastschriften im Inland – dies allerdings vor allem für Unternehmen, Vereine oder Behörden. Nach Angaben des Bankenverbands werden Verbraucher in Deutschland noch bis Februar 2016 die Möglichkeit haben, parallel weiter wie gewohnt Kontonummer und Bankleitzahl zu verwenden. Der Bundestag hat erlaubt und die deutsche Kreditwirtschaft zugesichert, dass Banken und Sparkassen diese Daten zwei Jahre lang intern in die IBAN umrechnen. (dpa)