Wiesbaden. . Die deutsche Wirtschaft ist in den ersten Monaten des Jahres nur knapp einem Abschwung entgangen. Die Wirtschaftsleistung legte nach einem Rückgang Ende 2012 in den Monaten Januar bis März um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu. Experten hatten etwas mehr erwartet.
Die Krise im Euroraum lastet weiter schwer auf der deutschen Wirtschaft: Verunsicherte Unternehmer stellen Investitionen zurück, der traditionelle Konjunkturmotor Außenhandel schwächelt. Fast allein der steigenden Konsumfreude der privaten Haushalte ist es zu verdanken, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Vierteljahr 2013 preis-, saison- und kalenderbereinigt dennoch leicht um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal wuchs, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte.
Experten hatten allerdings ein Plus von 0,3 Prozent erwartet. Doch nach dem schwachen Jahresende 2012 kommt die Konjunktur in Deutschland nur langsam wieder in Schwung. Daher senkten Volkswirte mehrerer Banken ihre Prognosen für die Entwicklung im Gesamtjahr - auch wenn das zweite Quartal besser werden dürfte als das erste.
Langer Winter wirkte sich auf Wirtschaftsleistung aus
Das schwache Wachstum zum Jahresbeginn sei auch durch die extrem winterliche Witterung verursacht worden, betonten die Statistiker. Auch Ökonom Christian Schulz von der Berenberg Bank betonte: "Ein großer Teil der Enttäuschung ist sicherlich auf den langen, harten Winter zurückzuführen, der die Bautätigkeit und Teile der Industrieproduktion bremste." Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer schätzt, dass das kalte März-Wetter die BIP-Zuwachsrate im ersten Quartal um bis zu 0,2 Prozentpunkte gesenkt hat: "Im zweiten Quartal dürfte die deutsche Wirtschaft stärker zulegen als im ersten Quartal, weil die Bauwirtschaft die wetterbedingten Ausfälle aufholen wird."
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Das Statistikamt korrigierte am Mittwoch auch die Zahlen aus dem ohnehin schwachen Schlussquartal 2012 um weitere 0,1 Prozentpunkte nach unten. Nach den neuen Berechnungen schrumpfte die deutsche Wirtschaft zum Jahresende kräftig um 0,7 Prozent. Für das Gesamtjahr 2012 bestätigten die Statistiker einen BIP-Anstieg von 0,7 Prozent.
Positive Impulse lieferten von Januar bis März fast ausschließlich die privaten Haushalte. Nach einem Rückgang Ende 2012 erhöhten sie ihre Konsumausgaben zu Jahresbeginn wieder, berichteten die Statistiker. Auch im Gesamtjahr werde ein deutsches Wachstum maßgeblich vom privaten Konsum abhängen, prognostizierte Schulz.
Export-Zahlen der deutschen Wirtschaft rückläufig
Denn der negative Trend bei den Investitionen setzte sich zu Jahresbeginn fort: Die Unternehmer legen Investitionen auf Eis, weil sie weiterhin durch die europäische Staatsschuldenkrise verunsichert sind. "Die Krise weicht langsamer aus dem Bewusstsein der Unternehmen als bisher angenommen", sagte Krämer. Unicredit-Ökonom Andreas Rees ist allerdings überzeugt, dass im zweiten Quartal auch die Investitionen wieder anziehen werden: "Die Angst vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone lässt deutlich nach."
Die Zurückhaltung der Unternehmer trifft in der Regel den Maschinen- und Anlagenbau besonders heftig. Die deutsche Schlüsselindustrie hatte zuletzt von sinkenden Auftragseingängen berichtet, besonders das Inlandsgeschäft enttäuschte: "Dies erklärt sich (...) auch mit der Verunsicherung der Investoren", sagte der Chefvolkswirt des Verbands der Maschinenbauer, Ralph Wiechers.
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Auch die Exporte konnten die Konjunktur zu Jahresbeginn nicht befeuern: Zwar wurden deutlich weniger Waren importiert als im Schlussquartal 2012, die Ausfuhren waren aber ebenfalls rückläufig. Maßgeblich verantwortlich für die schwache Auslandskonjunktur sei die Krise im Euroraum, betonte Gustav Horn vom Institut für Makroökonomie (IMK): "Es zeigt sich zunehmend, dass Deutschland sich dieser Krise nicht entziehen kann. Daher ist für das Jahr 2013 bestenfalls noch mit einer gehobenen Stagnation zu rechnen."
Im Vorjahresvergleich sank das preisbereinigte BIP im ersten Quartal kalenderbereinigt um 0,2 Prozent. Volkswirte hatten einen Zuwachs um 0,2 Prozent erwartet. (dpa/afp)