Nürnberg. . Die Zahl der Arbeitslosen sank im April um 78.000 auf 3,02 Millionen – weniger stark als erwartet: Das schlechte Wetter hat den Frühjahrsaufschwung auf dem Arbeitsmarkt offenbar gedämpft, teilte die Bundesagentur für Arbeit am Dienstag in Nürnberg mit.
Der ungewöhnlich lange Winter hat den Frühjahrsaufschwung am Arbeitsmarkt selbst im April noch gedämpft. Die Zahl der Erwerbslosen ging vor allem wegen der Witterung vergleichsweise wenig um 78.000 auf 3.020.000 zurück, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg berichtete. Das sind 57 000 Jobsucher mehr als ein Jahr zuvor.
Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum März um 0,2 Punkte auf 7,1 Prozent. "Der deutsche Arbeitsmarkt zeigt sich insgesamt in guter Verfassung", erläuterte BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise. "Die aktuelle Entwicklung ist allerdings gedämpft."
In NRW 769.000 Menschen ohne Job
Wie im gesamten Bundesgebiet ist auch in Nordrhein-Westfalen die Zahl der Arbeitslosen ungewöhnlich schwach zurückgegangen. Wie die Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag mitteilte, waren im April 769.000 Menschen in NRW ohne Job.
Vor einem Jahr im April waren fast 25.000 weniger Arbeitslose gemeldet als jetzt. Die Arbeitslosenquote liegt in NRW derzeit mit 8,4 Prozent über der bundesweiten Quote.
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) erklärte, der deutsche Arbeitsmarkt halte die Spur. Die schwierige wirtschaftliche Lage vieler Länder Europas schlage nur sehr gedämpft auf die Situation hierzulande durch. Die Grünen nannten es alarmierend, dass weit über eine Million Menschen länger als ein Jahr ohne Job und damit langzeitarbeitslos seien.
Nachlassende Triebkraft der Konjunktur?
Da bis zum Stichtag Mitte April das Wetter immer noch ziemlich kalt und ungemütlich war, konnten einige Branchen nicht so dynamisch in die Saison starten wie sonst üblich. Der Frühjahrsaufschwung fiel deshalb schwächer aus. Das wirkte sich auch auf die Berechnung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahl aus, die um 4000 auf 2,938 Millionen stieg. Ob sich dahinter nur eine Verzerrung durch die Witterung oder stattdessen die nachlassende Triebkraft der Konjunktur verbirgt, wird sich laut BA erst noch zeigen.
Auch interessant
Trotz der konjunkturellen Schwäche der deutschen Wirtschaft haben Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Vorjahresvergleich weiter zugenommen. Die Zahl der Erwerbstätigen stieg nach den jüngsten Daten vom März um 300.000 auf 41,53 Millionen.
Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung verbesserte sich binnen Jahresfrist um 408.000 auf 28,99 Millionen (Februardaten). Diese regulären Jobs entstanden in den meisten Bundesländern und in fast allen Branchen, besonders bei den wirtschaftlichen Dienstleistungen, im Gesundheits- und Sozialwesen sowie im verarbeitenden Gewerbe.
BA-Chef Weise ist noch zuversichtlich
Rückgänge gab es vor allem bei der Zeitarbeit, die besonders sensibel auf konjunkturelle Entwicklungen reagiert. Auch die Nachfrage der Wirtschaft nach neuen Mitarbeitern ging im April spürbar zurück. Aktuell sind bei den Arbeitsagenturen 441.000 offene Stellen gemeldet, das sind 58.000 weniger als vor einem Jahr.
BA-Chef Weise zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass die Zahl der Jobsucher bald wieder unter die psychologisch wichtige Marke von drei Millionen rutscht. Mit Blick auf Mai und Juni sagte er: "Wenn nichts Schreckliches passiert, sind wir dann unter den drei Millionen." Das erste Quartal sei zwar schlechter gelaufen als erwartet. "Aber jetzt ist es ein normaler Verlauf."
Weniger Pessimisten
Auch die Kurzarbeit bewege sich derzeit im gleichen Korridor wie in den vergangenen beiden Jahren, ergänzte BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker. Zuletzt hätten im Februar 102.800 Menschen verkürzt gearbeitet. Nach den Hochrechnungen für April stellten Betriebe ungefähr 45.000 Anzeigen auf Kurzarbeit. Diese Anzeigen sind eine Art prophylaktische Anmeldung der Unternehmen; sie bedeuten nicht, dass die Firmen das Instrument zum Abpuffern von Auftragslücken auch in vollem Umfang in Anspruch nehmen.
Entsprechend stabil blieb die erst im März zurückgekehrte Zuversicht bei den 156 deutschen Arbeitsagenturen. "Drei Viertel der Agenturen sagen, die Arbeitslosigkeit wird sich im normalen saisonalen Muster entwickeln", berichtete Becker. Die übrigen 25 Prozent erwarteten eine steigende Erwerbslosigkeit. Im Februar lag der Anteil der Pessimisten noch bei knapp 47 Prozent. (dpa/rtr)