Berlin. . Schon 2012 musste Daimler-Chef Zetsche die Ziele des Autobauers kappen - nun könnte dem Dax-Konzern erneut eine Gewinnwarnung drohen. Auf der Hauptversammlung in Berlin versah Zetsche am Mittwoch die aktuelle Prognose für den Stuttgarter Autokonzern zumindest mit einem Fragezeichen.
Die Absatzkrise in Europa könnte dem Autobauer Daimler die zweite Gewinnwarnung binnen weniger Monate einhandeln. "In den kommenden Monaten erwarten wir wenig Rückenwind", sagte Konzernchef Dieter Zetsche am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Berlin. Seit Jahresbeginn sei die Nachfrage in den europäischen Märkten stärker zurückgegangen als erwartet. "Deshalb werden wir überprüfen, ob unsere bisherigen marktbezogenen Annahmen für 2013 noch Gültigkeit haben."
Daimler will sich bei der Berichterstattung für das erste Quartal in zwei Wochen zu den konkreten Erwartungen für das laufende Jahr äußern. Zetsche hatte im Herbst bereits das Gewinnziel für 2012 kappen müssen. Anfang Februar hatte er angekündigt, 2013 beim operativen Ergebnis nicht vom Fleck zu kommen. In der Autosparte erwartet er sogar einen Rückgang.
2012 war der operative Gewinn bei Mercedes Benz Cars um 15 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro gesunken. Für den Gesamtkonzern standen 8,1 Milliarden Euro in den Büchern - nach 9 Milliarden Euro im Vorjahr. Unter dem Strich rettete Daimler aber nur der Verkauf von Anteilen am Luft- und Raumfahrtkonzern EADS vor einem Gewinnrückgang.
Daimler spart Milliardenschweres Sparprogramm
Die Daimler-Aktie behauptete sich am Mittwoch dennoch als bester Wert im Dax. Händler hatten offenbar schon mit einer möglichen Gewinnwarnung gerechnet und konzentrierten sich auf den mittelfristigen Ausblick und den Start neuer Modelle.
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Verbesserungen erhofft sich Zetsche von einem Sparprogramm, mit dem der Konzern bis Ende 2014 die Kosten insgesamt um rund vier Milliarden Euro drücken will. Das gewaltige Paket hatte für Unruhe rund um den Konzern und bis in den Aufsichtsrat gesorgt. Dieser hatte Zetsches Vertrag im Februar nur um drei statt wie erwartet um fünf Jahre verlängert.
Nach dpa-Informationen wollte die Arbeitnehmerseite den Daimler-Chef sogar komplett auflaufen lassen und seinen Vertrag gar nicht verlängern. Grund: Kritik an Zetsches Führungsstil - und sein Umgang mit dem Sparprogramm. Bei den Aktionären warf dies zahlreiche Fragen zur künftigen Ausrichtung des Konzerns auf.
Konzernchef Zetsche verteidigte indes das Sparpaket. "Die Umsetzung dieser Maßnahmen wird Daimler verändern - und das führt fast zwangsläufig zu Meinungsverschiedenheiten", sagte er. "Umso wichtiger ist es, dass die vom Vorstand entwickelte Strategie auch vom Aufsichtsrat volle Rückendeckung hat." Diese hatte ihm der Vorsitzende des Gremiums, Manfred Bischof, zuvor zugesichert.
Daimler-Chef Zetsche hofft auf das zweite Halbjahr 2013
Einen Schub sollen Daimler zudem neue Modellen wie die kompakte A- und B-Klasse oder die Limousinen der E- und S-Klasse geben. "Was unsere Geschäftsentwicklung betrifft, rechnen wir dank der Verfügbarkeit wichtiger neuer Produkte und laufender Effizienzprogramme für das zweite Halbjahr mit Ergebnissen, die über dem Niveau der ersten Jahreshälfte liegen", kündigte Zetsche an.
Autosalon Paris 2012
Der Automarkt in Westeuropa liegt bereits seit Monaten am Boden, angesichts der Schuldenkrise sind die Verkäufe vor allem in südeuropäischen Ländern eingebrochen. Zuletzt musste sogar Branchenprimus Volkswagen wegen der kriselnden Märkte für seine Kernmarke VW ein Absatzminus für den Monat März vermelden.
Zetsche rechnet beim Pkw-Absatz trotz "eines schwierigen ersten Quartals" für das Gesamtjahr mit einem neuerlichen Wachstum. 2012 hatte Daimler einen Rekordwert eingefahren.
Der Autobauer will bis 2020 an seinen Konkurrenten BMW und Audi vorbeiziehen und wieder Nummer eins im Oberklasse-Segment werden. Auf der Hauptversammlung wurde dieses Ziel von den Aktionären jedoch immer wieder kritisch hinterfragt. Vor allem in China haben die Schwaben derzeit Probleme, aufzuschließen. Auf dem wichtigen Wachstumsmarkt verkaufen die Erzrivalen aus Bayern nicht nur mehr Autos, sie verdienen auch besser daran.
"Wer also global den Ton angeben will, muss auch in China stark sein", erklärte Zetsche. "Im letzten Jahr haben wir unsere eigenen Ansprüche nicht erfüllt." Zugleich zeigte er sich zuversichtlich, die langfristigen Ziele zu erreichen. "Der eingeschlagene Weg ist richtig, wir müssen ihn aber auch gehen." (dpa)