Bonn. . Die Deutsche Telekom denkt über Volumengrenzen für DSL-Anschlüsse nach. Neukunden könnten davon schon ab Anfang Mai betroffen sein. Vorbild für die neuen Tarife sind Mobilfunkverträge mit entsprechenden Klauseln.

Bislang ist es nur ein Beitrag im Blog der Deutschen Telekom. Doch bietet der Internet-Artikel viel Raum für Spekulationen: Der Konzern plant offenbar, neue Tarife für DSL-Anschlüsse einzuführen. Neukunden, die sich für einen Breitband-Internetanschluss entscheiden, müssen wohl künftig eine Volumengrenze in Kauf nehmen. Vorbild sind Mobilfunktarife.

Wer ein Handy mit Internetanbindung sein Eigen nennt, kennt sie bereits, diese Grenze. Überschreiten Kunden beim Surfen im Netz eine bestimmte Datenmenge, wird die Geschwindigkeit, mit der die Bits und Bytes auf dem Mobiltelefon ankommen, massiv gedrosselt.

Diese Bremse lässt sich über eine zusätzliche Zahlung an den Anbieter lösen. So zahlen zum Beispiel Kunden der Telekom knapp fünf Euro, wenn sie ihr Download-Volumen erschöpft haben und mit gewohnter Geschwindigkeit auf dem Handy weitersurfen wollen.

Sehr viel Konkurrenz im Festnetz

Jetzt plant der Bonner Konzern offenbar auch beim Festnetz entsprechende Tarife. Und liefert auch gleich Gründe für diesen Schritt. „Wie alle Netzbetreiber steht auch die Telekom vor einer großen ­Herausforderung: Auf der einen Seite wächst das Datenvolumen exponentiell. Die Netze müssen also massiv ausgebaut werden und das kostet Milliarden. Auf der anderen Seite kennen die Telekommunikationspreise seit Jahren nur eine Richtung: abwärts und das rasant“, heißt es in dem Telekom-Beitrag.

DSL Breitbandanschlüsse von 2001 bis 2011.
DSL Breitbandanschlüsse von 2001 bis 2011.

Tatsache ist: Die Deutsche Telekom hat zwischen 2001 und 2011 im Festnetzbereich sehr viel Konkurrenz bekommen. Laut Jahresbericht der Bundesnetzagentur von 2011 konnte die Telekom 2001 rund 95,3 Prozent der Breitbandkunden in Deutschland an sich binden, 2011 waren es nur 45,1 Prozent der fast 28 Millionen Anschlüsse. Die Wettbewerber bauten im selben Zeitraum ihren Marktanteil von 4,7 auf 54,9 Prozent aus. Und mit jedem neuen Marktteilnehmer stieg auch der Preisdruck auf den ehemaligen Monopolisten.

Festnetzanschlüsse mit Internet- und Telefonflatrate gibt es in Deutschland mittlerweile schon ab etwa 20 Euro im Monat. Auch die Telekom-Konkurrenz dürfte damit nicht allzu viel verdienen, muss sie doch beim Bonner Telekom-Konzern „die letzte Meile“, die sogenannte Teilnehmeranschlussleitung (TAL), anmieten. Dafür darf die Telekom der Konkurrenz zurzeit rund zehn Euro pro Anschluss in Rechnung stellen. Insofern ist es nur folgerichtig, dass die Anbieter neue Wege beschreiten wollen, um Geld zu verdienen.

Eisernes Schweigen

Ob Kunden, die im Rahmen ihres gebuchten Datenvolumens bleiben, künftig weniger zahlen, darüber schweigt sich die Telekom aber aus. Auf offizielle Anfragen reagiert der Bonner Konzern mit eisernem Schweigen. Man wolle sich über den Internet-Artikel hinaus nicht zum Thema äußern.

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Allerdings wollen einige Technik-Seiten im Netz schon erfahren haben, dass die neuen Regeln zur Volumengrenze bereits ab Anfang Mai gelten. Im kleinsten Tarif, dem „Call & Surf mit DSL“, soll dann etwa eine Volumengrenze von 75 Gigabyte gelten. Das ist zwar mehr, als ein durchschnittlicher Internet-Nutzer im Monat verbraucht, allerdings dürften „Power-User“, also Kunden, die oft im Internet unterwegs sind und dabei viel Datenverkehr erzeugen, schnell an die Volumengrenze geraten. Weil sie Spiele herunterladen oder Filme über das Internet streamen. Im oben genannten Tarif sollen Nutzer von 16 Megabit auf 384 Kilobit pro Sekunde heruntergebremst werden.

Das Ende der Netzneutralität

Kritiker der Telekom-Pläne befürchten darüber hinaus ein Ende der sogenannten Netzneutralität: Weil die Telekom bestimmte Anbieter von Internetdiensten bevorzugen und von der Volumengrenze ausnehmen könnte. Vorbild ist auch hier der Mobilfunk: Telekom-Kunden werden die vom Musikdienst Spotify entstandenen Daten nicht auf die Volumengrenze angerechnet, wenn sie bereit sind, dafür extra zu bezahlen.