Essen. . Droht Hochtief jetzt doch die Zerschlagung? Der neue Unternehmenslenker Marcelino Fernandez plant, wesentliche Teile des Unternehmens zu verkaufen. Damit verbunden wäre wohl ein Stellenabbau im Management. Hochtief steht eine turbulente Aufsichtsratssitzung bevor.
Ungeachtet aller Beteuerungen des spanischen Mehrheitseigentümers ACS steht dem Essener Hochtief-Konzern womöglich doch die Zerschlagung bevor. Nach Informationen dieser Zeitung aus dem Unternehmensumfeld plant der neue Hochtief-Chef Marcelino Fernandez Verdes den Verkauf wesentlicher Teile des Unternehmens.
Derzeit arbeitet Fernandez an der Neuausrichtung des Konzerns. Ein Punkt in den Überlegungen ist der Verkauf des Servicebereiches mit 6000 Mitarbeitern und der Projektentwicklung mit rund 200 Mitarbeitern. Damit wäre etwa die Hälfte des Geschäftsbereiches der Hochtief Solutions AG von den Zerlegungsabsichten betroffen. Offenbar will der Spanier damit auch den Erwartungen der Börsenanalysten entgegenkommen. Bei Hochtief hieß es, es seien „keinerlei Entscheidungen“ gefallen.
200 Mitarbeiter in der Projektentwicklung
Im Servicebereich hat der größte deutsche Baukonzern das Geschäft mit dem Gebäudemanagement zusammengefasst: also etwa die technische Ausstattung, Wartung und Betrieb von größeren Bürogebäuden oder Flughäfen. In der Projektentwicklung sind 200 Mitarbeiter mit der Planung und Entwicklung von Stadtquartieren, Büroimmobilien oder Einzelhandelsflächen beschäftigt.
Sollte Fernandez die Pläne in die Tat umsetzen wollen, muss er mit dem heftigsten Widerstand der Arbeitnehmervertreter rechnen. Schließlich würde der Manager glatt wortbrüchig. Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat hatten sich von Fernandez schriftlich zusichern lassen, dass es keine Zerschlagung von Hochtief geben werde. In einem Mitarbeiterbrief hatte der Hochtief-Chef mit Blick auf die künftige Strategie geschrieben, „Aufsichtsrat und Vorstand sind sich darin einig, dass eine Zerschlagung oder Filetierung der Hochtief AG kein Gegenstand einer solchen Strategie ist und sein wird.“
Bei einem Verkauf droht Stellenabbau
IG-Bau-Chef Klaus Wiesehügel, Mitglied im Aufsichtsrat, hatte im November nach der Wahl von Fernandez gesagt, ein Stellenabbau sei für Hochtief keine Strategie. Ein Verkauf der Bereiche hätte aber vermutlich einen Stellenabbau in den Verwaltungsbereichen in einer mittleren dreistelligen Größenordnung zur Folge, heißt es im Unternehmensumfeld.
Dem Vernehmen nach will der Manager das Infrastrukturgeschäft stärken und die derzeit niedrigen Gewinnmargen erhöhen. Das aber gilt in der Branche als äußerst schwierig wegen des starken Wettbewerbs. Spekuliert wird auch, dass Hochtief mit der spanischen ACS-Tochter Dragados zusammengelegt werden könnte.
Die Aufsichtsratssitzung könnte turbulent werden
Sollte die neue Strategie in der Aufsichtsratssitzung am 27. Februar auf den Tisch kommen, dürfte es turbulent zugehen. Laut Informationsdienst „Platow Brief“ sollen die unabhängigen Mitglieder in dem Gremium mit Rücktritt gedroht haben. Die Unternehmensberaterin Christine Wolff ist bereits ausgeschieden. „Aus persönlichen Gründen“, heißt es bei Hochtief.